»Wenns so läuft wie heute, dann weiß ich nicht, wer uns stoppen soll«, frohlockte Jerome Morris. Der Runningback hatte zuvor drei Touchdowns zum 38:19-Sieg seiner Munich Cowboys über die Plattling Black Hawks beigesteuert und war gemeinsam mit Fabien Gärtner zum wertvollsten Spieler der Partie gewählt worden.
Weitere Artikel zum Thema
Munich Cowboys - American Football-Team in München Spielberichte und Hintergründe rund um das Münchner Football-Team
Die Cowboys haben nun nach vier Spieltagen drei Siege auf dem Konto. »Das nimmt ein bisschen Druck von uns. Es ist leichter für die Playoffs zu spielen als gegen den Abstieg«, sagte Quarterback Gary Lautenschlager.
Doch noch ist lange nicht alles gut bei den Munich Cowboys. Das bayerische Derby gegen die Plattlinger stellte eigentlich nicht mehr als einen ernsten Test dar. Die Black Hawks reisten mit einem dezimierten Kader nach München, viele Spieler mussten sowohl in der Offensive als auch in der Defensive spielen. »Ich wusste vorher, dass wir physisch stärker sein würden. Deshalb haben wir den Gegner mit Laufspiel platt gemacht«, erklärte Headcoach Phil Hickey. Neben Morris erzielte auch Quarterback Lautenschlager mit einem kurzen Lauf einen Touchdown. Im Passspiel gab es jedoch auch immerhin einen leichten Aufwärtstrend. Im zweiten Viertel erzielte Philipp Vinzenz den ersten Receiver-Touchdown der Saison, nachdem er einen 13-Yard-Pass von Lautenschlager gefangen hatte. Das gesamte Team zeigte sich ob dieser Entwicklung erleichtert. »Endlich hatte die Defense mal mehr Pause«, freute sich Linebacker Bastian Neuger, der erneut eine überzeugende Leistung ablieferte. Neuger geht davon aus, »dass die Offense jetzt motivierter ins Training geht. Die Jungs haben gesehen, dass die Receiver gute Hände haben.« Das sei förderlich für den Teamspirit der angreifenden Fraktion.
Den Aufschwung machte Trainer Hickey an den neuen Trainingsmethoden unter der Woche fest. Der US-Amerikaner selbst hatte am Mittwoch aus beruflichen Gründen gefehlt, er hatte das Training deshalb Gary Lautenschlager überlassen, der »ein paar lustige Passspielchen mit der Offense« machte. Dessen Vater Martin Lautenschlager veranstalte außerdem ein Gewinnspiel über eine Internetplattform, um mehr Spaß reinzubringen. »Ich glaube, das hat geklappt«, lautete Hickeys Fazit. Mit dem neuen Selbstbewusstsein erklärte sich Hickey auch die Reaktion zu Anfang des Plattling-Spiels. Direkt nach dem Kickoff hatten die Cowboys geschlafen und den ersten Touchdown kassiert. »Ich war beeindruckt, wie das Team einfach gesagt hat: Ok, das war ein Fehler. Jetzt spielen wir unser Spiel«, sagte Hickey, der jedoch Aussetzer wie den kollektiven Tiefschlaf monierte: »Wir müssen diese mentalen Fehler abstellen.«
Bei seinem Anführer Lautenschlager sieht der Headcoach die mentale Stärke bereits gegeben. »Gary ist jede Woche ein starker Leader. Er macht Fehler wie jeder andere.
Aber das Wichtige ist: Er hat immer eine Erklärung für seine Fehler.« Hickey, der selbst auch die Quarterbacks bei der Nationalelf trainiert, hält einen klaren Plan für die wichtigste Anforderung an den Spielmacher. »Ein Quarterback muss immer wissen, was er wann warum macht. Ob er es dann gut oder schlecht macht, ist eine andere Sache.« Am Sonntag machte Lautenschlager vieles gut. Am kommenden Samstag (17 Uhr) wird er sich jedoch weiter steigern müssen. Dann müssen die Cowboys bei den Schwäbisch Hall Unicorns ran, die als Favorit auf den ersten Rang der GFL-Gruppe Süd gelten.
Jan Lüdeke