Veröffentlicht am 01.12.2010 00:00

Moosach · Anderwerk hilft auf dem Weg zurück in den Arbeitsmarkt


Von red
José Gonzalez ist fast immer gut gelaunt – seine Arbeit bei Anderwerk hat eine für ihn schwierige Zeit beendet.	 (Fotos: cr)
José Gonzalez ist fast immer gut gelaunt – seine Arbeit bei Anderwerk hat eine für ihn schwierige Zeit beendet. (Fotos: cr)
José Gonzalez ist fast immer gut gelaunt – seine Arbeit bei Anderwerk hat eine für ihn schwierige Zeit beendet. (Fotos: cr)
José Gonzalez ist fast immer gut gelaunt – seine Arbeit bei Anderwerk hat eine für ihn schwierige Zeit beendet. (Fotos: cr)
José Gonzalez ist fast immer gut gelaunt – seine Arbeit bei Anderwerk hat eine für ihn schwierige Zeit beendet. (Fotos: cr)

José Gonzalez ist aufs Abstellgleis geschoben worden. Langzeitarbeitslos. Hartz IV. Damit will sich der 46-Jährige aber nicht abfinden. Seine Versuche, eine feste Arbeit zu finden, sind fehlgeschlagen. Der gelernte Kommunikationselektroniker konnte wegen körperlicher ­Beschwerden nicht mehr arbeiten. Bandscheibe, Leistenbeschwerden – damit war er raus.

Jetzt geht es wieder, aber in seiner Branche hat er den Wiedereinstieg nicht gefunden. Aber aufgeben kam für ihn nie infrage. Stattdessen hat er sich eines Tages gesagt: »Ich suche mir jetzt eine Arbeit, selbst wenn ich kein Geld dafür bekomme.«

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Gonzalez ist wieder in der Spur

Über die ARGE (Arbeitsgemeinschaft für Beschäftigung) ist Gonzalez zu Anderwerk nach Moosach gekommen. Jetzt repariert er Computer und Bildschirme, setzt neue Computer aus gebrauchten, aber höherwertigen Bauteilen zusammen, die dann als neue Einheit weiterverkauft werden. José Gonzalez stellt mit der Arbeit seiner Hände und seines Kopfes Dinge her, die andere kaufen. Er ist wieder in der Spur. Schwer zu sagen, ob der gebürtige Kubaner, der seit 26 Jahren in Deutschland lebt, ein Ausnahmefall ist. Obwohl er in seinem Berufsleben selten auf die Füße gefallen ist, hat er nie die gute Laune verloren. Auch wenn es nicht immer leicht war, wie er zugibt. »Ich habe viel gelesen, immer versucht, etwas für den Kopf zu tun«, erzählt er. Aber den Weg zurück hat José Gonzalez erst zur Hälfte geschafft. Und das weiß er auch.

Die Beschäftigung bei der Anderwerk GmbH, einem Tochterunternehmen der Arbeiterwohlfahrt München, ist auf zwei Jahre befristet. Es ist keine sozialversicherungspflichtige Arbeitsstelle, sondern eine Qualifizierungsmaßnahme zur Rückkehr in den Beruf. Die Entlohnung erlaubt keine großen Sprünge. Es ist ein »Ein-Euro-Job«. Gerade in jüngerer Vergangenheit sind die Ein-Euro-Jobs als Flops angeprangert worden, mit denen Arbeitskräfte zu billigsten Bedingungen nahezu ausgebeutet werden, ohne dass sich die Chancen auf eine Rückkehr in den ersten Arbeitsmarkt nennenswert erhöhen würden. Hier bildet Anderwerk die Ausnahme und setzt genau das um, weshalb die Ein-Euro-Jobs ursprünglich geschaffen wurden, bevor sie von vielen Arbeitgebern missbraucht wurden. Denn Anderwerk kalkuliert mit dem wirtschaftlichen Defizit, das zwangsläufig entsteht. Anderwerk investiert in den Menschen, von dem in der Folge ein anderer Arbeitgeber profitiert.

Vorbereitung auf den Berufsalltag

José Gonzalez macht eine Arbeit, die er kann und die ihm Spaß macht. Er sammelt Berufspraxis, hat einen strukturierten Arbeitstag innerhalb eines Teams und bereitet sich auf eine Arbeit nach seiner Anderwerk-Zeit vor. Denn spätestens wenn die zwei Jahre vorbei sind, muss er Anderwerk verlassen. Keine leichte Situation auch für Karl Tafelmayer. Er ist Leiter der Elektroabteilung bei Anderwerk und damit Gonzalez’ Vorgesetzter. »José bringt viel Know-how mit und unterstützt mich sehr«, berichtet Tafelmayer, wohl wissend, dass er in absehbarer Zeit auf diese Unterstützung verzichten muss. Dennoch hofft er darauf, dass ein Arbeitgeber aus der Region auf José Gonzalez aufmerksam wird – auch wenn das für ihn den Nachteil bedeutet, Leistungsträger im Bedarfsfall vorzeitig abgeben zu müssen.

