Harthof-Hasenbergl-Feldmoching · Eltern, Anwohnern und Bürgern reichts: Mehr als 400 Erwachsene nicht Kinder und Jugendliche fordern in einer Unterschriftenaktion von der Stadtverwaltung, den im Frühjahr aufgehobenen Radweg auf dem Bürgersteig in der Gundermann- und Freudstraße wieder herzustellen.
Seit April dieses Jahres müssen die Radler offiziell auf der Straße fahren faktisch tun das aber die wenigsten. Sie radeln weiterhin auf dem überbreiten Bürgersteig, zur Schulzeit auch Hunderte von Schülern, die vom Hasenbergl und vom Harthof aus auf dem Weg zur städtischen Willy-Brandt-Gesamtschule an der Freudstraße unterwegs sind.
Rund 1000 Kinder und Jugendliche werden dort nach dem Ende der Sommerferien zum Schulstart am 13. September wieder unterrichtet. Etwa ein Drittel der Gesamtschüler komme jeden Tag mit dem Fahrrad in die Schule, berichtete die Elternbeiratsvorsitzende Manuela Massaquoi bei der Unterschriftenübergabe in der vergangenen Woche an den Bezirksausschussvorsitzenden Markus Auerbach (SPD). Direkt vor der Gesamtschule versammelte sich eine kleine Gruppe engagierter Bürger aus dem Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl und protestierte durch Übergabe der Unterschriftenlisten öffentlich gegen die Aufhebung des Radwegs durch die Stadt.
Wie berichtet, hatte das Kreisverwaltungsreferat am 20. April die Radwegbenutzungspflicht aufgehoben und den weißen Strich auf dem Bürgersteig, der Geh- und Radweg voneinander getrennt hatte, entfernen lassen.
Denn nach der aktuellen Rechtsprechung benötige man in Tempo-30-Zonen grundsätzlich keine Radwege mehr, rechtfertigte Daniela Schlegel vom Kreisverwaltungsreferat (KVR) auf Anfrage nun erneut diese Aktion. Zudem habe auch der Münchner Stadtrat in einer Grundsatzentscheidung beschlossen, Zug um Zug die Radwege in Tempo-30-Zonen aufzulösen, wenn man sie nicht mehr benötige. Im Falle der Gundermann- und Freudstraße sei diese Überprüfung erfolgt und man habe im KVR dort einen Radweg nicht mehr für notwendig erachtet. Man habe die Situation im Übrigen auch an Ort und Stelle begutachtet, »wir entscheiden nicht vom Schreibtisch aus«, betonte Schlegel. Schließlich war in diesem April der weiße Strich auf dem Bürgersteig weggefräst und damit der Radweg aufgehoben worden.
Im Stadtteil sorgt dies für Unverständnis. »Es ist eine Entscheidung über die Köpfe der Betroffenen hinweg, das ist nicht in Ordnung«, sagte Pfarrer Manfred Brandlmeier von der Kirche Sankt Matthäus an der Eduard-Spranger-Straße im Hasenbergl-Süd.
Die Radfahrer würden in große Gefahr gebracht, resümierte der Geistliche. In seiner Pfarrgemeinde sei die Unterschriftenaktion auf große Resonanz gestoßen, der Theologe übergab 154 Unterschriften. Weitere 64 kamen im Bereich der Grundschule an der Ittlingerstraße im Hasenbergl-Süd zusammen. Dieses Wohngebiet ist ebenfalls von der Aufhebung des Radwegs in der Gundermann- und Freudstraße betroffen. Dieser sei in den frühen 1980er-Jahren entstanden, habe also immerhin rund 30 Jahre lang existiert, wusste Markus Auerbach, der Vorsitzende des Bezirksausschusses Feldmoching-Hasenbergl, zu berichten. Die Route sei zudem für Radfahrer eine wichtige Ost-West-Verbindung zwischen dem Hasenbergl-Süd und dem Harthof.
Auch wenn der weiße Strich auf dem Bürgersteig nun weg ist, fahren trotzdem viele Radler weiterhin auf dem Bürgersteig da, wo früher die Radspur war. »Es weiß niemand, dass der Radweg weg ist«, konstatierte Manuela Massaquai, Elternsprecherin der Gesamtschule. Sie übergab mit Thomas Siegel, der jahrelang im Elternbeirat war, mehr als 200 Unterschriften an den Bezirksausschussvorsitzenden Auerbach. Siegel berichtete, dass Münchens Zweite Bürgermeisterin Christine Strobl bei der 40-Jahr-Feier der Gesamtschule in diesem Sommer versprochen habe, sich in Sachen Radweg zu engagieren.
Denn die Gesamtschüler, von denen viele den ganzen Tag bis nach 16 Uhr in dem Schulhaus sind, seien zur Schulzeit gleich zwei Mal am Tag mit ihrem Fahrrad während der Rush Hour in der Gundermann- und Freudstraße unterwegs: in der Früh und am späten Nachmittag. »Der morgendliche Berufsverkehr ist dicht«, ergänzte Stadtteilpolitiker Auerbach. Noch dazu sei die Fahrbahn eng und habe eine relativ geringe Straßenbreite. Wenn sich zwei Lastkraftwagen dort begegnen, werde es für die Radler auf der Straße besonders brenzlig, »da greift dann das Gesetz des Stärkeren Raum.« Dass viele Radfahrer also weiterhin auf dem Bürgersteig fahren, wo es bis Mitte April den Radweg gab, sei deshalb nicht weiter verwunderlich.
Fazit des Bezirksausschussvorsitzenden: »Der Radweg ist dringend notwendig.« Auerbach führte dafür gleich vier Gründe an: den starken Berufsverkehr in der Gundermann- und Freudstraße am Morgen, die relativ geringe Straßenbreite, die kritische Begegnung zweier Lkw und die wichtige Verbindung der Strecke für Radler zwischen den Stadtteilen im Münchner Norden.
Der Bezirksausschuss habe deshalb im Frühjahr das Kreisverwaltungsreferat aufgefordert, klare Verhältnisse zu schaffen und sofort wieder den weißen Strich auf dem Bürgersteig anzubringen, also den Radweg wieder herzustellen die Reaktion der Behörde sei jedoch »ein konsequentes Nein« gewesen, bedauerte der Politiker. Trotzdem »gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer«: Eine Mitarbeiterin des KVR habe versprochen, den Fall weiter zu beobachten, so Auerbach.
Behörden-Sprecherin Schlegel bestätigte dies auf
Nachfrage: Die neue Verkehrsführung der Radler auf der Straße bedürfe eines gewissen Eingewöhnungsprozesses. Die Mitarbeiter des Kreisverwaltungsreferates würden dies in nächster Zeit beobachten, »danach schauen wir mal weiter«. Es ist also wohl nicht ganz ausgeschlossen, dass das Amt den Radweg doch wieder herstellt. Wally Schmidt