Veröffentlicht am 06.12.2011 00:00

Giesing/Harlaching · Aus Liebe zum Wald


Von red
Der Perlacher/Grünwalder Forst ist ein Kleinod vor den Türen Münchens. Der Verein zu seinem Schutz feiert jetzt seinen 50. Geburtstag. Vorsitzende Inge Hügenell wünscht sich zum Vereinsjubiläum einen Nachfolger.	 (Fotos: Schunk/Hettich)
Der Perlacher/Grünwalder Forst ist ein Kleinod vor den Türen Münchens. Der Verein zu seinem Schutz feiert jetzt seinen 50. Geburtstag. Vorsitzende Inge Hügenell wünscht sich zum Vereinsjubiläum einen Nachfolger. (Fotos: Schunk/Hettich)
Der Perlacher/Grünwalder Forst ist ein Kleinod vor den Türen Münchens. Der Verein zu seinem Schutz feiert jetzt seinen 50. Geburtstag. Vorsitzende Inge Hügenell wünscht sich zum Vereinsjubiläum einen Nachfolger. (Fotos: Schunk/Hettich)
Der Perlacher/Grünwalder Forst ist ein Kleinod vor den Türen Münchens. Der Verein zu seinem Schutz feiert jetzt seinen 50. Geburtstag. Vorsitzende Inge Hügenell wünscht sich zum Vereinsjubiläum einen Nachfolger. (Fotos: Schunk/Hettich)
Der Perlacher/Grünwalder Forst ist ein Kleinod vor den Türen Münchens. Der Verein zu seinem Schutz feiert jetzt seinen 50. Geburtstag. Vorsitzende Inge Hügenell wünscht sich zum Vereinsjubiläum einen Nachfolger. (Fotos: Schunk/Hettich)

Rund ein Drittel des bayerischen Staatsgebietes wird von Wald bedeckt. Der Verein zur Erhaltung und Pflege des Perlacher/Grünwalder Forstes hat in seinem Grün-Revier mit über 20 Anliegergemeinden bereits seit einem halben Jahrhundert ein wachsames Auge auf die Vorgänge im Forst, auf Planungen der Politik und die Auswirkungen des Umweltwandels auch im Wald gerichtet.

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Keine Bebauung des Forstes, eine nachhaltig ökoloigische Waldbewirtschaftung, ökologische Bildung und ein Bedarf als Schutzpatron des Waldes zur »Wahrung der Forst-Ressourcen für den Menschen, besonders auch in der Zukunft«, sind Ankerwerte des Vereins.

In diesen Dezembertagen wird der Verein mit seinen aktuell rund 600 Mitgliedern stolze 50 Jahre alt. Anlass genug, die Geschichte des Forst-Vereins ein wenig zu reflektieren. Es waren durchwegs honorige Herren, die den Verein am 14. Dezember 1961 aus der Taufe gehoben hatten: neben dem früheren Ministerpräsidenten Dr. Wilhelm Hoegner und dem Landtagsabgeordneten Waldemar v. Knoeringen gehörten auch Stadträte, Forstbeamte sowie Vorsitzende von Anrainer-Bezirksausschüssen und Vereinen zu diesen Gründungsmitgliedern. Franz Eigl, damals Vorsitzender des BA Obergiesing, wurde Gründungsvorsitzender und übte dieses Amt zehn Jahre lang aus. In Hans Heiß (1971- 85) sowie aktuell Inge Hügenell (seit 1985) setzte der Forstverein weiter auch auf personelle Kontinuität und platzierte angesehene Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben an seine Spitze. Das Interesse am Schutz für die stadtnahen Wälder und Meldungen über eine geplante Bebauung des Perlacher Forstes hatte die Pläne zur Vereinsgründung 1961 schließlich reifen lassen.

»Die Versammlung fordert von allen verantwortlichen Stellen die öffentliche Zusicherung, dass sie sich rückhaltlos und konsequent für die Erhaltung der in unserer Zeit lebensnotwendigen stadtnahen Wälder und im Rahmen der Planungen in der Stadtregion München für die Wiederaufforstung geeigneter Flächen einsetzt«, lautete die Gründungsresolution der besorgten Waldfreunde. »Kein Quadratmeter des Perlacher Forstes oder eines anderen Waldes in oder um München darf dem Naturschutz entzogen und bebaut werden«, forderten die Gründer. Zustimmungen des Kreistages zur einer Bebauung des Nordrandes des Forstes sollten zurückgenommen werden. Die Umsetzung dieses Postulates markierte auch den ersten großen Erfolg des noch jungen Vereins. Weitere sollten folgen.

»Die nächste Herausforderung hat nicht lange auf sich warten lassen«, erzählt die heutige Vorsitzende Inge Hügenell in der Jubiläums-Rückschau gegenüber dem Südost-Kurier.

»Bereits in den lebhaften 60er Jahren sollten Pläne für

die Schließung des Autobahnrings Süd ausgerechnet durch unsere Forstgebiete realisiert und zudem eine 310-kV-Hochspannungsleitung durch den Forst getrieben werden – die Schneisen waren schon gelegt«, ergänzt die SPD-Politikerin und frühere Münchner Stadträtin. »Aber auch hier haben wir uns erfolgreich gewehrt«, freut sie sich. Zu seinen frühen Hoch- und Blütezeiten zählte der Verein sogar einmal über 1.200 Mitglieder, verät sie weiter.

