Der Countdown läuft: Am Mittwoch, 6. Juli, München-Zeit 17 Uhr, entscheidet sich im südafrikanischen Durban, ob München 2018 die Olympischen Winterspiele austragen wird.
Olympische Winterspiele 2018
Olympische Winterspiele 2018 Themenseite zur Bewerberstadt München für die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018: Die Entscheidung fiel am 6. Juli 2011 auf Südkorea. Die Olympischen Winterspiele 2018 finden in Pyeongchang, von 9. bis 25. Februar 2018, statt.
München wäre dann die erste Stadt in der olympischen Geschichte, in der sowohl Sommer- (1972) als auch Winterspiele stattfanden. Wie ist die Stimmung wenige Tage davor, bei Befürwortern, Gegnern oder möglicherweise Betroffenen?
Gespannt auf das Ergebnis ist Rita Kampmann. Unsere Existenz steht auf dem Spiel, erklärt die Betreiberin der Hundeschule Freude am Hund im westlichen Olympiapark gleich beim Tollwood-Areal. Das 1.000 Quadratmeter große Gelände, auf dem pro Woche rund 150 Hunde trainieren, befindet sich seit sechs Jahren dort. Im Falle eines Zuschlags wird der Olympiapark als Eis-Park neben dem Schnee-Park in Garmisch und der Kunsteisbahn am Königssee einer der Hauptaustragungsorte. Und dafür neu gestaltet. Womöglich ist das Gelände der Hundeschule aber gar nicht betroffen, so die Antwort des Freistaats, Kampmanns Vermieter, auf ihre Nachfrage vor einem Monat. Die Planungen nehmen Rücksicht auf den vorhandenen Bestand, etwa dass das Tollwood auch zukünftig dort stattfinden kann, erklärt Friederike Weismann von der Bewerbungsgesellschaft. Vorsorglich hat Kampmann schon eine Unterschriftenaktion gestartet, 400 haben bisher unterzeichnet. Im Notfall, auch wegen der Baustellen, sucht die Hundeschule ein neues Gelände, am liebsten im Olympiapark, aber auch über Hinweise zu Alternativorten ist Kampmann dankbar.
In den Startlöchern steht Münchens Wirtschaft: Sollte das IOC München für Olympia 2018 auswählen, werden zahlreiche Ausbildungs- und Arbeitsplätze in der Region geschaffen, so Bernd Becking, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit München. Gerade die Hotellerie und Gastronomie muss sich darauf mit hervorragenden Fachkräften vorbereiten und wirbt deshalb schon um Auszubildende.
Genau eine Woche vor dem 6. Juli haben die Olympiakritiker von NOlympia medienwirksam ein juristisches Gutachten vorgelegt, das den Host City-Vertrag, den Oberbürgermeister Christian Ude bei einem Zuschlag unterschreiben müsste, für rechtswidrig erklärt als Spielverderber sehen sie sich aber nicht. Das wird keinen Einfluss haben auf die Entscheidung, ist sich Landtagsmitglied Ludwig Hartmann (Grüne) von NOlympia sicher. Wir wollen damit eine Debatte anstoßen über den zukünftigen Umgang mit solchen Spitzensportereignissen. Der Vertrag überschreite die Kompetenzen des OB bei Weitem und beinhalte einseitige finanzielle Risiken für München. Er schreibe etwa auch vor, so Hartmann, dass die Bundeskanzlerin das IOC um Erlaubnis bitten müsse, wen sie als Staatsgast zu den Spielen einlade. Das ist doch absurd, auch wenn das IOC das nie einfordern wird, findet der Politiker. Wir fordern Verträge auf Augenhöhe mit gleichen Risiken und Chancen für beide Seiten und keine Monopolstellung, ob IOC oder FIFA, die die Regeln diktieren.
Das gleiche Problem habe es bei der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland 2006 gegeben, als in der Hauptstadt des Bieres kein bayerisches Bier in der Allianz Arena ausgeschenkt werden durfte. Im Gegensatz zu damals werde aber seit zwei Jahren im Rahmen der Olympiabewerbung darüber diskutiert. Nicht zuletzt durch NOlympia, meint Hartmann. Sollte München 2018 Austragungsort werden und den Vertrag unterschreiben, fordert Hartmann: Die Regierung von Oberbayern oder Innenminister Herrmann müssen Widerspruch einlegen.
Nur Vorteile sieht dagegen Diana Stachowitz, sportpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. Wenn die Winterspiele kämen, wäre das nicht nur für München, sondern für ganz Bayern ein enormer finanzieller Anschub. 1,3 Milliarden Euro würden zu uns fließen, Gelder, die vor allem von Sponsoren und vom Internationalen Olympischen Komitee aufgebracht werden. Bereits die Bewerbung habe umsetzungsreife Planungen geschaffen, wie die Konzeption für eine neue Multifunktionshalle am Standort der heutigen Event-Arena im Olympiapark, die auch ohne Winterspiele benötigt wird. Oder die städtebauliche Neuordnung für das Olympische Dorf und das Mediendorf. Selbst wenn München nicht gewählt wird, habe die Bewerbung allein schon viel gebracht, etwa durch das Internet: Die dadurch weltweite Werbung für München und Bayern hätte niemand bezahlen können.
Den Tag der Entscheidung können die Münchner live miterleben: Am 6. Juli findet am Marienplatz und Richard-Strauss-Brunnen ein ganztägiges Fest statt mit vielen Auftritten, unter anderem von Willy Astor. Bereits kurz bevor die Münchner Delegation um Bundespräsident Christian Wulff mit der finalen Präsentation in Durban beginnt, startet um 8.30 Uhr das Bühnenprogramm auf dem Marienplatz. Auch die Präsentationen der Mitbewerber Annecy und Pyeongchang werden live auf Großbildleinwänden übertragen.
Von Michaela Schmid
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