Veröffentlicht am 09.05.2001 00:00

»Eine schöne Tradition«


Von red

Am 26. April 2001 fand vor dem Haus Johannisplatz 10 die Enthüllung der Gedenktafel für Carla Maria Heim statt.

Oberbürgermeister Christian Ude hatte Stadträtin und Vorsitzende des Bezirksausschusses 5 (Au-Haidhausen), Frau Adelheid Dietz Will gebeten, an seiner Stelle Carla Maria Heim zu ehren und eine Tafel zu ihrem Gedenken zu enthüllen.

Frau Dietz Will selbst hatte den Antrag für eine Gedenktafel gestellt, der Bezirksausschuss hat ihn einstimmig beschlossen und OB Ude hat dem Kulturreferat den Auftrag erteilt, die Tafel zu realisieren.

Adelheid Dietz Will: »Wir enthüllen heute diese Gedenktafel, um eine Künstlerin, eine Schauspielerin und Schriftstellerin zu ehren, die durch ihr Werk viel dazu beigetragen hat, dass man auch heute noch mit Recht sagen kann: »München leuchtet«.

Die Bildhauerin Sofia Hössle hat ein schönes Porträt von ihr geschaffen, wie wir sie in Erinnerung behalten haben: Eine Frau mit keckem Bubikopf, einer frechen Stubsnase und einem verschmitzten Lächeln im Gesicht, aus dem große, Augen blicken.

So war sie: Freundlich zu den Menschen, liebevoll dem Alltagsleben der Nachbarn und Mitbürger zugewandt.

„Eine sensible, bescheidene Autorin, die ebenso poesievoll wie mit akkurater Beobachtungsgabe die kleinen Freuden und die großen Schicksalsschläge von Menschen in Ihrer Umgebung als stilistisch funkelnde Glanzlichter aus dem Alltagsleben niederschreiben konnte“. So schön hat 1984 Hannes Macher im Stadtanzeiger ihre Erzählkunst zusammengefasst.

Für ihr Buch Josepha Halbinger, Jahrgang 1900, erhielt Carla Maria Heim 1983 den Tukan Preis der Stadt München.

Ihre Freundlichkeit zu den Menschen war nie romantisch abgehoben und gefühlsselig, sondern war immer auch aktiv zupackend. Und das ist auch der Grund, warum wir als Stadtteilpolitiker im Bezirksausschuss den Beschluss gefasst haben, ihr eine Ehrentafel errichten zu lassen, an dem Haus, in dem sie gewohnt hat und wo sie oft aus dem Fenster ihrer Parterrewohnung herausgeschaut hat und mit den vorbeikommenden Menschen geredet hat.

Lange Jahre – vom 23.11.1972 bis 20.7.1980 – war sie für die SPD im Bezirksausschuss Haidhausen. In dieser Zeit war sie gleichzeitig Vorsitzende des Sanierungsbeirats und hat in dieser unruhigen Zeit der ersten Sanierungsjahre ganz konkret und parktisch die Interessen der Haidhauser Bürgerinnen und Bürger gegen Spekulanten vertreten. Ihr beharrliches Eintreten für Minderheiten soll dabei nicht vergessen werden.

Carla Maria war ihr ganzes Leben für andere Menschen da und zeigt uns heute, was man unter „Zivilgesellschaft“ verstehen kann. „Zivilgesellschaft“ ist ein abstrakter soziologischer Begriff. Aber Carla Maria Heim hat uns in ihrem Leben vorgemacht, was darunter zu verstehen ist: Offen sein für das Leben der Gemeinschaft, hinschauen, nicht wegschauen bei Not und Problemen der Nachbarn, aktiv sich einmischen und zupacken.

Im Bezirksausschuss Au-Haidhausen hat sich eine schöne Tradition gebildet: Frauen, die sich für die Gemeinschaft der Bürgerinnen und Bürger in unseren Stadtvierteln in besonderem Maße eingesetzt haben, zu ehren und an den Stätten ihres Wirkens Tafeln anzubringen und Plätze nach ihren Namen zu benennen:

Genoveva Schauer an der Hauptschule in der Wörthstraße

Der neue Stadtplatz an der Steinstraße, der nach Genoveva Schauer benannt worden ist.

Der Platz an der Auerfeldstraße in der Oberen Au, der nach Zita Zehner genannt wurde.

Der Platz an der Welfenstraße, gegenüber der Tassilowiese, soll nach Schwester Eubolina benannt werden.

Carla Maria Heim gehört jetzt in diese Reihe hinein. Wir werden oft an ihrer Tafel stehen bleiben und an sie denken. Wir werden sie nicht vergessen«. N. F.

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