Die letzte Bauausschusssitzung am Montag, 13. Februar, wird Bürgermeister Jörg Pötke (ILT) und den Rest des Gemeinderates noch lange in Atem halten.
Projekt Kögelhaus & Realschule Taufkirchen
Taufkirchen · Projekt Köglhaus und Realschule Themenseite zu den Projekten Taufkirchner Realschule und dem Köglhaus (Familienzentrum mit Kindergarten und Kinderkrippe)
Mit einem Dringlichkeitsantrag haben alle Fraktionen außer der ILT dafür gestimmt, das im Spätsommer letzten Jahres beschlossene Köglhaus (Kindertagesstätte und Familientreff, Anm. d. Red.) aus Kostengründen zu kippen.
Gesunkene Steuereinnahmen seien der Grund dafür, das Projekt zu streichen, erklärten die Vertreter der übrigen Fraktionen gemeinsam. Schon im Oktober forderten sowohl SPD, Grüne, UWT als auch CSU genaue Kennzahlen für den Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen an. Bis heute sei die Gemeinde den Räten die Auskunft schuldig geblieben, erklärten Paul Haberl (CSU) und Rosemarie Weber (SPD). Die Kosten für das an für sich wünschenswerte Projekt mit 6,2 Millionen Euro seien in Anbetracht der klammen Haushaltslage einfach zu hoch, so Haberl und Weber unisono.
Einig sei man sich darin, dass man Krippenplätze schaffen müsse, allerdings gebe es da auch zwei wesentlich preisgünstigere Alternativen, so Haberl. Zum einen habe die evangelische Kirche vor Ort ihre Bereitschaft zur Einrichtung einer Krippe signalisiert, außerdem habe ein externer Investor Interesse an der Errichtung einer Krippe gezeigt, informierte Weber. Alle Vereine hätten Kürzungen hinnehmen müssen, damit der Haushalt ausgeglichen gestaltet werden könne, da könne man jetzt nicht ein derart teures Familienzentrum bauen, betonte Weber weiter. Auch Rudi Schwab von den Grünen will nicht an den Plänen für das Köglhaus festhalten. Ihm bereiten die hohen Kosten angesichts sinkender Einnahmen ebenfalls Bauchschmerzen. Pötke indes verweist auf die enge Verzahnung der Köglhauspläne mit dem geplanten Bau einer neuen Realschule. Durch einen gemeinsamen Bebauungsplan seien diese Projekte miteinander verknüpft worden, man könne nicht nach Lust und Laune solch massive Veränderungen vornehmen, ohne die gesamte Planung zu zerstören, erklärt Pötke weiter.
Laut dem Taufkirchner Rathauschef würde diese Änderung eine Verzögerung der Baumaßnahmen für den Realschulbau um mindestens ein Jahr bedeuten. Eine Katastrophe, wie der Realschulleiter Rudolf Galata in einem Brandbrief an die Gemeinderäte erklärte: »Eine zeitliche Verzögerung der ab März 2012 geplanten Baumaßnahmen zur Errichtung des neuen Schulgebäudes und der zugehörigen Sport- und Freiflächen würde also für alle Betroffenen, Schüler wie Lehrer, bedeuten, dass Unterricht und schulisches Leben weiterhin nur mit beachtenswerter Disziplin gerade auch vonseiten der Schüler und kreativen Interimslösungen stattfinden kann jedoch ohne die erhoffte Perspektive auf eine erkennbar zeitnahe Veränderung dieser äußerst unbefriedigenden Situation. Wir bitten Sie daher nachhaltig im Namen der Schulgemeinschaft der Walter-Klingenbeck-Schule alles zu unternehmen, dass die geplanten Baumaßnahmen terminlich wie vorgesehen zur Durchführung gelangen, um für alle Schüler altersgemäße, pädagogisch erforderliche Unterrichts- und Aufenthaltsräume zu schaffen, allen Lehrern angemessene Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen, und damit für die Schulgemeinschaft die sehr erfreuliche Perspektive des vorgesehenen pädagogisch und architektonisch gelungenen Entwurfes einer neuen Schule mit kreativen und zeitgemäßen Strukturen zeitnah zu realisieren.«
Ursprünglich geplant war, den derzeit bestehenden Integra-Kindergarten am Köglweg abzureißen und hinter dem neuen Realschulgebäude neu zu errichten. Aber nicht in seiner alten Form, sondern eben in Form des Köglhauses, das dann je vier Kindergarten- und vier Krippengruppen Platz bieten sollte. Darüber hinaus war angedacht, das Integra-Familienzentrum, das derzeit im Postweg in Containern untergebracht ist, ebenfalls ins Köglhaus zu verlegen um im Postweg Platz für Mittagsbetreuungsplätze zu schaffen. Anstelle des jetzigen Kindergartens sollten die Parkflächen für die Realschule platziert werden. Von dort aus sollte auch die logistische Versorgung der Schule erfolgen. »Bleibt der Kindergarten an seinem Platz bestehen, müssen wir die Parkplätze auf das Grundstück verlegen, wo eigentlich das Köglhaus geplant war. Die Schule muss dann völlig überplant werden, weil der Zugang dann nicht mehr wie angedacht funktioniert«, zeigt sich Pötke von der Entscheidung der Gemeinderatskollegen betroffen.
