Ein »Massaker«, nennt eine Bürgerin das, was kurz nach Ostern auf der Panzerwiese passiert ist. Die Stadt ließ eine Fläche inmitten des Naturschutzgebietes, in dem gerade die ersten Lerchen brüteten, mähen. »Ein Teil der Brut ist vernichtet«, ärgert sich Anwohner Egon Franzmann.
Leben in der »Nordhaide«
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Ein bis zwei Tage danach hätten Krähen diese Fläche abgegrast »und das, was an Leichenteilen da war, gefressen.« Die Reste der Jungvögel aus den Nestern seien für die Krähen, die sich bekanntermaßen von Aas ernähren, »ein gefundenes Fressen gewesen«, stellt Franzmann sarkastisch fest. »Viele Bürger sind aufgebracht und haben angerufen«, berichtet Dr. Heinz Sedlmeier, Geschäftsführer der Kreisgruppe München im bayerischen Landesbund für Vogelschutz. Es sei »ein schlimmer Fehler« von der Abteilung Gartenbau im Baureferat der Stadt gewesen, während der Brutsaison zu mähen, sagt der Vogelschützer. Dass die jungen Vögel schon geschlüpft waren, glaubt Sedlmeier aber nicht: »Es ist sehr, sehr unwahrscheinlich, dass Vögel getötet wurden.« Die Lerchen könnten woanders ein neues Nest bauen und noch einmal Eier legen. Das Mähen sei mit Rücksicht auf die Brutzeit nur von Herbst bis Ende März erlaubt, betont Sedlmeier. Der Gartenbau habe nun versprochen, sich künftig daran zu halten, es treffe ihn aber gar keine Schuld an dieser unglückseligen Mähaktion.
Denn das städtische Amt habe nach dem Pflegeplan gehandelt, den ein privates Planungsbüro aufgestellt habe. In diesem Pflegekonzept hätte die Mähzeit bis spätestens Ende März festgelegt werden müssen. Trotzdem gibt Sedlmeier Entwarnung: »Es wird keine dauerhafte Schädigung geben«, bilanziert der Vogelschützer. In dem Pflegeplan sei jedoch der 1. Mai als Stichtag für den Beginn der Brutzeit festgelegt, wie Nina Lindinger vom städtischen Baureferat auf Nachfrage erklärt. »Und daran hat sich der Gartenbau gehalten«, rechtfertigt die Pressesprecherin die umstrittene Mähaktion Ende April und stellt eines klar: »Ein Massaker ist nicht passiert, wie das von einer Bürgerin vorgeworfen wurde.« Die Lerchen hätten im Übrigen einen großen Rückzugsraum auf der Panzerwiese . Das Naturschutzgebiet zwischen Schleißheimer und Ingolstädter Straße sei 200 Hektar groß, man habe jedoch nur auf einer kleinen Teilfläche von fünf Hektar das hohe Gras mähen lassen. Gemäß Pflegeplan soll dieses Teilgebiet künftig auch beweidet werden, dazu habe man das Altgras abmähen müssen. Dies solle künftig früher geschehen und der Pflegeplan müsse entsprechend geändert werden, so Lindinger.
Münchens oberster Vogelschützer hat gegen das Mähen selbst nichts einzuwenden lediglich der Zeitpunkt sei falsch gewesen. »Das Mähen hat seine Richtigkeit«, betont Sedlmeier. Denn das Gras bilde zum Teil einen sehr dichten Filz. Und diese Verfilzung müsse gemäht werden, sonst könne der Schäfer dort nicht mehr seine Schafe weiden lassen lassen, stellt der Vogelschützer auf den Vorwurf etlicher Bürger klar. Wally Schmidt