Schon zwei Jahre stauen sich die Autos nach der Eröffnung des Richard-Strauss-Tunnels vor allem morgens und abends über Kilometer auf dem Isarring an der Einmündung der Ifflandstraße. Jetzt soll endlich der dickste Verkehrsknoten in Bogenhausen gelöst werden.
Isarring in München-Ost
München/Bogenhausen · Endlich freie Fahrt am Isarring? Themenseite zur Optimierung des Isarring-Verkehrs: Eine neuartigen Ampelsteuerung soll es regeln (sechsmonatigen Testphase startete im August 2011).
Seit Wochenbeginn werden Hinweistafeln, Lichtzeichenanlagen und die Fahrbahnen trennende Schwellen montiert. Am Montagmorgen, 8. August, werden laut Baureferats-Pressesprecherin Nina Lindinger Restarbeiten erledigt und Testschaltungen durchgeführt, im Laufe des Vormittags steht die »halbe Ampel«: Autos auf der linken Spur Richtung Westen haben dann Dauergrün, die rechte Ring-Fahrbahn wird abwechselnd mit der Ifflandstraße ampelgesteuert. Die bisher zweispurig geführte Ifflandstraße muss dafür ab der Unterführung Ifflandstraße / Isarring auf eine Fahrspur verengt werden; sie mündet über die Ampel in die rechte Fahrspur des Isarrings ein. Im Gegenzug erhält der Verkehr auf der Ifflandstraße eine deutlich längere Grünphase als bisher. Ampeln an einer großen Schilderbrücke und eine bauliche Trennung der beiden Fahrspuren am Isarring durch eine Betonleitwand sollen Zuspätentschlossene vom Spurwechsel abhalten. Auch die Höchstgeschwindigkeit wird von 60 auf 50 Stundenkilometer herabgesetzt.
Im Prinzip eine einfache, bundesweit einzigartige Lösung nur draufkommen muss man eben. Die Idee dazu hatte der Bogenhausener Werner Bosch, ehemals als Physiker in der Entwicklung bei Siemens tätig. »Ich fahre gelegentlich wie andere auch im Schneckentempo über den Ring, stecke im Stau. Und da machte ich mir Gedanken, wie solche Schlangen entstehen. Schaltete eine Ampel auf Rot, waren die Personenwagen, die zuvor bei Grün durchgefahren waren, schon bis zu 200 Meter weit weg, ehe die Autofahrer auf der einmündenden Ifflandstraße freie Fahrt signalisiert bekamen und dann langsam anfuhren. Es entstanden also regelmäßig längere Lücken, die sich in einer Stunde auf eine ordentliche Distanz summierten. Man müsste das doch so machen können wie bei einer Autobahneinfahrt mit Einfädelspur«, sinnierte der Ruheständler, der seit mehr als 60 Jahren im Stadtbezirk lebt. Die Basis für die Lösung war gefunden, Bosch fertigte eine Skizze.
Der Physiker, der sich geärgert hat, dass bei der Tunnelplanung nicht an eventuell folgende Engpässe gedacht und dass derartige Planungsfehler gemacht wurden, schrieb am 2. Oktober 2009 an Oberbürgermeister Christian Ude und machte den »Halbe-Ampel«-Vorschlag. Sechs Monate später fasste Bosch nach: »Ich fragte, warum nichts geschieht.« Im Juni vergangenen Jahres bekam er schließlich die Antwort, dass die Variante untersucht werde. In wenigen Tagen ist sie Realität. Bosch ist überzeugt: »Etwa 80 Prozent des gesamten Verkehrs wird glattweg durchfahren.«
Was meint der Physiker zum »menschlichen Faktor«? Einmal, an der Rampe von der Effnerstraße, lasse ich einen Einfädler rein, ein zweites Mal, kurz vor der John-F.-Kennedy-Brücke, aber nicht mehr? Könnte es etwa durch Drängler zu kleineren Unfällen und so zu noch längeren Rückstaus kommen? »Wenn alles schon weit vor der Brücke groß ausgeschildert wird, können sich die Autofahrer darauf einstellen und sich entsprechend verhalten. Wenn ich auf die Autobahn auffahre, funktioniert das ja auch.«
Am 8. August startet der Praxistest. Sechs Monate Testbetrieb werden zeigen, ob das neuartige Konzept den Verkehr entzerrt. Funktioniert es nicht, ist ein Rückbau vorgesehen.
Unabhängig davon wird die weitere Planung, Autofahrer von der Ifflandstraße kommend auf eine dritte Isarring-Spur ohne Ampelschaltung einfädeln zu lassen, angegangen. ikb