Was würde wohl Walter Sedlmayr dazu sagen? Da benennt die Stadt am S- und U-Bahnhof Feldmoching einen Platz nach dem 1990 verstorbenen bayerischen Volksschauspieler. Lässt sogar einen namhaften Künstler, Ludger Gerdes, die Fläche gestalten.
Den Walter-Sedlmayr-Platz zum Leben erwecken
Feldmoching · Walter-Sedlmayr-Platz beleben Themenseite zum Walter-Sedlmayr-Platz, dem Kunstwerk am S- und U-Bahnhof Feldmoching, dem die Feldmochinger Leben einhauchen wollen
So waren denn bei der Eröffnung im Jahr 2003 die Erwartungen groß, Aufenthaltsqualität für die Bürger zu schaffen doch das ist offensichtlich misslungen. Und daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Es ist und bleibt eine große Asphaltfläche, langweilig, ohne Leben, ohne Begegnung, ohne Geselligkeit, ohne Treffs, ohne Grün. Nur eine lange Mauer lädt zum Sitzen ein. Doch ganz selten setzt sich tatsächlich jemand hin. Leben kommt in die Steinwüste, wenn ein Bus, eine S-Bahn oder U-Bahn ankommt oder abfährt. Dann gehen einige Fahrgäste eilenden Schrittes über den auf der Westseite des S-Bahnhofs gelegenen Platz.
Keine Vorschläge zur Gestaltung
Eine Verschönerung des Walter-Sedlmayr-Platzes durch die Stadt ist nun an der ablehnenden Haltung der Urheberrechtsnachfolgerin des verstorbenen Künstlers Ludger Gerdes gescheitert. Baureferentin Rosemarie Hingerl hatte vier Platanen pflanzen lassen wollen. Sie habe dazu ihre besten Leute in die Verhandlungen mit der Urheberrechtsnachfolgerin geschickt, erklärte die Referentin bei der Sitzung des Bauausschusses des Stadtrats doch leider ohne Erfolg. Sie, Hingerl, habe »nie erwartet«, dass das abgelehnt werden würde. Das sei sehr bedauerlich, denn »es ist unstrittig, dass Verbesserungsbedarf da ist.« Deshalb blieb ihr nichts anderes übrig, als den Stadträten nun ein Papier zur Entscheidung vorzulegen, in dem es für den Platz selbst keinerlei Gestaltungsvorschläge gab nur der angrenzende, schmale Streifen zwischen dem Walter-Sedlmayr-Platz und dem S-Bahnhof Feldmoching wird begrünt. Das beschloss der Bauausschuss einstimmig. Es ist eine Baubrache, für die sich derzeit offensichtlich kein Investor findet. Nach Ansicht der Urheberrechtsnachfolgerin sei der Platz wegen der fehlenden Randbebauung also noch nicht fertig und rechtfertige deshalb zum jetzigen Zeitpunkt nicht einen Eingriff in die künstlerische Gesamtgestaltung des Platzes, berichtete die Baureferentin im Rathaus. Zu einem späteren Zeitpunkt seien die Urheberrechtsnachfolger durchaus offen für Vorschläge, da es sich deren Worten zufolge »Ludger Gerdes immer gewünscht hat, dass der Platz von den Anwohnern und Benutzern angenommen wird.« Stadtrat und SPD-Fraktionschef Alexander Reissl befürchtet, dass sich zur Bebauung des Grundstücks mit dessen Kerngebietsnutzung wohl niemand finden lasse, höchstens ein Hotel-Investor. Der Politiker musste deshalb voller Bedauern feststellen: »Das heißt, der Platz bleibt eigentlich unfertig.« Zu dessen Belebung hatten die SPD-Stadträte Heide Rieke, Dr. Reinhard Bauer und Fraktionschef Reissl vor ein paar Wochen in einem Antrag das Baureferat aufgefordert zu prüfen, wie man den Walter-Sedlmayr-Platz »mit einfachen Mitteln« umgestalten könne ohne Erfolg. Hingerl musste im Rathaus das für die Stadt betrübliche Fazit ziehen, dass die Urheberrechtsseite in einer starken Rechtsposition sei. Nur eine komplette Neugestaltung sei rechtlich möglich. Bei einem erst gut sieben Jahre alten Platz sei das jedoch aus Kostengründen nicht möglich, betonte die Baureferentin. Stadtrat Reissl sah im Übrigen auch Fehler bei der Planung des Platzes. Er kritisierte dessen »unglückliche Gestaltung«, seine zu große Größe, betonte aber gleichzeitig, nicht irgendjemandem eine Schuld zuweisen zu wollen. Die CSU, die bereits im Sommer 2009 im Stadtrat einen Antrag zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität eingebracht hatte, lässt nicht locker. Auf Initiative von Stadträtin Mechthilde Wittmann soll die Verwaltung nun prüfen, wie ein Wochenmarkt genehmigt werden könnte. Dem stimmte der Bauausschuss zu. Hingerl betonte, dass man Anschlüsse für Strom und anderes hingebaut habe.
Bedenken zum Wochenmarkt
Stadtrat Reissl bestätigte, dass »die technischen Voraussetzungen vorhanden sind.« Hingegen hatte der Bezirksausschussvorsitzende Markus Auerbach (SPD) eine Woche zuvor bei der Sitzung des Gremiums genau das Gegenteil berichtet: Bei einer Ortsbegehung habe sich gezeigt, dass es keinen Strom und kein Abwasser gebe und ein Wochenmarkt zudem lebensmittelrechtlich sehr bedenklich sei, so der Stadtteilpolitiker. Was Auerbach zu dem aus seiner Sicht betrüblichen Fazit veranlasste: »Die Sache dreht sich wieder im Kreise. Wir sollten hartnäckig dran bleiben.« Anschlüsse hin, Lebensmittelrecht her, SPD-Fraktionschef Reissl äußerte im Rathaus zudem erhebliche Zweifel, ob sich ein Wochenmarkt auf dem Walter-Sedlmayr-Platz überhaupt dauerhaft tragen werde. Stadträtin Wittmann (CSU) entgegnete: »Dann müssen wir uns notfalls etwas anderes einfallen lassen.« Denn »wir handeln uns immer mehr Probleme ein, die zu Feldmoching nicht passen und die die Bevölkerung spalten.« Der Wunsch des Künstlers, einen Platz der Begegnung zu schaffen, habe sich jedenfalls nicht erfüllt, resümierte die Politikerin.
Wally Schmidt