Veröffentlicht am 29.03.2011 00:00

Nordhaide · In der Nordhaide daheim


Von red
Über das Neubauviertel Nordhaide diskutierten Forscherin Dr. Marie-Therese Krings-Heckemeier, Stadtbaurätin Dr. Elisabeth Merk und die Bezirksausschuss-Vorsitzende Antonie Thomsen (v. l.).	 (Foto: ws)
Über das Neubauviertel Nordhaide diskutierten Forscherin Dr. Marie-Therese Krings-Heckemeier, Stadtbaurätin Dr. Elisabeth Merk und die Bezirksausschuss-Vorsitzende Antonie Thomsen (v. l.). (Foto: ws)
Über das Neubauviertel Nordhaide diskutierten Forscherin Dr. Marie-Therese Krings-Heckemeier, Stadtbaurätin Dr. Elisabeth Merk und die Bezirksausschuss-Vorsitzende Antonie Thomsen (v. l.). (Foto: ws)
Über das Neubauviertel Nordhaide diskutierten Forscherin Dr. Marie-Therese Krings-Heckemeier, Stadtbaurätin Dr. Elisabeth Merk und die Bezirksausschuss-Vorsitzende Antonie Thomsen (v. l.). (Foto: ws)
Über das Neubauviertel Nordhaide diskutierten Forscherin Dr. Marie-Therese Krings-Heckemeier, Stadtbaurätin Dr. Elisabeth Merk und die Bezirksausschuss-Vorsitzende Antonie Thomsen (v. l.). (Foto: ws)

Viel Licht, wenig Schatten: Das sind – kurz auf einen Nenner gebracht – die Ergebnisse einer Befragung unter den Bewohnern des Neubauviertels Nordhaide. Im Südwesten der Panzerwiese, auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz der Bundeswehr, hat die Stadt ein Quartier mit 2500 Wohnungen entwickelt.

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Nach Angaben des Planungsreferates leben dort rund 5000 Menschen: viele Familien und demzufolge auch viele Kinder und Jugendliche. Alle Haushalte fanden im vergangenen Herbst einen Fragebogen der Berliner Sozialforscher »Empirica« in ihrem Briefkasten vor, 20 Prozent füllten die Umfragezettel aus. Forscherin Dr. Marie-Therese Krings-Heckemeier nannte das bei einer Podiumsdiskussion im Einkaufszentrum MIRA in der vergangenen Woche einen ordentlichen Rücklauf.

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Hecke­meier präsentierte dort auch die Ergebnisse der im Auftrag des Planungsreferates durchgeführten Haushaltsbefragung: »Die Bewohnerinnen und Bewohner der Nordhaide sind mit ihrer Wohnsituation zufrieden.« Drei Viertel der befragten Haushalte hätten sich entsprechend geäußert. Diese »hohe Zufriedenheit« resultiere aus der Kombination von viel Grün (im Wohngebiet selbst sowie die Nähe zum Naturschutzgebiet Panzerwiese), innerstädtischem Flair (guter U-Bahn-Anschluss in die Innenstadt) und guter Infrastruktur (viele Krippen und Kindergärten). Die Eltern hätten jedoch bemängelt, dass es kein Gymnasium im Münchner Norden gebe. Fazit der Forscherin: »Es ist ein junges Quartier. Die Nordhaide ist sehr kinder- und familienfreundlich.« Ein Drittel der Bewohner seien Kinder und Jugendliche. Doch die Heranwachsenden sorgten auch für »Störungen«, wie es die Forscherin nannte, also auch für ein bisschen Schatten in der Quartiersbilanz. »Je größer und älter die Kinder und Jugendlichen sind, umso eher werden sie als störend empfunden«, berichtete Krings-Heckemeier. So habe etwa die Hälfte der Befragten angegeben, dass sie Probleme mit Jugendlichen im öffentlichen Raum hätten. Diese treffen sich nach den Beobachtungen der Bürger gerne auf und rund um den Nordhaideplatz vor dem MIRA-Einkaufszentrum an der Schleißheimer Straße. »Dabei geht es weder um Gewalt noch um Kriminalität, sondern eher um Lärmbelästigungen. Zum Beispiel weil sich die Jugendlichen in großen Cliquen treffen und draußen oft bis in die Abendstunden (in den Sommermonaten bis spät abends/nachts) aufhalten«, erläuterte die Forscherin. Es sind ihrer Ansicht nach »keine gravierenden Probleme«.