Doch es sollten auch Nackenschläge kommen. Trotz des großen Engagements scheiterte etwa 2004 das Volksbegehren gegen die bayerische Forstreform. 854.000 Menschen hatten dem Begehren ihre Unterschrift gezollt, die Organisatoren rund 9,3 Prozent der Stimmberechtigten im Freistaat mobilisiert. Damit scheiterte man an der 10-Prozenthürde. Der Volksentscheid fiel ins Wasser. »Ein schmerzlicher Einschnitt«, betont Hügenell. Wie viele andere um den Wald Besorgte fürchtet sie noch heute, die Forstreform könne dereinst in eine Privatisierung der Staatsforsten münden – und sei nicht nur eine bloße Verwaltungsreform zur Einsparung von Personalressourcen.

Schreckgespenst Autobahn-Südring

»Der Autobahn-Südring bedeutet für uns schon fast fünf Jahrzehnte des Kampfes gegen die Autobahn durch den Wald«, fasst Hügenell die Anstrengungen zusammen. Denn immer wieder flammten die alten Begehren eines BAB-Ringschlusses auf in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Besonders heftig im letzten Jahr: 2010 wurde im Auftrag der Staatsregierung eine Machbarkeitsstudie veranlasst, die den Trassenbau durch den Forst im südlichen Münchner Umland forcieren sollte. Kundgebungen und Großproteste, zu denen der Forst-Verein im Chor mit den Vereinigten Bürgerinitiativen aufgerufen hatte, brachten Tausende Protestierende auf die Straßen. »Letztlich ist das Projekt aus Kostengründen in der Schublade der Staatsregierung verschwunden«, lacht die Vereins-Vorsitzende. Dennoch hebt die erfahrene Forststreiterin einen mahnenden Zeigefinger. »Das kann sich aber alles auch wieder umkehren – seit Verkehrsminister Ramsauer betont, im eigenen Etat noch viele Millionen für den Ausbau der Verkehrswege zur Verfügung zu haben, müssen wir wieder sehr wachsam sein.«

Die Aufgaben für den Verein werden wohl auch in den kommenden 50 Jahren nicht eben weniger werden angesichts unablässiger Forderungen nach verkehrlichem Ausbau – aber wohl auch vor dem Hintergrund eines sich immer mehr verschärfenden Klimawandels. »Der Dialog mit der Forstverwaltung seitens des Vereins wird auch künftig wichtig sein«, betont die Vorsitzende. »Auch wenn er nicht einfach ist«, unterstreicht sie. »Viele Menschen wenden sich an uns, wenn ihnen im Forst etwa der Einsatz der schweren Harvester-Multifunktionsfahrzeuge nicht gefällt, weil er große Schneisen der Verwüstung im Forst hinterlässt«, klagt Hügenell und weiter: »Wir können da aber nur an die Forstverwaltung appellieren und den ratsuchenden Bürger dorthin verweisen. Wir sorgen uns um den Wald, aber über sein Wohl und Wehe entschieden wird anderswo«. Dennoch richtet er seinen Blick auf die Problemzonen. Wie etwa jener in der Siedlung am Perlacher Forst. Jetzt soll auf einem derzeit teilweise noch bewaldeten Gelände in der Siedlung die neue Dependance der Europäischen Schule entstehen. »Auch da müssen wir aufmerksam sein, wie die Planungen weiter voranschreiten«, meint Hügenell.

Wichtig ist der Vereins-Einsatz vielerorts. So wie beim Hirschbrunnen. Der vor vielen Jahren vom Verein gespendete Wasserspender war morsch geworden. Auch hier packte der Verein an, ein neuer wurde 2001 am Weg »Harlachinger geräumt« kurz vor dem Trassenstück der Giesinger Autobahn installiert.

Emsiges Vereinsleben

Ein wachsames Auge für die Bedürfnisse im Forst hat auch die Arbeitsgruppe Wald. Mehr noch: Die Mitglieder der im März 1996 von Josef Kirchner begründeten Gruppe werden im Perlacher und Grünwalder Forst vielseitig tätig. Mindestens einmal im Monat durchstreift das Team den Wald, versieht Pflege- und Mäharbeiten am und um den Perlacher Muggl, bekämpft Neophyten wie Bärenklau, Springkraut oder Knöterich, düngt Obstbäume mit Pferdemist, sät Eicheln oder pflanzt neue Buchen, pflegt den Jungwald oder gestaltet Biotope. »Die Liste der Arbeit der rüstigen Truppe mit vielen Senioren ließe sich noch beliebig fortsetzen«, lobt Hügenell. Auch sonst ist der Verein höchst aktiv. Ob Ausflugsfahrten oder Fachvorträge, die Schaffung von Begegnungspunkten im Forst wie der »Zwergerl-ecke« auf der Sechzehner Wiese, das eigene sommerliche Waldfest oder die nötige Kontaktpflege zu anderen Vereinen und Institutionen. »Es gibt immer genug zu tun« unterstreicht Inge Hügenell. Die 84-jährige Vereinsvorstitzende hat auch einen ganz persönlichen Wunsch zum runden Jubiläum des Vereins: »Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin sollte baldmöglichst

gefunden werden.« Die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse und der Medaille »München leuchtet« in Gold möchte die Verantwortung bald in jüngere Hände legen. Hettich

Der Perlacher/Grünwalder Forst ist ein Kleinod vor den Türen Münchens. Der Verein zu seinem Schutz feiert jetzt seinen 50. Geburtstag. Vorsitzende Inge Hügenell wünscht sich zum Vereinsjubiläum einen Nachfolger. Fotos: Schunk/Hettich

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