Veröffentlicht am 15.02.2012 00:00

Unterhaching · Ein arabisches SpVgg-Fußballmärchen 1001 Nacht


Von red
Geschäftsstelle der SpVgg in den Emiraten eröffnet, Firmenschilder und Briefkasten existieren schon, Geschäftsstellenleiter Reinhold Betzendörfer ist auf dem Weg.	 (Foto: Claus Schunk)
Geschäftsstelle der SpVgg in den Emiraten eröffnet, Firmenschilder und Briefkasten existieren schon, Geschäftsstellenleiter Reinhold Betzendörfer ist auf dem Weg. (Foto: Claus Schunk)
Geschäftsstelle der SpVgg in den Emiraten eröffnet, Firmenschilder und Briefkasten existieren schon, Geschäftsstellenleiter Reinhold Betzendörfer ist auf dem Weg. (Foto: Claus Schunk)
Geschäftsstelle der SpVgg in den Emiraten eröffnet, Firmenschilder und Briefkasten existieren schon, Geschäftsstellenleiter Reinhold Betzendörfer ist auf dem Weg. (Foto: Claus Schunk)
Geschäftsstelle der SpVgg in den Emiraten eröffnet, Firmenschilder und Briefkasten existieren schon, Geschäftsstellenleiter Reinhold Betzendörfer ist auf dem Weg. (Foto: Claus Schunk)

Bis zu den Kickern der Spielvereinigung Unterhaching in der Dritten Liga ist das mögliche Märchen aus 1001 Nacht des Einstiegs eines finanziellen Potentaten aus Arabien offenbar noch nicht durchgedrungen:

News der SpVgg Unterhaching – Saison 2011/2012

SpVgg Unterhaching Themenseite zu Spielvereinigung Unterhaching Saison 2011/2012 (3. Bundesliga Fußball)

bei der deftigen Hachinger 1:5-Pleite im letzten Spiel in Chemnitz war von Aufbruchstimmung wenig, von altbekannter Schwäche auf fremden Plätzen mit der achten Auswärtsniederlage in Serie dagegen umso mehr zu sehen. Vor dem Hintergrund einer womöglich wirtschaftlich güldenen Zukunft hinkt die traurige Realität des Tagesgeschäfts noch deutlich hinterher: angesichts von Platz 16 und einer näher rückenden Abstiegszone steht bei den Hachingern in dieser Woche nach Aussage von Trainer Heiko Herrlich allein die Vorbereitung auf richtungsweisende Partien im Vordergrund.

Nach dem witterungsbedingten Ausfall des für letzten Samstag geplanten Keller-Duells gegen Rot-Weiß Oberhausen (Nachholtermin noch offen) müssen die Rot-Blauen bereits an diesem Dienstag zum schweren Auswärtsmatch bei Kickers Offenbach antreten (erst nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe be­endet). Nicht weniger wichtig ist der Auftritt am kommenden Samstag ab 14 Uhr: dann gastiert der Tabellenvorletzte Carl Zeiss Jena zum nächsten Schlager im Abstiegskampf im Hachinger Sportpark. Trotz drängender Tagesaufgaben bleibt aber festzuhalten: die Zeichen stehen bei den Blau-Roten angesichts eklatanter Finanznöte auf Wandel: der Wüstensturm könnte bald schon neue Lebenskraft in den Sportpark blasen. Allerdings: der noch vorsichtigen Freude der Geschäftsführung und des Präsidenten Englbert Kupka steht noch viel Skepsis seitens der Fans gegenüber. Und: siegen muss immer noch die Mannschaft, um die Dritte Liga zu halten und in Zukunft zumindest wieder von Bundesliga Zwei träumen zu können.

Hilfe vom Persischen Golf?

