Veröffentlicht am 20.04.2012 00:00

DEL Eishockey mit dem EHC München


Von red

Ist es wieder soweit? Muss man in München bald wieder auf Spitzeneishockey verzichten? Einiges deutet darauf hin. Nun bin ich eher ein Zahlenmensch, auch wenn meine Entscheidungen auch mal aus dem Bauch heraus gefällt werden. Schauen wir uns mal die Zahlen und hier vor allem das Geld an. In der Saison 2010/2011 betrug der Verlust der „EHC München Spielbetriebs GmbH” 2,7 Mio. Euro.

Ein stattlicher Betrag von dem die Gesellschafter immerhin 1 Mio. Euro ausgeglichen haben. Eine weitere Million wurde der Spielbetriebs GmbH langfristig geliehen und die restlichen 700.000,- Euro sind in die Kapitalrücklage eingeflossen, aber dazu späher mehr. Aus den Spielzeiten 2009/2010 und 2008/2009 sind noch weniger Informationen frei verfügbar. Hier wurden 1,9 Mio. bzw. 1,6 Mio. Euro Verlust produziert. Interessant ist hierbei auch, dass die Berufsgenossenschaft VBG in dieser Zeit über 250.000,- Euro für die Jahre 2004 bis 2007 nachgefordert hat. Wie kann so etwas geschehen? Ein Fehler eines Mitarbeiters, eine falsche Entscheidung der Geschäftsleitung, ein Versehen oder was auch immer. Wirklich seriös wirkt das nicht. Dieser Betrag wurde dann durch Ratenzahlungen bis Ende 2009 beglichen. Zumindest das Problem ist damit erledigt und in den letzten Jahren scheint es keine Beanstandungen mehr gegeben zu haben.

Aber wer steckt nun hinter der „EHC München Spielbetriebs GmbH” und wer hält wie viele Anteile. Am 12.08.2008 schaute es beim EHC wie folgt aus:

- 77.000,- Euro Herr Jürgen Bochanski

- 43.300,- Euro der EHC München e.V.

- 6.100,- Euro Herr Herbert Aidelsburger

- 20.500,- Euro Herr Detlef Dörrié

- 77.000,- Euro Herr Waldemar Jantz

- 77.000,- Euro der Firma Castik GmbH

Dies sind wohl auch die aktuellen Gesellschafter.

Jetzt kommen wir wieder zurück zum Geld. Ende des Jahres 2009 wurden die bisherigen Darlehen der Gesellschafter Michael Phillips, Jürgen Bochanski und Waldemar Jantz in eine kapitalbildende Rücklage umgewandelt. Dadurch wurde eine bilanzielle Überschuldung der GmbH vermieden und die GmbH spart sich Zinsen. Diese Rücklage ist zum Stand 30.04.2011 auf über 6 Mio. angewachsen und wächst munter weiter. Jeder Verlust muss entweder ausgeglichen oder über ein kapitalersetzendes Darlehen ausgeglichen werden. Im Moment scheint es so, als ob mindestens 3 Mio. Euro pro Saison dazu kommen. Wie viel Spaß so ein laufender Verlust macht kann sich sicherlich jeder vorstellen, allerdings war dies ja auch bisher so und daher keine Überraschung für die Gesellschafter. Aber was läuft eigentlich falsch? Wenn noch nicht einmal ein Hauptsponsor gefunden wird, dann stellt sich die Frage ob hier unprofessionell gearbeitet wird, oder Spitzen-Eishockey in München einfach kein Zuhause hat? Ein Verkauf der Lizenz für die DEL scheint unter all diesen Eckdaten eher wahrscheinlich. Natürlich nur, wenn das Angebot stimmt und die Gesellschafter Ihr Gesicht wahren können. Letzteres erscheint auf den ersten Blick eher unwahrscheinlich, wenn man die Äußerungen der Fans auf der heutigen Demo vor der Eishalle und die Kommentare im Internet berücksichtigt. Auf den zweiten Blick allerdings stellt sich folgende Frage: Wie viel Geld und wie lange muss ein „Mäzen” und etwas anderes sind die Gesellschafter beim EHC nicht, zahlen, damit er mit Applaus verabschiedet wird, wenn er aus welchen Gründen auch immer, die Zahlungen einstellt? Dies muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich für meinen Teil erwarte von einem „Mäzen” die Einhaltung von Zusagen und ansonsten nichts weiter. Nun ist das, wenn man von einem verkündeten „3-Jahres-Plan” für die DEL ausgeht, zumindest ich erinnere mich an gleichlaufende Aussagen, natürlich problematisch. Kann man von irgendjemand verlangen mehrere Millionen Euro zu zahlen, nur um niemanden zu enttäuschen? Ich sage nein, das kann ich von niemanden verlangen.

Wer entscheidet beim EHC über den Verkauf der DEL-Lizenz? Hier wird die Sache sogar noch viel komplizierter, dann es gibt nicht nur die „EHC München Spielbetriebs GmbH”, sondern auch eine „EHC München Lizenz GmbH” deren einziger Zweck „… die Übernahme, das Halten und Verwalten von Spielrechten in der Deutschen Eishockey Liga, insbesondere von Spielrechten der EHC München Spielbetriebs GmbH.” ist. Das alleine wäre noch nicht kompliziert, da es recht sinnvoll ist die Lizenz formal vom Spielbetrieb zu trennen um bei einem evtl. Verkauf bzw. anderen Umgestaltungen flexibler zu sein. Problematisch bzw. kompliziert wird es beim EHC nur dadurch, dass die Lizenz GmbH nicht die gleichen Gesellschafter wie die Spielbetriebs GmbH hat. Einziger Gesellschafter und damit Eigentümer der DEL-Lizenz ist die Castik GmbH und wiederum einziger Gesellschafter dieser GmbH ist Michael Phillips. Also entscheidet nur Michael Phillips über die weitere Zukunft des EHC oder es findet sich ein anderer oder ein neuer Gesellschafter der die Castic GmbH übernimmt. Der „Neue” sollte dann aber neben genügend Geld für den Ausgleich der laufenden Verluste - wir wissen ca. 3 Mio. Euro pro Saison - auch noch mindestens 800.000,- Euro für Hr. Phillips zur Verfügung haben. Um diese Summe hat sich die Castik GmbH bei Hr. Phillips privat verschuldet um die Lizenz von der DEL zu erwerben. Ob sich unter diesen Voraussetzungen jemand findet, der beim EHC einsteigt ist mehr als fraglich.

Was bedeutet dies nun für den EHC bzw. Spitzen-Eishockey in München? Gar nicht schwer zu beantworten: Wenn Phillips nicht mehr will, dann geht es in München, zumindest in der DEL nicht weiter. Ob das den Fans gefällt oder nicht ist dafür eher unerheblich, auch wenn das hart klingt, aber diesen Fakten muss man ins Auge sehen.

Irgendwie gefällt mir das alles gar nicht, aber auch ich muss damit leben. Einen Lichtblick sehe ich aber und das sind die Fans, die schon daran arbeiten, wie eine Ära „nach DEL” ausschauen könnte. Ob ich mich darüber freuen kann, mit anderen gemeinsam etwas neues aufzubauen kann ich noch nicht sagen, aber versuchen werde ich es auf jeden Fall. Noch lieber und darüber würde ich mich auf jeden Fall freuen, wäre mir der EHC allerdings auch die nächsten 10 Jahre in der DEL, der 2. Bundesliga oder in welcher Liga auch immer.

Herbert Bergmaier

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