Veröffentlicht am 28.09.2010 00:00

Unterföhring · Tempel der Kultur


Von red
Ein weinroter Kubus, der richtig was her macht: Das nagelneue Unterföhringer Bürgerhaus erfüllt die Wünsche aller Kulturschaffenden.	 (Foto: Ulla Baumgart)
Ein weinroter Kubus, der richtig was her macht: Das nagelneue Unterföhringer Bürgerhaus erfüllt die Wünsche aller Kulturschaffenden. (Foto: Ulla Baumgart)
Ein weinroter Kubus, der richtig was her macht: Das nagelneue Unterföhringer Bürgerhaus erfüllt die Wünsche aller Kulturschaffenden. (Foto: Ulla Baumgart)
Ein weinroter Kubus, der richtig was her macht: Das nagelneue Unterföhringer Bürgerhaus erfüllt die Wünsche aller Kulturschaffenden. (Foto: Ulla Baumgart)
Ein weinroter Kubus, der richtig was her macht: Das nagelneue Unterföhringer Bürgerhaus erfüllt die Wünsche aller Kulturschaffenden. (Foto: Ulla Baumgart)

Wer sich mit dem Auto von München kommend dem alten Unterföhringer Ortskern nähert, kann ihn nicht übersehen, den weinroten Kubus auf der linken Straßenseite. Das Bürgerhaus ist das neue Wahrzeichen der Mediengemeinde, mit einer Grundfläche von 60 mal 40 Metern und einer Traufhöhe von zwölf Metern ähnelt es fast einem kleinen Gasteig.

Bürgerhaus in Unterföhring

Unterföhrings Bürgerhaus Themenseite zum Bürgerhaus in Unterföhring: der 1. Spatenstich, das Richtfest und wie es von den Unterföhringern angenommen wird

Ein Ortsfremder könnte vermuten, da habe sich der Bürgermeister einer Vorortgemeinde mit 9.000 Einwohnern ein Denkmal setzen wollen. Hält man sich aber vor Augen, dass Unterföhring – einer der wichtigsten deutschen Medienstandorte und Firmensitz großer Versicherungsunternehmen – 16.000 Arbeitsplätze und 230 Millionen Euro Rücklagen besitzt, dann scheint der Kulturtempel für 30 Millionen Euro durchaus angemessen.

Entworfen hat ihn der Architekt Dieter Guttenberger von der Stuttgarter Werkgemeinschaft, der sich in einer europaweiten Ausschreibung gegen 500 Mitbewerber durchgesetzt hat. Die Außenanlagen gestaltete Landschaftsarchitekt Klaus Wiederkehr. Die Premiere hat das Haus nach knapp zweieinhalb Jahren Bauzeit bereits hinter sich. Mit über 400 geladenen Gästen wurde vergangenen Donnerstag dort Einweihung gefeiert. »Der Bühnenaufgang erinnert an den im Herkulessaal«, befand dabei einer, der es wissen muss: Hermann Rumschöttel, ehemaliger Generaldirektor der staatlichen Archive Bayerns und Hauptredner am Festabend.

Der Große Saal etwa braucht den Vergleich mit Münchner Häusern nicht zu scheuen: Er erstreckt sich wie das Foyer und die Bibliothek über drei Stockwerke und umfasst mit Empore 500 Quadratmeter. Auf der 100 Quadratmeter großen Spielfläche mit einem 35 Quadratmeter großen Orchestergraben davor, ausgestattet mit ausgefeilter Veranstaltungstechnik, werden auch große Opern und TV-Aufzeichnungen über die Bühne gehen. Für Veranstaltungen im intimeren Rahmen, wie Werkraumtheater, Seminare und Vorträge, ist der Kleine Saal vorgesehen. Tageslicht fällt dort durch die voll verglaste Ostwand ein. Der Raum misst 86 Quadratmeter und bietet rund 80 Zuhörern Platz.

In der Bibliothek finden Bücherfreunde über drei Etagen nicht nur 23.000 Medien zur Auswahl vor, sondern auch eine großzügige Leselandschaft und moderne Computerarbeitsplätze. Für die Unterföhringer Vereine und Gruppen gibt es ebenso Räume wie für die Plattler des Trachtenvereins Edelweiß, die künftig auf einem eigens eingebauten Schwingboden proben dürfen.

Für private Partys kann man im Untergeschoss einen etwa hundert Quadratmeter großen Raum mieten, gleich nebenan dürfen Kegler auf der zweibahnigen Bundeskegelbahn eine ruhige

Kugel schieben. Wer dabei ins Schwitzen kommt, findet dort auch Duschen und Umkleideräume vor. Nicht zu vergessen die Musikschule, die im zweiten Stock eine Zimmerflucht von fünf Räumen mit insgesamt 110 Quadratmetern bezieht. Ausreden für Übungsfaule sind künftig ausgeschlossen. Peter Settele, zehn Jahre lang ehrenamtlicher Kulturbeauftragter der Gemeinde, sagte dazu in seinem Grußwort beim Festabend: »Lasst Kinder mit Musik aufwachsen. Das ganze Haus soll tagaus, tagein erfüllt sein von Musik, dem Medium, das von Herzen kommt und zu Herzen geht.«

Große Oper ist auch das fast 1.000 Quadratmeter große Foyer mit der haushohen Glasfassade, die den Blick auf die Wasserspiele an der Ostseite freigibt. Selbstredend ist auch die Haustechnik vom Feinsten. Geheizt wird mit gemeindeeigener Geothermie, den Strom erzeugt eine Photovoltaikanlage.

Bei einem Tag der offenen Tür am Samstag, 2. Oktober, können die Unterföhringer und ihre Nachbarn das Prunkstück von 11 bis 17 Uhr näher in Augenschein nehmen. Auftritte des Trachtenvereins, der Jugendblaskapelle, des Schulchors und des Männergesangsvereins sowie Führungen durchs Haus sollen eventuelle Berührungsängste nehmen.

In seinem Festvortrag anlässlich der Eröffnung sagte Professor Rumschöttel über das neue Bürgerhaus: »Die Unterföhringer bekommen einen Ort, wo sie sich zuhause fühlen und Heimat erleben können.« Claudia Schmohl

north