Veröffentlicht am 15.03.2011 00:00

Berg am Laim · Kleines Glück


Von red
Abdul Karim Kabbia (Mi.) im Gemeinschaftsraum beim Kickern mit Einrichtungsleiterin Sabine Hodek und Christoph Stenger vom Jugendamt.	 (Foto: js)
Abdul Karim Kabbia (Mi.) im Gemeinschaftsraum beim Kickern mit Einrichtungsleiterin Sabine Hodek und Christoph Stenger vom Jugendamt. (Foto: js)
Abdul Karim Kabbia (Mi.) im Gemeinschaftsraum beim Kickern mit Einrichtungsleiterin Sabine Hodek und Christoph Stenger vom Jugendamt. (Foto: js)
Abdul Karim Kabbia (Mi.) im Gemeinschaftsraum beim Kickern mit Einrichtungsleiterin Sabine Hodek und Christoph Stenger vom Jugendamt. (Foto: js)
Abdul Karim Kabbia (Mi.) im Gemeinschaftsraum beim Kickern mit Einrichtungsleiterin Sabine Hodek und Christoph Stenger vom Jugendamt. (Foto: js)

Viele Anwohner haben der Eröffnung der neuen Unterkunft für unbegleitete, teils minderjährige Flüchtlinge in der Baumkirchner Straße mit Sorge entgegen gesehen. Rund 30 junge Männer aus acht Nationen fanden im November im ehemaligen Hotel Eisenreich ein neues Zuhause. Inzwischen haben sie sich gut eingelebt – Probleme mit der Nachbarschaft gibt es nicht.

Zusammenleben der Berg-am-Laimer und der jugendlichen Flüchtlingen

Berg am Laim · Jugendliche Flüchtlinge im ehemaligen Hotel Eisenreich Themenseite zu den Vorbehalten mancher Berg-am-Laimer gegen die Unterbringung von jugendlichen Flüchtlingen im ehemaligen Hotel Eisenreich in der Baumkirchner Straße

Themenseite: Asylbewerber und Flüchtlinge in München

Einer von ihnen ist der 21-jährige Abdul Karim Kabbia aus dem westafrikanischen Sierra Leone. »Hier ist der erste Ort, an dem ich Frieden finde«, sagt Kabbia. Seit etwa vier Monaten bewohnt er eines der Zimmer im Haus. Groß ist der Raum nicht – er umfasst gerade einmal 14 Quadratmeter, Bad und Kochnische inklusive. Dennoch ist der junge Mann zufrieden: »Für mich ist es sehr komfortabel, ich bin glücklich.« Der Grund: Erstmals seit seiner Flucht aus der Heimat im Jahr 2008 hat Kabbia nun seine eigenen vier Wände. »Vorher war ich immer mit mehreren Leuten untergebracht«, berichtet er.

Über Vergangenes in seiner Heimat möchte er nicht sprechen: »Ich versuche, zu vergessen.« Sierra Leone gehört zu den ärmsten Ländern der Welt; zwölf Jahre lang – von 1990 bis 2002 – herrschte dort ein schrecklicher Bürgerkrieg. Doch nun geht es für Kabbia aufwärts: Er besucht einen Deutschkurs und ist dabei, seinen qualifizierten Hauptschulabschluss nachzumachen. Sein Ziel ist es, Krankenpfleger zu werden: »Damit kann man Menschen wirklich helfen.« Außerdem engagiert er sich ehrenamtlich bei den Hilfsorganisationen »Karawane« und »Jugend ohne Grenzen«.

Um so weit zu kommen, musste er jedoch einige Strapazen auf sich nehmen. Auf eigene Faust zog er von seiner ersten Flüchtlingsunterkunft in Schongau nach München. »Auf dem Land hatte ich keine Möglichkeiten, Deutsch zu lernen oder die Schule zu besuchen«, erzählt er. Gelandet ist er in der Großstadt jedoch zunächst in einer Obdachlosenpension in der Schwanthalerstraße. Laut Christoph Stenger, Mitarbeiter der Einrichtung vom Jugendamt, ist dies das Schicksal vieler jugendlicher Flüchtlinge: »Als Farbiger ohne Arbeitserlaubnis bekommt man kaum eine Wohnung.« In den Unterkünften seien sie jedoch umgeben von Menschen ohne Perspektive. Zudem bestehe die Gefahr, dort mit Drogen in Kontakt zu kommen. »Das ist kein gutes Umfeld für junge Leute, die ihr Leben vor sich haben und vorwärts kommen wollen«, so Stenger.

Die Bewohner des Hauses in der Baumkirchner Straße haben nun indes die Möglichkeit, ihre Zukunft in die Hand zu nehmen. »Alle hier gehen entweder zur Schule oder arbeiten«, sagt Sabine Hodek, Leiterin der Einrichtung. Schwierigkeiten mit den Anwohnern seien nicht aufgetreten: »Die meisten haben gar nicht bemerkt, dass wir da sind.« Julia Stark

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