Mehrere Bürger widersprachen dieser Ansicht jedoch heftig und warnten eindringlich davor, die aktuelle Situation zu unterschätzen und »naiv« anzugehen. »Es ist nichts, was nur an schönen Tagen stattfindet, an denen ist der Teufel los. Es war früher harmlos«, sagte ein Anwohner. Frank May von der Bewohnergemeinschaft Nordhaide schlug vor, Streetworker der Stadt einzusetzen. »Die haben ein Gespür, wie man mit diesen Jugendlichen spricht.« Antonie Thomsen (SPD), die Vorsitzende des Bezirksausschusses Milbertshofen-Am Hart, regte an, zusätzlich auch die Jugendbeamten der örtlichen Polizei einzusetzen. »Die Polizisten sollen öfter und unangekündigt zu allen möglichen Zeiten auftauchen.« Die Forscherin berichtete ferner, dass die Bewohner neben den Jugendcliquen auch die Müllsituation als störend empfänden. Die Befragten hätten beklagt, dass – wiederum durch die Jugendlichen verursacht – viel Müll im Umfeld des Nordhaideplatzes herumliege. Um das Problem in den Griff zu bekommen, habe man mit dem Center-Management des Einkaufszentrums MIRA eine Vereinbarung getroffen, einen Müll-Obmann zu engagieren. »Er geht jeden Tag eine Stunde lang durch die Siedlung und sammelt den Müll auf«, so Frank May von der Bewohnergemeinschaft. Die routinemäßige Straßenreinigung durch das städtische Baureferat sei nicht ausreichend.

Auch Verkehrsthemen spielten eine Rolle. So warnte ein Bewohner der Nordhaide die Stadt eindringlich davor die Schleißheimer Straße zu verlängern und durch einen neuen Autobahnanschluss an die A 99 anzubinden . »Wir haben ein so schönes, ruhiges Wohngebiet.« Die Schleißheimer Straße als Ausfallstraße auszubauen, würde einen »Impakt« auf die ganze Nordhaide haben, befürchtete der Mann. Stadtbaurätin Merk berichtete, dass das Gutachten zum Verkehrskonzept für den Münchner Norden derzeit noch nicht abgeschlossen sei. »Ich verstehe Ihre Bedenken. Diese Planungen sind nirgendwo willkommen und wir tun uns schwer damit.«

Der Müll, die Jugendcliquen und die Falschparker in der Nordhaide veranlassten einen Bewohner zu folgendem Fazit: »Es leben hier viele Menschen, die nicht bereit sind, sich an die Regeln der öffentlichen Ordnung zu halten.« Wenn man die Leute anspreche, reagierten sie zum Teil aggressiv. Ein anderer Anwohner bestätigte das mit dem Hinweis, er sei daraufhin von den Jugendlichen bedroht und angespuckt worden. Stefan Fröba vom Bewohnerzentrum Nordhaide am Schneehaideanger 6 versprach, sich um die Beschwerden zu kümmern: »Keines der Themen wird unter den Tisch gekehrt.« Forscherin Krings-Heckemeier stellte am Ende der Diskussion indes klar: »Es sind Störungen. Reden Sie sich Ihr Wohngebiet nicht schlecht. Insgesamt ist ein sehr gutes Wohngebiet entstanden.« Stadtbaurätin Merk bestätigte dies und charakterisierte die Nordhaide als »schnell« (in der Natur und in der Innenstadt), »schön« (architektonische Gestalt der Siedlung) und »schlank« (kurze Wege zum Einkaufen, zur Panzerwiese). Im Übrigen lebten in dem neuen Quartier überdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche, »das macht sich bemerkbar«, betonte Merk. Man nehme bei der Stadt die geschilderten Probleme ernst. Die Bürger könnten sich jederzeit an das Bewohnerzentrum in der Nordhaide und auch an das Planungsreferat wenden. Wally Schmidt

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