Die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien findet immer mehr Unterstützung in der Bevölkerung. Aber welches ist der richtige Weg dorthin? Die Grünen haben unter der Überschrift 3x100% erneuerbar Energie für Dorfen ihre konkreten Zielvorstellungen für die regionale Energiewende formuliert und stellten sie in einer Vortragsveranstaltung rund 100 Dorfener Bürgern im Streibl-Saal vor.
Energieversorgung in Erding
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Als mittel- und langfristige Ziele sollen Strom natürlich ohne jeglichen Atomstrom und Wärme in der Region Dorfen erzeugt werden. Die hierfür nötigen Investitionen sollen, wenn immer möglich, regional getätigt werden, um auch die Wertschöpfung wie Gewerbesteuern, Einnahmen aus Stromverkauf und nicht zuletzt die Arbeitsplätze in mittelständischer Industrie, Handwerk und Gewerbe in der Region zu halten. In Dorfen, einer Landgemeinde mit viel Fläche, einer hohen Eigentumsquote und eigenen Stadtwerken sind die Möglichkeiten zur regenerativen Energieerzeugung geradezu ideal, meint die Vorsitzende der Dorfener Grünen, Hanna Ermann. Das erste Ziel für Dorfen sei, bis 2015 den hier verbrauchten Strom zumindest rechnerisch zu 100 Prozent regenerativ zu erzeugen. Das ist durchaus realistisch, da in Dorfen etwa 40 Gigawattstunden Strom pro Jahr verbraucht werden, davon sind schon jetzt 25 Gigawattstunden regenerativ erzeugt. Biogas trägt dazu 19 Gigawattstunden und Photovoltaik sechs Gigawattstunden bei. Wirtschaftlich eher uninteressant sind Wind- und Wasserkraft, die fehlenden 15 Gigawattstunden im Jahr müssen also aus Blockheizkraftwerken der Photovoltaik kommen, erläuterte der Physiker und fachliche Ansprechpartner der Grünen, Norbert Schertler. Wie effizient Photovoltaik ist, zeige sich darin, dass man rechnerisch auf ein Prozent der Dorfener Grundfläche den derzeitigen Gesamtbedarf der Dorfener Stadtwerke von 40 Gigawattstunden abdecken könnte, so Schertler. Die Grünen sind sich dabei sicher, dass selbst bei sinkenden Einspeisevergütungen auch 2012 Investitionen in Photovoltaikanlagen rentabel sein werden.
Freiflächenphotovoltaik wird nur noch gefördert, wenn die Anlagen auf so genannten Konversionsflächen (entlang von Bahnstrecken oder Autobahnen) errichtet werden. So entwarf Schertler das Szenario eines 1,5 Kilometer langen und 110 Meter breiten Streifens entlang des Bahngleises. Diese Anlage könnte in der Nähe des Hochspannungsnetzes bei Stollnkirchen zur einfachen Einspeisung realisiert werden. Die 30 Hektar große Fläche wäre bei relativ geringem Flächenverbrauch in der Lage, die fehlenden 15 Gigawattstunden zu erzeugen. Eine solche Anlage würde zwar 25 Millionen Euro kosten, erwirtschafte aber nach 15 Jahren bereits Gewinn. Im Gegensatz zu Windparks sind Solarparks eine gut kalkulierbare und damit sichere Investition. Der Strom wird schon in wenigen Jahren günstiger sein als der aus Offshore-Windparks. Die Investitionen, Erträge und Steuern kommen aber nicht den Großkonzernen, sondern den Dorfener Bürgern zugute. Die Grünen wollen zudem, dass sich die Stadt Dorfen vornimmt, bis 2030 im Stadtgebiet die Wärmeenergie zu 100 Prozent regenerativ zu erzeugen. Wärmedämmung und effiziente Regelung halbieren den Bedarf, Biogas und Biomasse für Fern- und Nahwärme, Solarthermie, Wärmepumpen und kleine Blockheizkraftwerke liefern den Rest.
Der erste Schritt ist die Sensibilisierung der Bevölkerung und das Aufzeigen der Möglichkeiten jetzt müssen wir gemeinsam praktikable Lösungen erarbeiten, so Grünen-Vorstand Eckhard Engel. Die Grünen sind überzeugt, dass es sich rentiert, jetzt in der Region Dorfen auf erneuerbare Energien zu setzen. Es lohnt sich finanziell durch die Förderung der regionalen Wirtschaft und durch die zunehmende Unabhängigkeit von steigenden Energiekosten. Es lohnt sich aber auch durch den Schutz der Umwelt und damit für die Zukunft unserer Kinder. Die Grünen rufen deshalb alle Dorfener Bürger auf, gemeinsam diese Chancen zu ergreifen und in unsere Zukunft zu investieren, forderte Engel. Man setze konsequent auf regionale Erzeugung, um die Wertschöpfung am Ort zu halten. Unser Geld soll hier bleiben, ergänzte Physiker Schertler. Nach seinen Ausführungen generiere eine Zwölf-Kilowatt-Holzpelletheizung nach 20 Jahren eine Wertschöpfung von rund 8.000 Euro, eine Biogasgroßanlage erreiche bei einer Leistung von einem Megawatt 6,2 Millionen Euro. Durch fünf Megawatt Strom aus Photovoltaikanlagen könnte man sogar 12,3 Millionen Euro vor Ort erwirtschaften, rechnete Schertler vor. Zudem ging er auf die Speichermöglichkeiten von Strom ein, weil Solarstrom nur da ist, wenn die Sonne scheint. Die Möglichkeit der Umwandlung von Überschussstrom in Wasserstoff und Methan böten große Chancen.
Die Infrastruktur ist vorhanden, das Erdgasnetz ist da, jetzt müssen wir mit den Kosten runter. Gerade im Bereich von Biogas sei es außerdem nötig, Anreize für die Betreiber zu schaffen, Gas zu speichern. Das könnte zum Einsatz kommen, wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht. Ihr Ziel wollen die Dorfener Grünen durch Bürgerbeteiligung und in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken erreichen. Dr. Karl-Heinz Figl Geschäftsführer der Stadtwerke, forderte unter Zustimmung der Grünen, alle größeren Photovoltaikanlagen abschaltbar zu machen, um keinen Netzzusammenbruch zu riskieren. bb