Zu Leistungsträgern werden die Mitarbeiter, die im Laufe der Qualifizierungsmaßnahme Zuverlässigkeit und Selbstständigkeit beweisen. Damit zeigen sie, dass sie auch für andere Arbeitgeber wertvolle Mitarbeiter sind. Das gilt einerseits für die Mitarbeiter der Elektroabteilung in der Gneisenaustraße, die Computer reparieren, Elektrogeräte testen, so genannte Weiße Ware (Haushaltsgeräte für Küche und Bad) instandsetzen und auf Baustellen arbeiten – alles immer unter Anleitung und Qualitätskontrolle eines Elektromeisters. Das gilt andererseits auch für die Kollegen in der Kfz-Werkstatt im gleichen Haus.

Kfz-Werkstatt offen für alle Kunden

Die hochmoderne Werkstatt steht unter der Leitung zweier Kfz-Meister, Hans van Mark und Thomas Eindl. Die beiden verstehen ihr Handwerk und könnten mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung jeder Kfz-Werkstatt helfen. »Für mich war immer auch der soziale Aspekt wichtig«, betont van Mark. Daher kommt ihm das Konzept von Anderwerk sehr entgegen. Hier kann er seine Fähigkeiten mit dem Wunsch, anderen Menschen zu helfen, sinnvoll verbinden.

Die fast neue Werkstatt ist nahezu optimal ausgestattet. »Wir können hier praktisch alle Arbeiten erledigen, von der Beseitigung eines Kratzers im Lack bis zur großen Inspektion«, erklärt van Mark. Ob Bremstest, Achsvermessung oder einfach nur Reifenwechsel – jedes Fabrikat, jedes Modell ist in der Anderwerk-Werkstatt in guten Händen. Der Deal: Der Kunde muss für die Arbeit weniger zahlen als in einer marktwirtschaftlich orientierten Kfz-Werkstatt. Dafür kann es etwas länger dauern, als man das vielleicht gewohnt ist, weil die Arbeiten eben nicht von den Meistern ausgeführt werden, sondern von den engagierten Kollegen, die an der Qualifizierungsmaßnahme in der Werkstatt teilnehmen.

Muss der Kunde deshalb mit Qualitätseinbußen rechnen? »Nein, denn wir stehen hier für saubere Arbeit mit hoher Qualität und hohem Sicherheitsstandard«, betont van Mark. Nähere Informationen zu der Kfz-Werkstatt gibt es telefonisch unter der Nummer 0 89 / 4 58 32-0.

Wer bei Anderwerk arbeiten darf, muss sich an die Spielregeln halten. Umso größer ist die Chance, die man sich selbst erarbeitet, und das ist letztlich unbezahlbar. cr

- Ideal für Einsteiger Die Windows-Rechner und Monitore, die in der Anderwerk-Werkstatt repariert und zusammengebaut werden, eignen sich ideal für Einsteiger. Die Rechner sind mit einem lizenzierten Betriebssystem (Windows XP Home) ausgestattet, verfügen in der Regel über eine hohe Rechnerleistung und viel Arbeitsspeicher auch für komplexe Anwendungen. Da es sich um gebrauchte Hardware handelt, liegen die Preise deutlich unter marktüblichen Werten. So sind zum Beispiel Bildschirme schon ab zehn bis 15 Euro erhältlich. Wer sich für die Rechner oder Bildschirme interessiert, kann einfach bei Anderwerk in der Gneisenaustraße 8 in Moosach vorbeikommen und sich die Geräte in der Elektrowerkstatt im ersten Stock selbst anschauen. Zur Sicherheit des Käufers sind alle Rechner und Monitore mit einer Garantie von Anderwerk ausgestattet.

Nähere Infos gibt es unter Telefon 0 89 / 13 95 78 29-21

Ein Job für José

»José Gonzalez ist bereit für den Arbeitsmarkt«, sagt Karl Tafelmayer. Er kann das beurteilen. Umso enttäuschender wäre es, wenn die Qualifizierungsmaßnahme bei Anderwerk dadurch an Wert verlieren würde, wenn Gonzalez im Anschluss nicht auf dem Arbeitsmarkt unterkommen könnte.

Wer sich näher über die Fähigkeiten des 46-Jährigen informieren möchte oder wer eine passende Arbeitsstelle zu besetzen hat, kann sich unter Telefon 0 89 / 13 95 78 29-21 bei Karl Tafelmayer melden. Für Gonzalez sprechen seine Kreativität, seine Problemlösungsstrategie, seine Teamfähigkeit und seine ausgezeichneten Deutsch- und Spanischkenntnisse, bestätigt Tafelmayer.

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