Im Februar oder März entscheidet der Stadtrat. Nach zu erwartender Zustimmung folgt binnen vier bis fünf Monaten die Ausschreibung und die Vergabe der Maßnahmen. Die eigentlichen Bauarbeiten dauern wohl knapp acht Wochen. »Im Spätsommer 2011, wahrscheinlich im September«, so Stadtplanungs-Pressesprecher Thorsten Vogel, »dürfte dann alles fertig sein«.
Isarring in München-Ost
München/Bogenhausen · Endlich freie Fahrt am Isarring? Themenseite zur Optimierung des Isarring-Verkehrs: Eine neuartigen Ampelsteuerung soll es regeln (sechsmonatigen Testphase startete im August 2011).
Alles das ist die vorläufige Lösung für die Staufalle Isarring/Ifflandstraße: Die einmündende Ifflandstraße wird auf eine Bahn per Einfädelspur verengt, die beiden Fahrbahnen des Isarrings werden durch eine 200 Meter lange Leitschwelle getrennt. Die rechte Strecke des Rings wird abwechselnd mit der Ifflandstraße ampelgesteuert, auf der linken Spur kann der Verkehr durchgehend Richtung Schwabing fließen.
In der Beamtenfachsprache wird dieser laut Vogel in Deutschland bislang einmalige Modellversuch als »teilsignalisierter Knoten« bezeichnet. Anlass für die Maßnahme sind die Rückstaus seit Eröffnung des Richard-Strauss- und Effnertunnels im Juli 2009. Ende Oktober 2009 hatte der Stadtrat auf mehrere Anträge hin reagiert und eine sogenannte Machbarkeitsstudie beschlossen. Es galt, eine »kurzfristig umsetzbare Variante zur Verbesserung der verkehrlichen Situation« zu finden. Dieser »Umgestaltung« hat das Innenministerium zugestimmt unter der Voraussetzung, dass es sich um eine Zwischenlösung bis zum endgültigen Ausbau handelt, dass die Einrichtung Versuchscharakter aufweist und schnell rückbaubar ist für den Fall auftretender Sicherheitsprobleme. Und: »Auf der linken Spur des Isarrings muss aus verkehrsrechtlichen Gründen ein Dauergrünsignal eingerichtet werden.«
Beim genannten künftigen »endgültigen Ausbau« geschätzte Kosten etwa 2,6 Millionen Euro ist vorgesehen, den Isarring dreispurig auszubauen und die zusätzliche Fahrbahn »mit der Ifflandstraße zu verflechten«, also per Einfädelspur anzubinden. Dazu müssen die einzelnen Fahrbahnen um 25 Zentimeter verschmälert und der wenig genutzte Radweg entlang des Rings parallel dazu verläuft ein Geh- und Radweg im Englischen Garten aufgelöst werden. Auch 28 Bäume werden weichen müssen. Während der etwa halbjährigen Bauzeit ist nur eine Fahrspur nutzbar, der Verkehrsinfarkt somit wohl programmiert. Wann all dies realisiert werden soll, wird erst nach Auswertung der Erfahrungen aus der Zwischenlösung entschieden. Sicher ist jedoch schon heute: Jahre dürften bis dahin ins Land ziehen.
In der Machbarkeitsstudie wurde auch die Tunnellösung mit »Wiedervereinigung des Englischen Gartens« untersucht. Grundsätzlich ist eine »Unterfahrung zwischen Dietlinden- und
Ifflandstraße auf einer Länge von rund 400 Metern technisch realisierbar«. Der in Boulevardmedien kursierende 50-Millionen-Euro-Aufwand dafür wird »grob als reine Bauwerkskosten« angeführt, eine »seriöse finanzielle Bewertung ist derzeit nicht möglich«.
Die Röhre unter dem Englischen Garten bevorzugen und verlangen die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Schwabing-Freimann, den Zwei-Stufen-Plan mit einer »halben Ampel« und dem späteren dreispurigen Isarring-Ausbau lehnen sie ab. Hingegen kann sich der BA Bogenhausen mit den Vorschlägen anfreunden.
Die Simulation mit der Zwischenlösung habe auf jeden Fall geklappt, so Planungsreferat-Sprecher Vogel. »Jetzt müssen wir das Modell durchziehen, an die Vernunft der Autofahrer appellieren, schauen, wies dann in der Praxis läuft. Das ist die Chance für eine relativ kurzfristige Verbesserung«, konstatiert Vogel. Dieser Auffassung waren auch die Lokalpolitiker. SPD-Fraktionssprecher Peter Scheifele: »Wir sind dankbar, dass was gemacht wird.«
Er räumte aber ein, dass ein Unfallschwerpunkt durch Reindrängler entstehen könnte. CSU-Sprecher Robert Brannekämper betonte: »Das ist ein Provisorium, die Staus werden sich nicht in Luft auflösen. Gibts in der ersten Woche drei Unfälle, wird das Ding wieder abgebaut.«
Auch in Hamburg und Stuttgart gebe es solche Modelle, meinte er. Indes sind dort auf Nachfrage derartig gelöste Einmündungen nicht bekannt. Aus der Schwaben-Metropole gibt es ein Statement zur Münchner Idee (siehe Kasten). ikb
»Lösung mit Tücken«
Einschätzung aus Stuttgart
Konfrontiert mit dem »teilsignalisierten Knoten«, einer »halben Ampel« an der Einmündung der Ifflandstraße in den Isarring, erläuterte uns Bernd Eichenauer, Leiter der Verkehrsbehörde Stuttgart, seine Sicht zu dem Vorhaben:
»Die Lösung hat sicherlich ihre Tücken. So muss unter allen Umständen verhindert werden, dass Fahrzeuge auf dem durchgehenden Fahrstreifen ein Rotsignal auf die linke durchgehende Fahrspur beziehen. Auffahrunfälle übelster Art wären die Folge.
Problematisch sind auch Mitzieheffekte, das heißt Rotlichtüberfahrten, weil Fahrzeuge auf der Nachbarspur weiterfahren. Letztlich wird es erhebliche Spurwechselvorgänge vor der Ampelanlage geben. Insbesondere wenn die Anlage in der Hauptrichtung für die rechte Spur gerade auf Rot geht. Daher muss dies schon weit vorher (ca. 100 Meter) baulich unterbunden werden. Am besten dort, wo die Ampelsignale noch nicht sichtbar sind. Ob da wirklich nur einfache Maßnahmen mit Minibaken samt Beschilderung ausreichen? Aus allem ergibt sich, dass die lokale Örtlichkeit sehr genau beachtet werden muss. Die Regelung ist grundsätzlich kritisch und bedarf extrem sorgfältiger Planung.
Die Regelung erscheint zunächst bestechend und ist für routinierte Autofahrer und Ortskundige nach einer Gewöhnungsphase sicher auch praktikabel. Allerdings ist dies auch eine sehr komplexe Verkehrsregelung, welche letztlich ein gewisses Mitdenken der Autofahrer voraussetzt. Hierüber gehen die Ansichten bekanntlich auseinander. Gut möglich, dass rechtlich die Situation als irreführend oder nicht als beiläufig erfassbar beurteilt wird. Und ein erheblicher Teil der Unfälle ist auf das Zusammentreffen von Ortskundigen und nicht Ortskundigen zurückzuführen.«