Wir sollten uns dann doch überlegen, ob wir einmarschieren. Unser schönes München darbt vor lauter Armut, ramponierte Straßen allerorts, kein Geld für einen längst fälligen Abriss der neugotischen Scheußlichkeit am Marienplatz, kein Transrapid,
kein unterirdischer Bahnhof , ein weiter, vom Ring durchteilter Englischer Garten . Und diese Blutsauger vor unseren Toren? Grünwald und Unterföhring werden demnächst aus lauter Not, das viele Gemeindegeld loszuwerden, die Gehsteige aufreißen, eine Fußbodenheizung für den Winter und eine Kühlung für den Sommer verlegen und anschließend mit feinstem Carrara-Marmor drüberpflastern und einen eigenen Personennahverkehr einführen, der nicht mit Bussen arbeitet sondern mit Chauffeur-Service und Maybach-Limousinen. Das alles mit einem Geld, das uns Münchnern zusteht, werden doch die Billionen an Gewerbesteuereinnahmen durch all die Film- und Fernsehbetriebe erwirtschaftet durch Menschen, die freilich nicht ihr privates Dasein in einem Reihenhaus am Ort fristen, sondern in der Maxvorstadt oder im Glockenbachviertel wohnen.
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Das Schlimme an unserer Zeit ist, dass die Menschen nicht mehr aufstehen gegen Unrecht. Das ist bei Nebensächlichkeiten wie Kernkraft, Sozialabbau oder Datenschutz absolut zu verschmerzen, dass sich keiner dagegen bewegt. Aber bei derartig himmelschreiender Ungerechtigkeit, wie wir es im Fall unserer schwerreichen Nachbargemeinden erleben: Da muss doch was passieren.
Wenn ichs mir allerdings noch einmal genauer überlege, dann sollten wir uns vielleicht doch einfach freuen, dass es anderen so gut geht. Wir sollten, ja!, einmarschieren, aber mit Blumensträußen und Glückwünschen und einen Ude im Gepäck, der eine saftig-launig-einlullende Rede hält, bis die Gemeindeoberen vor lauter Langeweile so weichgekocht sind, dass sie blindlings zustimmen, ihr ganzes Geld zu uns rüberzuschieben. Auf dass die Bavaria eine Blattgoldauflage erhält!