Kein »Schneemann« als Brunnen stattdessen ein ultramarinblaues, flaches Becken in Dreiecksform mit 3,50 Meter hohen Wasserfontänen. So wird der Brunnen einmal ausschauen, der im Sommer 2013 die jetzt noch langweilige Asphaltfläche auf dem »Moosacher Stachus« verschönern soll.
»Ein Brunnen für Moosach«
Moosach · »Ein Brunnen für Moosach« Themenseite zum Wasserspiel am Moosacher Stachus, das Dank dem Engagement der Bewohner, Geschäftsleute und Stadtteil-Politiker realisiert wird
Der örtliche Bezirksausschuss hat sich am vergangenen Montagabend einstimmig und parteiübergreifend für die Realisierung des Entwurfes »Ultramarin« von Stefan Eberstadt aus Jetzendorf ausgesprochen gegen die Empfehlung der Jury des Kunstwettbewerbes und auch gegen den Vorschlag des städtischen Baureferates, den »Schneemann« des Wiener Künstlers Manfred Erjautz umzusetzen. Sein Entwurf sieht einen zwei Meter hohen Schneemann aus weißem Marmor vor, der in einer Wasserpfütze steht und aus dessen Rumpf Wasser spritzt, so als würde der Schneemann im Sommer schmelzen. Weitere Basissteine, »Schneekugeln« aus weißem Marmor, sollen als Sitzgelegenheit dienen.
Doch die Stadtteilpolitiker aus Moosach konnten sich mit dieser unkonventionellen Idee für einen Brunnen nicht anfreunden und entschieden sich für den klassisch konventionellen Entwurf eines dreieckigen, flachen Beckens mit Wasserfontänen.
»Das passt am besten hierher und erfüllt die Ansprüche am besten. Wir wollen einen Brunnen für Moosach und für die Moosacher«, begründete SPD-Sprecherin Hannelore Schrimpf das Votum ihrer Fraktion. Zudem »wird man die Fontänen sehr gut wahrnehmen, und die Wahrnehmung ist wichtig.« Man habe parteiintern ausführlich über alle vier Arbeiten diskutiert, die die Jury in die engere Wahl genommen hatte. Dabei habe auch eine Rolle gespielt, »was die Mehrzahl der Bürger will«, betonte Schrimpf. Und die hätten sich durch ihre Eintragungen in das Gästebuch der derzeit laufenden Ausstellung aller acht Wettbewerbsarbeiten (bis 16. Dezember im Foyer des BonApartHotels, Pelkovenstraße 42, täglich von 10 bis 19 Uhr) mehrheitlich für den ultramarinfarbenen Brunnen in Dreiecksform mit Wasserfontänen ausgesprochen.
Auch für CSU-Sprecher Dr. Alexander Dietrich »ist das der schönste Entwurf. Er passt von der Geometrie her am besten auf diesen Platz und es ist der gelungenste Entwurf für Moosach, ohne die anderen Entwürfe künstlerisch in Frage zu stellen.« Schließlich solle sich einmal die Mehrheit der Moosacher Bürger mit diesem Brunnen identifizieren, argumentierte Dietrich. Auch wenn in der Diskussion um den »Schneemann« gesagt worden sei, Kunst solle provozieren«, so komme dies aber nicht für diesen Standort in Frage. »Wir wollen die Moosacher nicht provozieren, sondern wir wollen das Ortszentrum verschönern«, stellte Dietrich klar.
Eberhard Ryba (ÖDP) verwies auf den städtebaulichen Aspekt: »Die Form des Dreiecks bringt diese Ecke zu einem harmonischen Abschluss.« Außerdem werde das flache Becken mit seinen 3,50 Meter hohen Wasserfontänen im Hochsommer Kühle auf den dann von der Sonne aufgeheizten Platz bringen »es ist kein Jungbrunnen, es ist ein Gesundheitsbrunnen«. FDP-Mann Axel Stoßno war bei der Sitzung entschuldigt und konnte deshalb kein öffentliches Statement abgeben.
Die Bezirksausschussvorsitzende Johanna Salzhuber (SPD) wies schließlich darauf hin, dass der Brunnen drei Kriterien erfüllen müsse: »Er soll weithin sichtbar sein«, müsse eine Dominante am Platz sein und er solle das Wasser erlebbar machen. Alle diese drei Punkte seien mit dem Entwurf »Ultramarin« erfüllt. Der Bezirksausschuss habe im März 2009 die Brunnenaktion gestartet, um die langweilige Verkehrsdrehscheibe Dachauer, Pelkoven-, Baubergerstraße aufzuwerten.