»Nach mehrwöchigen Verhandlungen zwischen Khalifa Al Muhairibi (32), Chairman der Arabian Gulf Investments (AGI) und Anton Schrobenhauser, Schatzmeister der SpVgg Unterhaching, vereinbarten die SpVgg und die AGI eine Kooperation«, vermeldete Hachings Präsident Engelbert Kupka in einer Presseerklärung bereits am Dienstag letzter Woche. Nach Aussage des Präsidenten habe das Jugendkonzept des Vereins mit einer der größten Nachwuchsabteilungen Deutschlands den Ausschlag für die Partnerschaft gegeben. »Größter Wert wird darauf gelegt, dass das bisherige Jugendkonzept fortgeführt und weitergefördert wird«, ließ Kupka Details aus dem Agreement verlauten. Doch trocken scheint die Tinte unter einem Vertragswerk noch nicht zu sein, weilt doch Schatzmeister Toni Schrobenhauser bereits seit Wochen am Golf. »Wir sind weiter bedingt vorsichtig, aber überzeugt, dass es klappen wird«, ließ Kupka die Öffentlichkeit am Wochenende wissen. Bei den Fans hätte ein solches Konstrukt finanziell neuer Potenz aber auch wirtschaftlicher Abhängigkeit ohnehin nicht nur Freunde.

»Wir brauchen keine Kamele«, war etwa in der vergangenen Woche kurz nach Bekanntwerden des potentiellen Deals auf einem Plakat im Sportpark eindeutig zu lesen. Kupka räumte in einem offenen Brief an die Fans auch ein, dass viele Anhänger sich ob der Verhandlungen mit dem Investor sich besorgt an ihn gewandt hätten, um die Zukunft des Vereins bangen. Doch von einem möglichen Strukturvergleich mit den Vorgängen beim TSV 1860 München wollte der SpVgg-Vordenker nichts wissen. Die Situation lasse sich nicht vergleichen. 1860 habe einen ganz speziellen Vertrag gemacht, der sogar von DFB und DFL geprüft werden mußte. »Bei uns läuft das im ganz normalen Rahmen ab«, so der Präsident.

Der Verein muss sich neu orientieren

Doch Kupka sieht eine wirtschaftliche Neuorientierung als alternativlos. »Leider ist vielen nicht wirklich bekannt, wie dramatisch sich die Situation der Vereine der Dritten Liga entwickelt hat«. Es gehe längst nicht mehr darum, womöglich in die ­Regionalliga abzusteigen. »Vielmehr um die Frage, wie die Vereine erhalten werden können«, malt der Hachinger Frontmann dunkle Farben ans Firmament.

In seinem offenen Brief ­kritisierte Kupka die mangelnde finanzielle Unter­stützung der DFL für die Dritte Liga. Mit dem Einstieg des neuen Investors aus

Abu Dhabi lasse sich jetzt der nächste Schritt in Richtung eines ­notwendigen Wandels der Spielvereinigung zur Kapitalgesellschaft vollziehen. »Allerdings werden alle Fakten mit den Mitgliedern des Vereins vor einem Vollzug abgestimmt«, will der Vereinspräsident die Gemüter beruhigen. Dabei steht man mit dem potentiellen Investor in der Ausrichtung keinesfalls im Widerspruch.

SpVgg baut weiter auf die Jugend

Am Jugendkonzept habe Al Muhairibi großen Gefallen gefunden und viel Sympathie für die Nachwuchsarbeit der Hachinger. Ein wichtiger Faktor. Denn neben Kupka stehen auch Trainer Heiko Herrlich und Sportkoordinator Manni Schwabl für diese klare Ausrichtung. »Wir müssen weiter auch auf junge Leute und Eigengewächse bauen, das ist mir wichtig«, lässt sich Herrlich immer wieder zitieren. Doch allein mit Nachwuchsförderung wird ein Unternehmen »Zweite Liga« nicht zu realisieren sein. Doch auch dies muss das Ziel beider Vertragspartner sein: des Investors mit Blick auf eine verbesserte Breiten- und Werbewirksamkeit des Clubs – aber auch des Vereins, um aus der Unwirtschaftlichkeitsfalle der Dritten Liga nach oben ausbrechen zu können. Dennoch: die kritischen Fans werden erst noch zu überzeugen sein – dafür müssen bald auch mehr Fakten und Details der Partnerschaft auf den Tisch, offene Briefe werden da auf Dauer nicht genügen. Zudem muss der, in der Winterpause immerhin um vier neue Akteure aufgestockte, aktuelle Kader schnell zurück in die Erfolgsspur, um eine Ligareise nicht am Ende in die falsche, für das Geschäftsmodell Haching wohl tödliche Regionalligarichtung einzuschlagen. Am besten, man beginnt mit dem Siegen möglichst bald. Damit das mögliche Märchen aus 1001 Nacht nicht bereits vor dem Startschuss zum Alptraum wird. ReU

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