Veröffentlicht am 24.03.2012 00:00

München · „Together We Can – For Syria“


Von red
Philipp von der Wippel (2. v. re.) und seine Mitstreiter bekommen tatkräftige Unterstützung von Paul Woodruff (Mi.), Bürgermeister von Lancaster.  (Foto: phil)
Philipp von der Wippel (2. v. re.) und seine Mitstreiter bekommen tatkräftige Unterstützung von Paul Woodruff (Mi.), Bürgermeister von Lancaster. (Foto: phil)
Philipp von der Wippel (2. v. re.) und seine Mitstreiter bekommen tatkräftige Unterstützung von Paul Woodruff (Mi.), Bürgermeister von Lancaster. (Foto: phil)
Philipp von der Wippel (2. v. re.) und seine Mitstreiter bekommen tatkräftige Unterstützung von Paul Woodruff (Mi.), Bürgermeister von Lancaster. (Foto: phil)
Philipp von der Wippel (2. v. re.) und seine Mitstreiter bekommen tatkräftige Unterstützung von Paul Woodruff (Mi.), Bürgermeister von Lancaster. (Foto: phil)

Wie man mit einem kleinen Funken ein großes Feuer entfachen kann, zeigt der Giesinger Austauschschüler Philipp von der Wippel (16) derzeit in England. Die Ereignisse in Syrien beschäftigen ihn und seine Mitschüler. Sie wollten nicht tatenlos zusehen und haben eine Aufklärungskampagne über die Not der Menschen in Syrien gestartet, die innerhalb weniger Tage ganz England erfasst hat.

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Unsere Initiative „Together We Can – For Syria“ hat einen unbeschreiblichen Blitzstart hingelegt. Trotz unserer hohen Zielsetzung hätte wohl niemand gedacht, was man in einer Woche leisten kann – auch wir selbst nicht. Ist das Projekt im Alltag angelangt? Mein Tagebuch vom 11. bis 21. März verrät es: 11. März: Genau hier an diesem Ort haben Ebrahim und ich uns vor einer Woche geschworen: Wir wollen ein Zeichen für die leidenden Menschen in Syrien setzen – so groß und so schnell wie möglich. Und heute sitzen wir wieder im Obergeschoss von Starbucks in der hinteren Ecke links und planen unsere nächste Woche. Heute sitzen hier acht statt zwei Personen am Tisch. Heute wird nicht mehr über „ob“, sondern über „wie“ diskutiert. Unsere produktive Runde löst sich mit den letzten Sonnenstrahlen nur auf, weil das Café schließt. Das Projekt ist online, die Facebook-Seite ist eingerichtet und der Präsentations-Marathon kann kommen. 13. März: „Good Morning, Year Eight!“ Heute stellen wir der achten Jahrgangsstufe unser Projekt vor. Zweihundert Augen funkeln uns gespannt aus dem Publikum entgegen. Die zwanzigminütige Präsentation ist taktisch durchgeplant: Zuerst wird der Saal mit grausamen Fakten, so weit sie belegbar sind, und schockierenden Bildern konfrontiert. Daraufhin wird den jungen Zuhörern signalisiert, dass es nun an uns liegt, einen Schritt zu wagen. Letztendlich wird ihnen einfach erklärt, wie wir alle konkret den Menschen in Syrien helfen können. Nachmittags im Zug nach Preston klingelt plötzlich mein Handy. „Here is the Mayor!“

Lancasters Bürgermeister Paul Woodruff hat in Eigeninitiative alle Schulleiter der Region angerufen und um Teilnahme an dem Projekt gebeten. 15. März: Nach der Mittagspause der Schule finden wir auf unseren Plätzen einen prallgefüllten Briefumschlag vor: über 150 Ideen von Schülern für kleinere Aktivitäten als Vorbereitung auf den großen Spendenlauf. Nach der letzten Stunde ist für uns noch lange nicht Schluss: Heute ist Lehrerkonferenz und wir stellen das Projekt erstmals vor der kompletten hundertköpfigen Lehrerschaft vor. Selbst eingefleischte Skeptiker äußern Sympathie und sagen ihre Unterstützung zu. 16. März: Im Büro des Schulleiters gehen wir in diesen Tagen ein und aus.

In Konsequenz auf die Initiative des Bürgermeisters hat er noch einmal bei seinen Kollegen nachgehakt: erfolgreich! Nächste Woche geht es mit Projektvorstellungen in zehn Schulen los. Das Handy klingelt erneut. „Here is the Mayor once again!“ Dass er unsere Vision nicht als Alltag abstempelt, zeigt sich an dem so intensiven Engagement: Nach dem Rundruf an die Schulen am Dienstag lädt er uns nun ein, am Montag dabei zu sein, wenn sich alle Bürgermeister aus England in Lancaster treffen. Die Bedeutung der Einladung nicht realisierend sagen wir instinktiv zu, bevor es uns endgültig die Sprache verschlägt. Das Projekt fliegt – aber hatten wir nicht gesagt, dass wir es so groß wie möglich machen wollen? 19. März: Der Blick aus dem Fenster zeigt ein Meer aus schwarzem Blech. Bei genauerer Betrachtung erkenne ich die 50 Limousinen von Bürgermeistern. Ein paar Minuten gehört das Wort uns und wir stellen das Projekt mit nationalem Potenzial vor. Aufgrund der Machtlosigkeit auf offizieller politischer Ebene sind allesamt überaus interessiert. Letztendlich ergreift einer das Wort und bringt es auf den Punkt: „Together We Can – For Syria“ ist die Möglichkeit, hier auf eigenem Territorium ein starkes Symbol mit enormer Resonanz für Menschlichkeit zu geben.

21. März: Die Schulglocke läutet zur Pause. Heute findet das erste große Treffen mit allen Interessierten statt. Tatsächlich finden sich weit über hundert Schüler jedes Alters ein. Nach dem heutigen Treffen geht jeder der hundert mit seiner Aufgabe in den Alltag zurück. Spätestens jetzt verstehen wir endgültig, warum gleichgesinnte Menschen so wichtig sind: Sie ermöglichen uneingeschränkten Erfolg. Der Tag verläuft im Nu und mit einem Blick auf den Kalender bricht heute der Countdown meiner letzten zehn Tage an – was kann alles in zehn Tagen passieren?

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