Es sei richtig, dass das Projekt eine Menge Geld verschlinge, dennoch sei das Bürgergeld schließlich genau dafür da, um eben solche Pläne zu verwirklichen. Er erinnerte daran, dass auch bereits Vergaben stattgefunden hätten und auch Planer bereits am Werk gewesen seien. Hier würden Ausfallkosten von bis zu 600.000 Euro für die Gemeinde anfallen, mahnte der Rathauschef.
Auch an dieser Summe hegen SPD, Grüne und CSU starke Zweifel. »Diese Summe scheint mir auf jeden Fall viel zu hoch zu sein, welcher Planer kann denn solche Beträge verlagen«, empört sich Haberl über die Aussagen Pötkes. Überhaupt sei es nicht nachvollziehbar, warum ein erst zwölf Jahre alter Kindergarten abgerissen werden sollte, dass könne man keinem Bürger begreiflich machen, meinte Haberl. Pötke konterte, dass der Kindergarten modernen Brandschutzbestimmungen nicht mehr entspräche, nach heutigen Gesetzen auf diese Weise gar nicht mehr gebaut werden dürfte.
Schwab bekennt, dass durch diesen Beschluss viel Arbeit auf die Gemeinde und die Gemeinderäte zukomme, denn auch die Realschulpläne seien davon beeinflusst. Dennoch könne man einem derart teuren Projekt nicht seine Zustimmung geben, ohne dass es einen beschlossenen Haushalt für das 2012 gebe, brachte Schwab seine Meinung auf den Punkt. In der Gemeinderatssitzung am 28. Februar, ab 18.15 Uhr wird im Gemeinderat über das Köglhaus abschließend beraten. Um den Gemeinderäten die abschließende Entscheidung zu erleichtern, hat der Taufkirchner Rathauschef jetzt aktuell die Bedarfszahlen auf den Tisch gelegt. Pötke schreibt: »Die derzeitige Abdeckung beträgt 15 Prozent (72 Plätze für 486 Kinder), 25 Prozent nach Ausbau Köglhaus (weitere 48 Plätze auf 120), 30 Prozent nach Ausbau Kinderplanet der ev. Pfarrei (weitere 24 Plätze auf 144) Fazit:
Selbst mit den Neubauten Köglhaus und Kinderplanet mit insgesamt sechs neuen Gruppen lägen wir an der untersten Grenze im Vergleich zu den Nachbargemeinden. Laut den Ermittlungen stehen derzeit 108 Krippenkinder auf Wartelisten, die selbst bei Schaffung der sechs neuen Gruppen nicht untergebracht werden könnten. Überdies gibt es einen Bedarf für weitere zirka 30 Mittagsbetreuungen von Dorfschulkindern in den Container-Pavillons im Postweg, dem nur dann entsprochen werden könnte, wenn dort Platz durch die Umsiedlung des Familienzentrums geschaffen wird.« Woschée