Am Montag war Reisen angesagt für drei Spieler der Munich Cowboys. Zunächst ging es für Georg Bechtold, Albert Langenbartels und Jerome Morris in die falsche Richtung, nach Nordwesten nämlich.
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Die deutsche Nationalmannschaft versammelte sich in Frankfurt, bevor der Nationalkader sich gemeinsam ins von München aus so nahe Innsbruck begab dort beginnt am Freitag die Weltmeisterschaft. Deutschland trifft als amtierender Europameister in der Gruppe A auf die Übermacht USA sowie Australien und Mexiko. »Wir sind auf jeden Fall stark genug, in dieser Gruppe Zweiter hinter den Amerikanern zu werden«, ist Offensive Lineman Georg Bechtold selbstbewusst.
Für den 23-jährigen Münchner geht mit der WM-Teilnahme ein großer Traum in Erfüllung. Bechtold ist einer der jüngsten Spieler im Team, bislang durfte er ein einziges Mal für die deutsche Auswahl ran. »Ich muss mir meine Position im Nationalteam erst noch erkämpfen«, sagt Bechtold, »ich will den Leuten beweisen, dass ich da wirklich hingehöre.« Da, das heißt auf seine Position, die des Offensive Lineman. Von außen betrachtet ist das beim American Football eine Rolle, die kaum Beachtung findet. Bechtolds Aufgabe ist es, die gegnerische Verteidigung vom eigenen Quarterback fernzuhalten oder den Weg für den eigenen Running Back freizublocken, wenn dieser mit dem Ball lossprintet.
»Man kann sehr viel in der Position finden«, sagt der Spieler selbst, »ich bin auch keiner, der im Mittelpunkt stehen muss.« Es sei genug Befriedigung zu wissen, seine Aufgabe erledigt zu haben. »Und die Leute, die die Punkte erzielen, wissen am Ende des Tages auch, bei wem sie sich zu bedanken haben.« Gerade die Running Backs der Munich Cowboys bedanken sich in der laufenden Saison der German Football League (GFL) häufig bei Bechtold, wenn sie per Laufspiel wichtige Yards oder gar Punkte erzielt haben. »Ich denke, ich erfülle meinen Job bislang sehr gut. Das will ich jetzt im Nationalteam bestätigen«, sagt Bechtold.
Vor eineinhalb Jahren verließ der O-Liner die Munich Cowboys, für die er seit seinem 15. Lebensjahr gespielt hatte, in Richtung Plattling. Bei den dort ansässigen Black Hawks hatten seinerzeit auch Headcoach John Rosenberg sowie die Münchner Nationalspieler Pascal Maier, Robert Zernicke und Jerome Morris angeheuert. Gemeinsam mit Morris kehrte Bechtold ein Jahr später zurück zu den Cowboys. »Das Jahr in Plattling hat mir sehr viel gebracht«, erinnert sich der 23-Jährige. Er stand mehr im Blickfeld, auch dem anderer Trainer. Nach seiner Rückkehr nach München nahm er im Team der Cowboys sofort eine Schlüsselrolle ein. »Hier spielen wir ein anderes System als in Plattling. Und das ist noch besser auf meine Stärken ausgerichtet.«
In den letzten Wochen verbrachte Bechtold viel Zeit mit lernen. An der Ludwig-Maximilians-Universität studiert der Nationalspieler Politikwissenschaften und Sinologie. Vor dem Studium verbrachte der Münchner Zeit an einem College in den USA, um Football zu spielen, und auch in China, um die Sprache zu lernen. Nach der Weltmeisterschaft beginnen die heißen Wochen des Semesters, die Prüfungszeit steht an. Bechtold will mit einem guten Ergebnis von der WM zurückkommen, um mit sportlichem Selbstbewusstsein in die akademischen Prüfungen zu gehen.
Jan Lüdeke