Es ist angelehnt an den Romantitel »die unendliche Geschichte«: Seit nunmehr fast zehn Jahren zieht sich das Verfahren und die Renovierung des S-Bahnhofs Haar hin. Im Oktober 2010 sollten die Arbeiten, so zu lesen auf der inzwischen abmontierten Hinweistafel der als Bauherrin fungierenden DB Service & Station AG, abgeschlossen sein.
Dauerbaustelle S-Bahnhof Haar
Dauerbaustelle S-Bahnhof Haar Themenseite zum Ist- und Soll-Zustand des S-Bahnhofes Haar
Doch nach wie vor präsentiert sich der S-Bahnhof unfertig, obwohl die finanziellen Mittel seitens der Kommune bereitstehen. Nach dem Motto »Augen zu, nichts wie durch« eilen die Fahrgäste zu und von den Bahnsteigen Hauptsache man sieht nicht allzu viel von dem von einem Bürger als »Tropfsteinhöhle« bezeichneten Unterführung.
Bei einem Termin vor Ort hatte sich Mitte 2008 der verantwortliche Deutsche-Bahn-Leiter in München persönlich ein Bild von dem rapiden Verfall der Bahnunterführung gemacht. »Funktionalität und Erscheinungsbild sind erheblich beeinträchtigt, es muss einiges angepackt werden,« urteilte seinerzeit der Mann. Personelle Wechsel, umfangreiche Planungen sowie die lange Genehmigungs- und Ausschreibungsphasen hätten zu den von der Gemeinde angemahnten Verzögerungen geführt. Allerdings, so verlautete, sei die Renovierung des Tunnels beim Eisenbahnbundesamt (EBA) bereits beantragt, mit dem Bescheid könne man etwa im Oktober 2008 rechnen und dann beginne die Ausschreibung.
»Im Frühjahr 2009 will die Bahn renovieren«, das teilte Bürgermeister Helmut Dworzak damals dem örtlichen Bauausschuss mit, die Gemeinde solle nun der Bahn Vorschläge unterbreiten, wie künftig die Fußgängerunterführung aussehen könnte. Auch der behindertengerechte Zugang auf der Nordseite wurde auf die Wunschliste gestellt und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Der marode Bahnhof müsse sich so die Vorstellungen der Kommunalpolitiker künftig modern präsentieren. Ein hinterleuchtetes Glaskunstwerk soll die Wände künftig nicht nur vor Vandalismus schützen, sondern auch eine besonders freundliche Atmosphäre in die Station zaubern. Die Künstlerin, die diese leuchtende Glaskunst erschaffen darf, war mit der Haarerin Gabriele von Ende-Pichler schnell gefunden, von den Entwürfen war man im Rathaus allseits begeistert.
Zwar wurden folgend die defekten Aufzüge mit teils chaotischem Aufwand ersetzt, doch die Sanierung der Unterführung wurde Anfang 2009 seitens der Bahn wieder gestrichen, weil der Bau der Lärmschutzwand Vorrang habe. Bahntypische Begriffe und Wendungen wie Weichenstellung, Verspätung, Verzögerung, Antrag wie auch Neuantrag oder aufs Abstellgleis geschoben prägten den weiteren Verlauf zum Haarer Sorgenkind. Derweil wateten die Bahnkunden in der Unterführung weiter durch Pfützen und Matsch.
Vor rund einem Jahr ging es dann endlich mit den Arbeiten zur Beseitigung des Schandflecks los. Auf vehementes Drängen der Gemeinde wurden zumindest die neu eingebauten Aufzüge freigegeben. »Die ursprünglich nur 1,5 Meter hohen Aufmauerungen werden jetzt doch nahezu deckenhoch ausgeführt. Somit wird die Glasinstallation wieder wahrscheinlicher«, äußerte sich der Gemeindechef optimistisch. Aber: »Entscheidend ist jetzt, wie häufig die Elemente zu Wartungszwecken entfernt werden müssen. Die Aussage dazu ist uns die Bahn noch schuldig«. Auf jeden Fall gibt es aus heutiger Sicht keine verspiegelte Decke mehr, angesichts des wellenförmigen Bodens der Unterführung gilt es aus künstlerischer Sicht, ein neues Konzept zu erstellen. Oder wie es ein Lokalpolitiker formulierte: »Es gilt jetzt zu retten, was noch zu retten ist«. Die Wände der Unterführung sind zumindest gestrichen worden. ikb