Veröffentlicht am 05.04.2012 00:00

München · „Wir punkten mit Erfahrung“


Von red

Nach der gescheiterten Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 steht München möglicherweise vor dem Zuschlag für eine andere sportliche Großveranstaltung: die „X-Games“.

Extremsportveranstaltung X-Games

X-Games für München Themenseite zur Extremsportveranstaltung X-Games 2013-2015, mögliche Austragungsstätte: Olympiapark München

„Das eine hat aber mit dem anderen nichts zu tun“, sagt Ralph Huber, Geschäftsführer der Olympiapark München GmbH, man wolle solch ein Highlight unabhängig anderer Veranstaltungen in die bayerische Landeshauptstadt bringen. So reichte der Olympiapark Anfang Januar ein 190 Seiten starkes „Bid Book“ beim US-amerikanischen TV-Sender ESPN ein, der die Vermarktungsrechte für die X-Games besitzt. Eine Entscheidung über die Vergabe soll jetzt im April fallen, einen genauen Termin gibt es allerdings noch nicht.

München hat es in die Endauswahl geschafft, muss sich dort aber gegen Lissabon und Barcelona durchsetzen. „Man hört, dass die finanzielle Lage in den beiden Konkurrenzstädten wohl sehr gut sein soll“, sagt Huber, „aber wir wollen mit unserer Erfahrung und Infrastruktur punkten.“ Schließlich könne man ein solches Event „konzentriert im Park“ bieten, habe durch die Ausrichtung von „Air & Style“ (Snowboard) oder dem „Red Bull Crashed Ice“ Referenzen im Ausrichten von Extremsport-Veranstaltungen vorzuweisen. Als Ausrichter der X-Games erhofft man sich den Zugang zu Münchens Jugendlichen: „Klar wollen wir damit auch ein neues Publikum ansprechen“, bestätigt Huber. Ob allerdings Lokalmatadoren an den Spielen teilnehmen könnten, ist fraglich. Bleibende Änderungen würde es im Olympiapark nicht geben, für die Zeit der X-Games gäbe es lediglich temporäre Bauten.

Seit der Erstaustragung im Jahre 1995 haben sich die X-Games zum renommiertesten Wettbewerb für Extremsportarten entwickelt, wurden bisher aber fast ausschließlich auf US-Boden ausgetragen (sieht man von Sonderevents wie den Dubai X-Games ab). Ab 2013 soll es die X-Games auch in Südamerika und Europa geben. Hat die bayerische Landeshauptstadt gute Chancen?

Die Münchner Skaterin Lea Schairer unterstützt gemeinsam mit Denis Ortmann (ebenfalls Skateboard), Tobias Immler (Freestyle-Motocross) und Perry Petermüller (BMX) die Münchner Bewerbung. Im Gespräch mit dem Münchner SamstagsBlatt erzählt Schairer, warum die X-Games umstritten sind, sie sich trotzdem auf das Event in München freut, obwohl sie voraussichtlich gar nicht dabei wäre.

Münchner SamstagsBlatt: Frau Schairer, die X-Games in München, das wäre doch eine große Sache...

Lea Schairer: Es wäre cool, wenn München den Zuschlag bekommen würde – so ein riesiges Event in München, da wäre es interessant zu sehen, was da los wäre in der Stadt.

Münchner SamstagsBlatt: Wie sind die X-Games denn einzuordnen? Sind sie das größte Skateboard-Event überhaupt?

Lea Schairer: Das kann man so nicht sagen. Das kommt ganz auf die Einstellung eines jeden Skateboarders an. Die X-Games sind sicherlich ein Riesen-Event, das keinen kalt lässt, der skatet. Aber es ist halt eine große kommerzielle Veranstaltung, bei der viel Geld drinsteckt. Für viele Skater geht es eher darum, eigene Videos zu machen und draußen mit Freunden zusammen zu sein, um einfach Spaß zu haben.

Münchner SamstagsBlatt: Werden Sie denn an den X-Games teilnehmen?

Lea Schairer: Ich denke nicht, dass ich daran teilnehmen könnte. Ich weiß nicht mal, ob es einen Wettbewerb für Mädels gibt. Die Qualität dort ist extrem krass, es ist schließlich einer der größten und wichtigsten Contests. Ich unterstütze die Bewerbung aber, indem ich bei dem Bewerbungsvideo mitgemacht habe.

Münchner SamstagsBlatt: Man hört immer wieder, dass es Skateboarder in München gar nicht so leicht haben.

Lea Schairer: Es ist ziemlich schwer. Skaten ist fast überall verboten – oder man wird weggeschickt. Parks sind eher in den Vororten verteilt. In München selbst gab es lange Zeit Diskussionen um einen Platz (an der Schwanthalerhöhe, die Redaktion). Da wurde es nach Anwohnerbeschwerden auch verboten, also gibt es wieder einen Platz weniger, um andere Skater zu treffen und rumzuhängen.

Münchner SamstagsBlatt: Da könnte ein Event wie die X-Games sicherlich Besserung bringen.

Lea Schairer: Das kann ich mir gut vorstellen. Vielleicht bemerkt die Stadt dann, dass es sehr viele junge Menschen gibt, die sich für das Skateboarden interessieren. Vielleicht überlegt es sich die Stadt dann anders und gibt einige Plätze frei oder stellt auch ein bisschen mehr Geld zur Verfügung. Von Jan Lüdeke

„X-Games“ in München

München hat sich für die Sommer-X-Games von 2013 bis einschließlich 2015 beworben. Gesetzte Sportarten sind Skateboarden/Inlineskating, BMX und Freestyle Motocross. Vierte Disziplin ist traditionell Rallycross, was im Olympiapark nicht auszutragen wäre. Deshalb haben die Vertreter des Olympiapark „Slopestyle“ (ein Parcours für Mountainbikes, bei dem es auf Kreativität und Tricks ankommt) auf dem Olympiaberg als Alternative vorgeschlagen.

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