Wunden lecken ist angesagt bei den Munich Cowboys. Am Samstag unterlagen die Münchner Footballer mit 21:50 bei den Schwäbisch Hall Unicorns. »Der Kampfgeist meiner Mannschaft war in Ordnung«, sagte Cowboys-Headcoach Phil Hickey, »deswegen bin ich nicht enttäuscht.«
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Dennoch kommt die anschließende zweiwöchige Spielpause gerade recht. Denn aufgrund diverser Verletzungen ging das Team jüngst auf dem Zahnfleisch. In der laufenden Woche gibt es deshalb trainingsfrei. »Wir brauchen eine Pause, um komplett abschalten zu können«, meint Hickey.
Deutliche Probleme
Beim Spiel in Schwäbisch Hall, einem der Favoriten auf den ersten Rang in der Süd-Gruppe der German Football League (GFL), machten sich die Probleme aus dem bisherigen Saisonverlauf noch deutlicher bemerkbar als zuletzt gegen schwächere Gegner. Den Cowboys fehlt es an Kaltschnäuzigkeit. Die Münchner versäumen es, die Fehler ihrer Kontrahenten auszunutzen und bekommen dafür schnell die Quittung. Im ersten Viertel war die Chance da, einen Interception-Touchdown zu erzielen, doch die Cowboys konnten den Ball nicht fangen und kassierten stattdessen beim nächsten Schwäbisch Haller Spielzug ihrerseits einen Touchdown. Im weiteren Spielverlauf gaben die Unicorns zudem weiteren Anschauungsunterricht und gelangten selbst nach einer Interception in die Münchner Endzone. Hickey weiß um die ständig wiederkehrenden Probleme: »Wir machen immer wieder unsere Fehler.«
Kopfzerbrechen bereitet weiterhin die Offensive. Über weite Strecken des ersten Durchgangs fand diese kaum statt und musste oft nach drei vergeblichen Versuchen, einen Spielzug zu Ende zu spielen, wieder dem Verteidigungsteam weichen, das aufgrund der Verletzungssorgen so schnell müde wurde. Positiv festzuhalten bleibt jedoch, dass diesmal zwei Touchdowns nach Pässen des Münchner Quarterbacks Gary Lautenschlager gelangen. Jerome Morris und Philipp Vinzenz fingen jeweils 18-Yard-Pässe Lautenschlagers.
Die Münchner Schlafmützigkeit, die sich bereits eine Woche zuvor beim 38:19-Sieg gegen die Plattling Black Hawks gezeigt hatte, offenbarte sich auch in der Schlussphase der ersten Hälfte in Schwäbisch Hall. Morris hatte mit seinem ersten Touchdown gerade auf 7:24 aus Münchner Sicht verkürzt, es war nur noch eine Minute zu spielen gewesen. In diesen 60 Sekunden erzielten die Hausherren zwei Touchdowns, zunächst durch einen sehenswerten 35-Yard-Pass des überragenden Quarterbacks Aaron Boehme auf seinen kongenialen Receiver Justice Joslin (vier Touchdowns). Beim folgenden Ankick prallte der Ball vom Schienbein eines Münchner Spielers wieder zum Gegner das Duo Boehme/Joslin schlug erneut zu. Der Widerstand der Cowboys war bereits nach 24 Minuten gebrochen.
Zu allem Überfluss verloren die Münchner in der Schlussphase der Partie ihren Kicker Benjamin Jovanovic, dem Schmerzen an der Achillessehne zu schaffen machten. »Das könnte eine ernste Sache sein«, befürchtete Hickey nach dem Spiel, das in Albert Langenbartels für einen weiteren Leistungsträger bereits früh mit Rückenbeschwerden beendet gewesen war. »Die meisten Spieler kommen so langsam in Form. Deswegen ist es bitter, wenn wir die ganze Zeit Ausfälle haben«, beklagte der Headcoach, der eines klarstellt: »Verletzungen sind keine Ausreden.« Wunden lecken ist erlaubt, sich darüber zu beklagen nicht. Jan Lüdeke