Nachdem nun also feststeht, wie der Brunnen ausschauen wird, bitten die Stadtteilpolitiker die Bürger auch weiterhin um tatkräftige finanzielle Unterstützung des Projektes. 50.000 Euro seien zwar schon auf dem Brunnen-Konto, doch man wolle weitere 30.000 Euro an Spendengeldern zusammenbringen, und zwar bis Ende Mai 2012, kündigte Salzhuber an. Das habe der Bezirksausschuss als Beitrag des Stadtteils zu dem Brunnen versprochen. Der Stadtrat hat 170.000 Euro in Aussicht gestellt, der Beschluss über diese Mittel soll im Sommer 2012 fallen.
Das Baureferat rechnet mit Gesamtkosten von 250.000 Euro und will im kommenden Sommer mit dem Bau des Brunnens beginnen. Fertiggestellt sein soll er ein Jahr später, pünktlich zur 100-Jahr-Feier der Eingemeindung Moosachs nach München im Jahr 2013. Künstler Stefan Eberstadt aus Jetzendorf erläutert auf den Texttafeln in der Ausstellung seine Idee wie folgt: »Mein Entwurf sieht eine Brunnenanlage mit einer ruhigen, ultramarinblauen Wasserfläche vor und eine darin rotierende Scheibe aus Edelstahl, die auf ihrer Umlaufbahn immer wieder eine Reihe Fontänen durch ihre unregelmäßige Form abkappt, um sie dann wieder freizugeben, so dass die Fontänen als klares vertikales Element auf 3,50 Meter Höhe aufsteigen.« Der Brunnen könne von Kindern gefahrlos betreten werden, so Künstler Eberstadt. Florian Hochstätter, Leiter des Sachgebietes Gestaltung öffentlicher Raum im Baureferat, beschrieb am Montag bei der Sitzung des Bezirksausschusses das Wasserspiel so: Die Düsen der Wasserfontänen würden durch die rotierende Scheibe mal mehr und mal weniger verdeckt und erzeugten dadurch ein abwechslungsreiches Wasserspiel. Das Becken sei 20 Zentimeter tief und werde ultramarinfarben verkleidet.
Andreas Sobeck, Bildhauer und Vertreter der Fachjuroren, plädierte am Montag im Bezirksausschuss, wie schon bei der Ausstellungseröffnung vor knapp zwei Wochen, nochmals eindringlich für die Realisierung des »Schneemanns«. Dieser Entwurf sei die »tiefgründigste« aller acht Arbeiten. Er war zwar von der Jury favorisiert und hochgelobt worden, fand bei den Bürgern aber wenig Gefallen, wie ein Blick in das Gästebuch der Ausstellung verrät: Zwar fanden sich auch einige Befürworter: »Lustig und nicht so spießig«, »witzig« und »habt Mut, der Schneemann ist ein lustiger Blickfang, besonders im Sommer«, steht da zu lesen. Doch viele Eintragungen sind negativ: Sie reichen von »albern«, »lächerlich« und »blöd« über »unmöglich«, »total daneben«, »ein Witz und für Moosach nicht zu gebrauchen« bis hin zum ultimativen Knock out: »Der Schneemann ist scheiße.« Die Einträge waren nicht anonym.
Für Stefan Eberstadts Entwurf »Ultramarin« gibt es unter den insgesamt 137 Eintragungen hingegen viele positive Reaktionen. Der Brunnen »sieht einfach am coolsten aus«, finden gleich mehrere Bürger. Andere bringen sachliche Argumente vor, etwa die »nächtliche Beleuchtung, Ruhe und Dynamik mit Sitzmöglichkeiten« und »die harmonischen Proportionen, die zum Verweilen einladen.« Gelobt werden auch die Dreiecksform, die Farbe und die »hohe, lebendige Fontäne«, deshalb sei der Eberstadt-Brunnen »am schönsten und logischsten«, steht in dem Gästebuch zu lesen. Allerdings empfinden einige Bürger den Entwurf eher als Kompromiss: »Ich hätte mir etwas ganz Tolles vorgestellt, aber von diesen Vorschlägen ist das der beste«, heißt es. Ein anderer Eintrag lautet: »Stefan Eberstadt mit halbem Herzen: etwas zu blau.« Für alle, die sich an der Spendenaktion für den Brunnen beteiligen wollen, hier die Kontonummer: Gesamtverein Moosach, Stichwort »Ein Brunnen für Moosach«, Kontonummer 1000 657 179, bei der Stadtsparkasse München (Bankleitzahl: 701 500 00). ws