Forschen statt Wohnen: Auf dem Gelände der ehemaligen Kronprinz-Rupprecht-Kaserne auf der Ostseite der Schleißheimer Straße könnten anders als ursprünglich von der Stadt geplant
Areal Kronprinz-Rupprecht-Kaserne und Virginia-Depot
Neubebauung im Münchner Norden Themenseite zur Neubebauung des Areals Kronprinz-Rupprecht-Kaserne und des Virginia-Depot
statt der vorgesehenen 1200 bis 1400 Wohnungen Gewerbebauten zur Erweiterung des im Süden angrenzenden Forschungs- und Innovationszentrums (FIZ) des Münchner Autobauers BMW entstehen. Der Konzern beabsichtigt der Stadt zufolge mit dieser »letzten großen Erweiterung des FIZ die nachhaltige Sicherung des Firmenstandorts München«.
Änderungen des Strukturkonzeptes beantragt
BMW habe deshalb die entsprechende Änderung des Strukturkonzeptes beantragt und die Ausweisung des »Sondergebietes Forschung und Entwicklung« für das Kasernenareal. Das sieht zumindest ein internes Papier des Planungsreferates vor. Der Stadtrat soll Ende dieses Jahres oder Anfang nächsten Jahres das Strukturkonzept 2010 für das einstige Militärgelände, 1994 still gelegt, beschließen. Diesen Zeitplan nannte Michael Hardi vom Planungsreferat auf Anfrage.
Das aktuelle Papier sieht im Vergleich zum Strukturkonzept von 2003 große Korrekturen vor. Die Wohnbebauung im Norden des Kasernengeländes entlang der Rathenaustraße soll komplett gestrichen werden. Dort war für ein »breites Bevölkerungsspektrum« der Bau von Wohnkomplexen mit bis zu 1400 Einheiten geplant. Gut jede zweite Wohnung sollte öffentlich gefördert sein (52 Prozent). Entstehen sollten ferner ein kleines Stadtteilzentrum zur Versorgung der Wohngebiete, soziale Infrastruktur wie Kindergärten und Krippen sowie Grünflächen. Auf dem Areal des sogenannten Virginia-Depots auf der Westseite der Schleißheimer Straße waren außerdem größere Gewerbeflächen geplant.
Realisierung des ursprünglichen Plans erscheint fraglich
Ob all das realisiert wird, erscheint derzeit äußerst fraglich. Denn »die Versuche der Bundesrepublik, die Wohnbauflächen östlich und die Gewerbeflächen westlich der Schleißheimer Straße auf Grundlage der Beschlüsse von 2003 zu vermarkten, blieben erfolglos«, heißt es in dem verwaltungsinternen Papier. Die BMW AG habe inzwischen der Stadt mitgeteilt, dass sie den Erwerb der geplanten Wohnflächen im Norden des Kasernengeländes in Erwägung ziehe, und zwar zur möglichen nochmaligen Erweiterung des bestehenden Forschungs- und Innovationszentrums (FIZ) um 16,8 Hektar. Für eine erste Erweiterung hat die BMW AG nach Angaben der Stadt bereits eine 8,4 Hektar große Fläche von der Bundesrepublik erworben, und zwar im Süden des Kasernenareals.
Dieses Gelände ist planungsrechtlich als »Sondergebiet Forschungs-, Entwicklungs- und Erprobungszentrum des Fahrzeug- und Maschinenbaus« ausgewiesen. Auf einer Teilfläche gibt es der Stadt zufolge bereits eine unterirdische Crash-Anlage. Fazit: Sollte der Münchner Autokonzern auch noch den Nordteil der Kronprinz-Rupprecht-Kaserne kaufen, dann würde sich BMW fast auf das gesamte Militärgelände östlich der Schleißheimer Straße in Milbertshofen ausbreiten bis auf eine kleine Restfläche: An der nordöstlichen Ecke des Kasernenareals an der Rathenau-, Knorrstraße will die Stadt in den nächsten Jahren ein vierzügiges Gymnasium für den Münchner Norden bauen (Fläche: drei Hektar). Westlich der Schleißheimer Straße, im Virginia-Depot im Stadtteil Hasenbergl, will man ein großzügiges Sportareal, mehrere riesige ökologische Ausgleichsflächen sowie 3,9 Hektar für höherwertiges Gewerbe unterbringen.
Schon jetzt sind dort Einrichtungen des Technischen Hilfswerks und der Münchner Stadtentwässerung angesiedelt. Die sogenannte Panzerbrücke über die Schleißheimer Straße soll als private Erschließungsstraße für das Forschungs- und Innovationszentrum von BMW erhalten werden. Hier herrscht heute schon ein reger Autoverkehr zum bestehenden Forschungs- und Innovationszentrum von BMW.
Fuß- und Radweg soll es ebenfalls nicht mehr geben
Entgegen der ursprünglichen Planung soll es für die Anwohner keine Ost-West-Verbindung in Form eines Fuß- und Radweges durch Kronprinz-Rupprecht-Kaserne und Virginia-Depot geben.
Das missfällt Markus Auerbach (SPD), dem Vorsitzenden des Bezirksausschusses Feldmoching-Hasenbergl, heftig: »Das wäre ein immenser Umweg«, kritisierte der Stadtteilpolitiker in einer ersten Vorab-Reaktion auf das Strukturkonzept 2010. Das Gremium will wie die Nachbarn in Milbertshofen-Am Hart erst noch ausführlich zu dem Papier Stellung nehmen.
Wally Schmidt