Die Räume sind hoffnungslos überbelegt, der Vermieter wird aller Voraussicht nach in wenigen Jahren Eigenbedarf anmelden, gleichzeitig ist der Bedarf nach Kinderbetreuungseinrichtungen in dem von Bauboom geprägten Stadtviertel Trudering ungebrochen hoch:
Es sind große Probleme, mit denen der als Verein eingetragene Kindergarten »Spatzennest« am Groschenweg derzeit zu kämpfen hat. Deswegen haben sich Vorstandsmitglieder und Vertreter der Einrichtung, an die ein Kinder- und ein Vorschulkindergarten, eine Zwergerl- sowie eine Mutter-Kind-Gruppe angeschlossen sind, an den Bezirksausschuss Trudering-Riem (BA 15) gewandt: Ziel ist es, sobald wie möglich eine neue Bleibe zu finden. »Leider ist die momentane Situation für sehr viele Familien extrem unbefriedigend manchmal sogar existenzbedrohend.«
Mit diesen Worten umriss Corina Ernemann von der Arbeitsgruppe »Öffentlichkeitsarbeit« vor dem 30-köpfigen Gremium im Truderinger Kulturzentrum die Problemlage. In einer Unterschriftenliste haben sich bereits 50 besorgte Eltern eingetragen. Ernemann verwies auf den Bildungs- und Erziehungsauftrag des Freistaates sowie auf das vom Bund vorgegebene politische Ziel, wonach bis zum Jahr 2013 jede Familie Anspruch auf Krippenplätze haben soll. Trudering sei auf dieses Szenario allerdings denkbar schlecht vorbereitet, diagnostizierte Ernemann: »Hier mangelt es wie vielerorts insbesondere an vernetzten Kinderbetreuungsmöglichkeiten, angefangen vom Krippen- bis zum Schulkind.« Viele Truderinger Eltern stünden tagtäglich vor der Herausforderung, Beruf und Familie zu vereinbaren, »ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen«.
Die baulichen Gegebenheiten des Kindergartens ließen eine Erweiterung nicht mehr zu, führte Ernemann weiter aus: So verfügt das »Spatzennest« mit derzeit 50 betreuten Kindern über eine Nutzfläche von nur 150 Quadratmetern sowie einen Garten in vergleichbarer Größe. Neben den Versorgungseinrichtungen gibt es noch zweimal wöchentlich Angebote für die musikalische Frühförderung. Vor diesem Hintergrund seien der geplante Ausbau der Mittagsbetreuung sowie eine Verlängerung der Öffnungszeiten so gut wie ausgeschlossen: »Wir haben bei Weitem die maximale Auslastung unserer Räume erreicht.« Deswegen will der Kindergarten die Zelte am liebsten ganz woanders aufschlagen. Konkret denkt der Verein an ein Gewerbeobjekt oder an ein Haus in einem Mischgebiet in Trudering. Laut Ernemann sollte das Gebäude mindestens 200 Quadratmeter groß, auf vier Zimmer verteilt und mit einer Küche und einem Bad ausgestattet sein. Um Umbauten zu vermeiden, sollten die Räume außerdem ebenerdig liegen. Schon seit längerem habe man sich um eine geeignete Immobilie bemüht jedoch erfolglos, wie die verheiratete Mutter dreier Kinder schilderte.
Bei den zuständigen Behörden der Landeshauptstadt München sei man mit dem Anliegen bislang nicht auf offene Ohren gestoßen. »Wir brauchen dringend Ihre Unterstützung«, lautete deswegen Ernemanns Appell an den Bezirksausschuss. Dort will man sich der Sache annehmen und jetzt das Kommunalreferat kontaktieren. BA-Vorsitzende Stephanie Hentschel
(CSU) sicherte zwar Solidarität zu, gleichzeitig hielt sie aber fest, dass die Handlungsmöglichkeiten der Stadt angesichts der Vielzahl von Bauwünschen und der großen Nachfrage nach Kinderbetreuungseinrichtungen begrenzt seien. »Die Stadt kommt nicht auf die Träger zu«, sagte auch SPD-Sprecherin Maren Salzmann-Brünjes. Dennoch: »Wir behalten Sie im Auge«, versprach Hentschel. mst