96 Millionen Euro würde der Stadt zufolge die Tieferlegung der Gleistrasse in einen Trog kosten, um den Bahnübergang in der Feldmochinger Straße am S-Bahnhof Fasanerie zu beseitigen. Erstmals legte das Baureferat für diese Variante, ein Wunsch vieler Anwohner in der Fasanerie, konkrete Zahlen vor.
Dringend notwendig: Unterführung am S-Bahnhof Fasanerie
München Nordwesten: Unterführung am S-Bahnhof Fasanerie Themenseite zur Entschärfung des Nadelöhrs in der Fasanerie
Unter der Annahme, dass die Bahntrasse der S 1 zweigleisig bleibt, würde die Tieferlegung der Schienen von der nördlichen Ausfahrt des Tunnels am Rangierbahnhof München-Nord bis zum S-Bahnhof Fasanerie rund 96 Millionen Euro verschlingen, im Falle einer viergleisigen Bahntrasse wären es 103 Millionen. Diese Zahlen nannte Roland Zeller vom Baureferat bei der Sitzung des Bauausschusses des Stadtrates.
Im Vergleich dazu würde die vom Baureferat favorisierte Straßenunterführung, etwa 270 Meter südlich vom S-Bahnhof Fasanerie, rund 21 beziehungsweise 22 Millionen Euro kosten (unter Annahme einer zwei- oder viergleisigen Bahntrasse). Beim Bau dieser Straßenunterführung müsste sich die Stadt mit acht Millionen Euro beteiligen, erläuterte Baureferentin Rosemarie Hingerl im Rathaus. Nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz sei eine Drittelung der reinen Kreuzungskosten zwischen Stadt München, Land und Bund vorgesehen. Für die Tieferlegung der Gleistrasse in einen Trog würde die Stadt hingegen auf einem Großteil der Kosten sitzen bleiben: Dann würde die Stadt nur 20 Millionen Euro bekommen und müsste die restlichen 76 Millionen Euro (im Falle einer zweigleisigen Bahntrasse) selbst finanzieren, so die Baureferentin. Denn Zuschüsse erhalte man nur für die einfachste Kreuzungslösung. Deshalb hätte sie, Hingerl, dem Stadtrat am liebsten ein Papier zum Bau der Straßenunterführung 270 Meter weiter südlich vom S-Bahnhof Fasanerie zur Abstimmung vorgelegt. Die Beschlussvorlage wurde zurückgezogen, weil man dem zwischenzeitlich geäußerten Wunsch von Anwohnern und Bezirksausschuss nach einer »ausführlichen Debatte vor Ort entsprechen« wolle, so Hingerl. Stattdessen sind nun die Bürger am Zug: Sie können bei einem Runden Tisch, den der Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl veranstaltet, ihre Forderungen an die Stadt stellen. Fakt ist freilich, dass sich dadurch der lang ersehnte Umbau des Bahnübergangs in der Fasanerie verzögern wird. Was tatsächlich einmal verwirklicht wird, ist derzeit noch völlig ungewiss.
SPD-Fraktionschef Alexander Reissl warnte schon jetzt den Stadtrat und die Verwaltung eindringlich davor, sich für den Trog zu entscheiden. »Das wäre ein unseriöses Versprechen der Stadt.« Zum einen würde sie damit einen Präzedenzfall in München schaffen, und sich zum anderen ein teures Projekt aufbürden. Nach langer, hitziger Diskussion legte sich der Bauausschuss schließlich für keine konkrete Variante zur Beseitigung des Bahnübergangs fest allerdings lehnte die rot-grüne Stadtratsmehrheit den Vorschlag von Stadträtin Mechthilde Wittmann (CSU) ab, dass die Stadt umgehend Finanzierungsverhandlungen mit Bahn, Bund und Freistaat »prioritär für die optimierte Troglösung« aufnehmen solle. Falls die Stadt dies jetzt schon tatsächlich tun würde, »würde das die Bürgerbeteiligung ad absurdum führen«, entgegnete Hingerl.
Stadtrat Reissl (SPD) sagte, an Stadträtin Wittmann gerichtet: »Sie schicken die Stadt in Finanzierungsverhandlungen über ein Nichts.« Die CSU-Politikerin beharrte auf ihrem Standpunkt: »Natürlich müssen wir baldmöglichst verhandeln. Wenn es so weitergeht, sind wir in zehn Jahren da, wo wir heute sind.« Auf Reissls Nachfrage musste Stadträtin Wittmann schließlich einräumen, dass sie in ihrem Antrag gar nicht die komplette Tieferlegung der Gleistrasse vom Rangierbahnhof bis zum S-Bahnhof Fasanerie in einen Trog meine, sondern eine ganz andere Variante, vom Baureferat als »südliche Umfahrung« bezeichnet. Nach der Ausfahrt aus dem Tunnel unter dem Rangierbahnhof verläuft die Gleistrasse in einer Rampe, ist also ein Stück lang bereits tiefergelegt. An dieser Stelle könne man also fast ebenerdig und relativ kostengünstig eine Straßenüberführung über die Schienen bauen, schlug Wittmann vor. Für diese Variante der »südlichen Umfahrung« habe das Baureferat aber gar keine Kostenermittlung gemacht, entgegnete Hingerl. Denn in diesem Bereich gebe es schützenswerte Biotopflächen. Baureferats-Experte Zeller ergänzte: »Das schließt das von vornherein aus.« Die vorhandenen Biotopflächen seien »eine Art Killerkriterium.«
Stadtrat Paul Bickelbacher (Grüne) empfahl »abzuwarten, was der Runde Tisch bringt«, also auf das, was die Bürger wollen. Stadtratskollege Dr. Reinhard Bauer (SPD) nannte die Beseitigung des Bahnübergangs im Übrigen ein »schwieriges und komplexes Thema«. Er, Bauer, beschäftige sich schon seit 1972 mit dem Fall, als er in den Bezirksausschuss kam. Sein Fazit: »Es war immer unsere Forderung, die Zustände zu verbessern und den Bahnübergang zu beseitigen.« Denn alle paar Minuten sind dort die Schranken unten. Für Anwohner und Autofahrer ist das ein Dauer-Ärgernis.
Wally Schmidt