Veröffentlicht am 07.02.2011 00:00

Fasanerie · Nadelöhr am S-Bahnhof in der Fasanerie


Von red

Es könnte eine unendliche Geschichte werden: die Beseitigung des Bahnübergangs am S-Bahnhof Fasanerie in der Feldmochinger Straße. Alle paar Minuten sind dort die Schranken unten. Bürger und Autofahrer warten schon seit Jahrzehnten darauf, dass die Stadt dieses Nadelöhr beseitigt.

Dringend notwendig: Unterführung am S-Bahnhof Fasanerie

München Nordwesten: Unterführung am S-Bahnhof Fasanerie Themenseite zur Entschärfung des Nadelöhrs in der Fasanerie

Doch die Grundsatzentscheidung des Stadtrates zum Bau einer Straßenunterführung 270 Meter weiter südlich vom bestehenden Bahnübergang ist erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben. Stattdessen soll das Baureferat nun auf Wunsch einiger Anwohner und des Bezirksausschusses Feldmoching-Hasenbergl fachlich einen Runden Tisch, den der Bezirksausschuss einberufen will, unterstützen und dazu die Machbarkeit und die Kosten unterschiedlicher Troglösungen zur Tieferlegung der Gleistrasse darstellen – als mögliche Alternative zum Bau der Straßenunterführung.

Doch auch diese Vorgehensweise fand in der vergangenen Woche keine Zustimmung im Stadtrat, der Bauausschuss vertagte auf Antrag der CSU-Fraktion die Entscheidung. Stadtrat Dr. Reinhard Bauer (SPD) zeigte sich direkt danach enttäuscht, dass es mit der Beseitigung des Bahnübergangs nicht voran geht: »Ich werde das nicht mehr erleben«, sagte der Politiker, der im vergangenen Jahr seinen 60. Geburtstag feierte, im großen Sitzungssaal des Rathauses auf Nachfrage. Nach den heftigen Protesten der Bürger in Baden-Württemberg gegen das Projekt Stuttgart 21, also die Untertunnelung des Stuttgarter Hauptbahnhofes, sei man wohl nun auch in München vorsichtig, ein Vorhaben zu beschließen, das die Bürger nicht wollten, glaubt Stadtrat Dr. Bauer. Wie berichtet, hatten Anwohner aus der Fasanerie Anfang des Jahres heftige Kritik am geplanten Bau der Straßenunterführung 270 Meter weiter südlich vom jetzigen Bahnübergang angemeldet. »Das ist ein massiver Eingriff in die Fasanerie. Ich halte diese Planungen für nicht gelungen«, hatte ein Anlieger moniert. Hans Lacker aus der Borsigstraße, zugleich Vorsitzender des Aktionskreises Lärmschutz Bahn/S 1, hatte zu bedenken gegeben, dass es immerhin um eine Zukunftslösung für die nächsten 50, 80 bis 100 Jahre gehe. Da müsse man sich schon vorher genau überlegen, welches Vorhaben man wolle. Die Tieferlegung der Gleis­trasse, der Trog, dürfe rein aus Kostengründen nicht ausscheiden, hatten die Anlieger gefordert.

Das Baureferat hatte diese Variante aus Gründen der Wirtschaftlichkeit sehr früh ausgeschieden und gar keine genaue Kostenberechnung angestellt. Fest steht nur: Der Trog soll dem Baureferat zufolge eine Summe im dreistelligen Millionenbereich verschlingen. Der Bezirksausschuss hatte zur geplanten Einberufung des Runden Tisches Bedingungen an die Stadtverwaltung gestellt: Sie müsse nachweisen, dass die Beseitigung des Bahnübergangs Fasanerie »zu keiner zusätzlichen Verkehrsbelastung in der Fasanerie sowie an anderen Stellen im Stadtbezirk führt«, hatte der Bezirksausschussvorsitzende Markus Auerbach (SPD) gefordert. Bürger und Stadtteilpolitiker im Münchner Nordwesten und Norden sind in Sorge, dass durch den Bau der Straßenunterführung der Verkehr in der Feldmochinger Straße stark zunehmen werde. »Der Verkehr wird sich verdoppeln«, sagte Stadtrat Dr. Bauer (SPD) auf Nachfrage nach der Sitzung des Bauausschusses im Rathaus.

Sein Parteikollege und BA-Vorsitzender Auerbach nahm danach auf Anfrage wie folgt Stellung: Vordringlichste Aufgabe des Runden Tisches sei es zu klären, »was die Bürger wirklich wollen. Danach müssen wir aus dem Wünschenswerten das realistisch Machbare gemeinsam herausarbeiten.« Anwohner und Bezirksausschuss fordern im Übrigen, dass untersucht wird, welche verkehrlichen Auswirkungen der Bau der Straßenunterführung auf die Fasanerie und den Stadtbezirk haben werde, ergänzte der Politiker.

Das Planungsreferat der Stadt müsse darlegen, wie hoch die Verkehrszunahme sein wird und mit welchen Maßnahmen dem begegnet werden könne.

Wally Schmidt

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