Ganz überraschend will die Stadt die Kreuzung Wintrichring/ Allacher/Nederlinger Straße umbauen, und zwar noch in diesem Jahr. Auf diese Weise will man diesen Unfallschwerpunkt im Münchner Nordwesten entschärfen. Denn seit Jahren kracht es dort oft.
Umbau: Wintrichring
Unfallschwerpunkt Wintrichring Themenseite zum Umbau der Kreuzung Wintrichring/Allacher/Nederlinger Straße
Nach längerem Hin und Her um Planung und Finanzierung nimmt die Landeshauptstadt die Umbaumaßnahme nun in Angriff das fehlende Geld hatte das Vorhaben verzögert. Doch die Stadträte hatten jetzt die Spendierhosen an: Der Bauausschuss des Stadtrates erteilte kürzlich für das 2,6 Millionen Euro teure Vorhaben die Projektgenehmigung. Nach dem Zeitplan des Baureferates sollen in diesem Herbst die vorbereitenden Arbeiten für den geplanten Straßenumbau beginnen. Die Behörde geht von einer Bauzeit von rund einem Jahr aus. Sprich, wenn alles glatt läuft, soll der umgestaltete Knoten im Herbst 2013 fertig gestellt sein.
Bis dahin werden sich die Autofahrer wegen der Baustelle auf provisorische Fahrspuren und auf Verkehrsbehinderungen im Bereich der Kreuzung einstellen müssen. Schon jetzt ist der Knoten im morgendlichen und abendlichen Berufsverkehr ein Nadelöhr und es bilden sich Staus. Nach Angaben der Stadt passieren täglich mehr als 60.000 Autos die Kreuzung. Baureferentin Rosemarie Hingerl prognostizierte nun im Rathaus, dass nach dem Umbau »ein Leistungsplus von zwölf Prozent zu erreichen sein wird«.
Die breite Mehrheit der Stadträte votierte nun für einen Komplettumbau allerdings regte sich unter FDP, Freien Wählern sowie Teilen der CSU Widerstand an der geplanten Beseitigung der beiden freilaufenden Rechtsabbiegespuren: So kann man vom Wintrichring aus in die Allacher Straße und umgekehrt von der Allacher Straße in den Wintrichring derzeit unbehindert abbiegen es sei denn, die Fußgängerampel ist auf Anforderung in Betrieb.
Ansonsten können die Autofahrer vom Wintrichring aus ohne Stopp rechts in die Allacher Straße abbiegen. Stadtrat Johann Altmann (Freie Wähler) warnte im Rathaus davor, diesen freilaufenden Rechtsabbieger auf Dauer zu beseitigen: »Damit produziert man einen Stau«, insbesondere im abendlichen Berufsverkehr. Altmann formulierte deshalb während der Sitzung des Stadtrates einen mündlichen Antrag, die beiden freilaufenden Rechtsabbiegespuren beizubehalten. Außerdem wollte der Politiker von der Verwaltung wissen, ob und um wie viel sich dadurch die Kosten verringern würden. Tiefbauchef Karl Höferle erklärte, dass »der Kostenunterschied unwesentlich ist«. Auch für Stadträtin Christa Stock (FDP) ist nicht nachvollziehbar, die beiden freilaufenden Rechtsabbieger zu entfernen. »Das wird mit ziemlicher Sicherheit einen starken Rückstau geben«, prognostizierte die FDP-Politikerin.
Sie sah das zudem als »eine politische Sache« an: Die rot-grüne Stadtratsmehrheit wolle die beiden Rechtsabbiegespuren wegnehmen, »um den Autoverkehr zu behindern«, sagte Stock. Stadtrat Paul Bickelbacher (Grüne) widersprach vehement, ebenso Stadtrat Alexander Reissl, Chef der SPD-Stadtratsfraktion. Reissl wies daraufhin, dass die beiden freilaufenden Rechtsabbieger schon jetzt signalisiert seien und es an beiden eine Fußgängerampel gebe. Baureferentin Hingerl stellte schließlich klar, dass man diese Debatte bereits im Jahr 2009 intensiv geführt habe und damals der Stadtrat in Abwägung aller Argumente den Komplettumbau der Kreuzung beschlossen habe, und zwar ohne freilaufende Rechtsabbiegespuren. Denn diese »sind eine Riesen-Gefahrenstelle«, betonte Hingerl jetzt im Rathaus.
Sie erläuterte schließlich die Details der Planung: Herzstück sei der Bau einer signalisierten Mittelinsel inmitten des Knotens. Auf diese Weise würde die Kreuzung nach und nach geräumt und das Linksabbiegen sicherer gemacht. Auf Wunsch des Moosacher Bezirksausschusses wird auf der Südseite der Allacher Straße auf Höhe des Postsportvereins ein Zwei-Richtungs-Radweg für Radfahrer geschaffen.
Am Ende votierten zwar Freie Wähler, FDP und Teile der CSU (insgesamt fünf Stimmen) für die Beibehaltung der beiden freilaufenden Rechtsabbieger, doch ohne Erfolg. Die breite Mehrheit der Stadtratsmitglieder im Bauausschuss beschloss den Komplettumbau ohne freilaufende Rechtsabbiegespur.
Im Stadtteil stieß dieser Beschluss einhellig auf Zustimmung. »Zeit wirds. Wir warten schon lange darauf, dass dieser Unfallschwerpunkt entschärft wird«, freut sich die Bezirksausschussvorsitzende Johanna Salzhuber (SPD). Sie hofft, dass die umgebaute Kreuzung Erleichterungen für die Autofahrer und für die Radler bringen werde.
Denn nach Angaben der Polizeiinspektion 44 Moosach war und ist es im Viertel die Kreuzung mit den meisten Unfällen. Im Jahr 2010 habe man 20 schwerwiegende Unfälle registriert, im Jahr 2011 dann noch 17 und heuer auch schon mehrere, weiß der Moosacher Polizeichef Klaus Kellerer zu berichten. »Es ist begrüßenswert, dass die Kreuzung umgebaut wird: je schneller, desto besser.« Denn es gebe an diesem Verkehrsknoten Mängel. Wally Schmidt