Er ist angekommen! Zumindest physisch. Am Dienstag hob der Flieger von München Richtung Manchester ab. Bis sich der Giesinger Schüler Philipp von der Wippel (16) an den Rhythmus und den Alltag im Nordwesten Englands gewöhnt hat, wird es noch ein paar Tage dauern. Exklusiv für uns berichtet er über die Erfahrungen, die er in den nächsten drei Monaten in England machen wird.
Goodbye Germany, England were coming
Philipp auf der Insel - Kolumne: Austauschschüler Philipp berichtet im Münchner SamstagsBlatt drei Monate lang über seine Erlebnisse und den Unterschieden bzw. Gemeinsamkeiten von Deutschen und Engländern
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Mit der Überzeugung Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne (Hermann Hesse) als Beruhigung stürze ich mich nun also in ein Abenteuer, bei welchem ich nicht die leiseste Ahnung habe, was mich tatsächlich auf der Insel erwartet. Eines weiß ich jedoch bestimmt: Die kommenden 90 Tage werde ich nie wieder in meinem Leben vergessen meine Zeit im United Kingdom wird mich prägen und deshalb sage ich zu mir: Its up to you mach das Größte aus dieser Chance!
Nach einer knappen Mütze voll Schlaf gebe ich nun um Punkt 5.02 Uhr durch das Ausschalten meines Weckers, der die feierliche Englandhymne eifrig dudelt, den Startschuss für meine Englandtour. Noch schnell meinen herzgeformten Glücksbringer in die Jackentasche eingesteckt, das Gepäck ins Auto eingeräumt und los gehts! Während wir auf die in der Nacht hell erleuchtete Flughafen-Welt zufahren, wird mir trotz allergrößter Vorfreude mit Gänsehautgefühl bewusst, dass es jetzt kein Zurück mehr gibt.
Auf der Anzeigetafel sticht mein Flug sofort heraus: LH 2500 um 9.05 Uhr nach Manchester. Erfolgreich trotz Übergewicht (beim Gepäck!) aufgrund unentbehrlicher Mitbringsel eingecheckt, glücklich, alles Geld trotz des bedauernswerten Wechselkurses in Lachende-Queen-Pfund gewechselt zu haben und gerade auf dem Weg zu einem kleinen letzten Frühstück in der Heimat, spüre ich ein deutliches Klopfen auf meiner Schulter. Ich drehe mich um und mir fällt die Kinnlade herunter: Vor mir stehen zwei meiner besten Freunde und strahlen mich mit tiefen Augenringen an: Um mich mit einem Goodbye zu überraschen, sind die beiden bereits am Vorabend zum Flughafengelände gefahren, haben dort die ganze Nacht bis in die Morgenstunden verbracht und seit Sonnenaufgang unauffällig nach mir Ausschau gehalten. Dass die zwei die ganze Nacht auf zwei Bänken kein Auge zugetan haben, rührt mich unglaublich und sollte mir für die ganze nächste Zeit Kraft schenken. Das sind die wahrsten und treuesten Freunde!
Kaum bin ich in den Flieger eingestiegen, habe mich mit einem sagenhaften Fernblick in die Alpen von der Heimat verabschiedet und nach einem netten zweistündigen Gespräch mit einem in Liverpool lebenden chinesischen Studenten, kündigt der Flugkapitän schon unseren Landeanflug mit traumhafter Sicht auf die weiten grünen Flächen Englands an.
Gerade habe ich den ersten Schritt auf englischen Grund gesetzt, schon wird mir diese uneingeschränkte britische Aufmerksamkeit und Höflichkeit zuteil: Keiner drängelt vor oder hetzt, kein Angestellter ist von überflüssigen Fragen genervt, sondern jeder lächelt einen an und erbietet dem Einzelnen so größte Wertschätzung und Anerkennung!
Nun treffen alle Austauschschüler zusammen und im nächsten Augenblick sitzen wir bereits heiter zum letzten Mal für lange Zeit deutsch sprechend in einem Kleinbus, der uns zu unseren Familien transportiert. Nach kurzer Fahrt hält der Fahrer schon in der St. Georges Quay 21 und meine Gastmutter Lydia öffnet mir mit weitausgestreckten Armen die Haustür. Mit meinen Gastgeschwistern Emily und Alex verbringe ich einen sehr lustigen ersten Abend mit tollem Essen, ausgelassenen Gesprächen und viel englischem Humor: Was für ein Start!