»Keinen Autobahnzubringer durch Wohngebiete im Münchner Norden.« Das stand auf einem von mehr als 200 Zetteln bei einer Bürgerbeteiligung zum Thema »Perspektive München« im Kulturhaus Milbertshofen.
Einmal mehr war ein möglicher Autobahnanschluss bei Feldmoching heiß diskutiert. »Sehen, hören, wehren: keine neuen Straßen im Münchner Norden« und schon gar nicht »durch das letzte Dorf im Münchner Norden«.
Stattdessen solle der Autobahnring A 99 ertüchtigt und Lärmschutz für Feldmoching geschaffen werden. Aber es gab auch Befürworter: Sie forderten ausdrücklich die »Anbindung der Staatsstraße 2342 an den Autobahnring A 99« bei Feldmoching. Ob und wenn ja, wo im Münchner Norden ein zusätzlicher Autobahnschluss entsteht, das muss der Stadtrat erst noch entscheiden. Möglich wäre auch am Hasenbergl die Verlängerung der Schleißheimer Straße nach Norden zur A 99.
Große Einigkeit herrschte hingegen unter den Bürgern, dass man im Münchner Norden dringend ein Gymnasium benötige. Das wurde nun einmal mehr von der Stadt München gefordert. Der Stadtverwaltung zufolge könnte das Gymnasium München-Nord voraussichtlich im Herbst 2016 an der Ecke Knorr-/Rathenaustraße am Harthof eröffnet werden.
Die Belebung des Curt-Mezger-Platzes vor dem Kulturhaus Milbertshofen ist ein Dauerbrenner im Viertel. Nur am Freitagnachmittag kommt Leben auf die Asphaltfläche, dann ist Wochenmarkt.
Angeregt wurden bei der Bürgerbeteiligung eine Eisdiele, ein Café und/oder ein Springbrunnen bislang jedoch ohne Erfolg. Stattdessen parken nun schon seit langem Tag und Nacht vor Kulturhaus und Dankeskirche viele Autos, sehr zum Ärger mancher Bürger. »Da hat die Stadt den Curt-Mezger-Platz für drei Millionen Euro gestaltet und dann ist er ein kostenloser Parkplatz. Das ist ein Witz«, beschwerte sich kürzlich eine Leserin der Münchener Nord-Rundschau. Doch der Fall ist kompliziert. Es handele sich um ein rechtliches Problem, teilte Gottfried Schlicht vom Polizeipräsidium München am Montag auf Nachfrage mit. Der Platz sei noch nicht umgewidmet und könne deshalb vom Kreisverwaltungsreferat der Stadt noch nicht mit entsprechenden Verkehrszeichen beschildert werden.
Aus diesem Grund könne die zuständige Polizeiinspektion 47 Milbertshofen noch nicht tätig werden und den parkenden Autos auf dem Curt-Mezger-Platz Strafzettel verpassen. Doch bald könnte sich das ändern: Der Bezirksausschuss Milbertshofen-Am Hart habe die Umwidmung beantragt, erklärte Gremiumschefin Antonie Thomsen (SPD) auf Anfrage. Die Politikerin hofft, dass die Stadt die Verkehrsschilder Ende Mai auf dem Platz aufstellen werde.
Aber eigentlich ging es ja bei der Bürgerbeteiligung um etwas ganz Anderes: um Visionen für die nächsten 20 Jahre. »Wie soll sich München weiterentwickeln?« und »Was sind Ihre Wünsche und Vorstellungen, um München zukunftsfähig zu gestalten?« Diese Fragen hatte Stephan Reiß-Schmidt vom Planungsreferat der Stadt zu Beginn der Veranstaltung aufgeworfen.
»Mitdenken«, lautet das Motto der Bürgerbeteiligung, die derzeit im ganzen Stadtgebiet läuft.
Dieses Mal waren die Bürger im Münchner Norden dran. Sie konnten ihre Wünsche, Ideen und Visionen zur Zukunft unserer Stadt auf Zettel schreiben und diese dann an Stellwände heften, unterteilt nach vier verschiedenen Themeninseln: Das meiste Feedback gab es beim Thema »Stadträume« (79 Zettel). Die drei restlichen Themen »offene und attraktive Ausstrahlung«, »Stadtgesellschaft« sowie »weitsichtige und kooperative Steuerung« fanden etwa gleich großes Interesse: 44, 49 und 46 Zettel hingen an den jeweiligen Stellwänden.
Doch Vision hin, Leitlinie her: Die Anwesenden orientierten sich eher am Jetzt und zeigten ganz unterschiedliche Mankos auf: Die Wünsche reichten von mehr Krippen, mehr Hortplätzen und mehr Nachmittagsbetreuung in Milbertshofen über einen »Mittagstisch für alle Grundschulen und Mittelschulen« bis hin zu fußläufigen Einkaufsmöglichkeiten am Harthof. Außerdem wurde einmal mehr auf den Bau des S-Bahn-Nordrings gepocht. Und in Anspielung auf den aktuellen Streit um die geplante zweite S-Bahn-Stammstrecke wurde gefordert, »das S-Bahn-Konzept zu verwirklichen«.
Ferner wurde der Wunsch nach einem »Stadtteilkümmerer« laut. Er solle »allparteilich und integrierend« sein, konnte man lesen. Und, dass »kleine Aktionen und Initiativen auch etwas bewirken können«. Zudem wünscht man sich Plätze mit hoher Aufenthaltsqualität sowie den Erhalt von Grünflächen und Frischluftschneisen im Münchner Norden auch wenn wegen des Wachstums der Stadt viele Flächen für den Wohnungsbau benötigt werden.
So prognostizierte Stadtdirektor Reiß-Schmidt ein Plus von 150.000 Einwohnern
in München bis zum Jahr 2030. Wally Schmidt
Leben in der »Nordhaide«
Nordhaide · In der »Nordhaide« daheim Themenseite zum Leben auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz der Bundeswehr, im Norden Münchens, auf dem die Stadt ein Quartier mit 2500 Wohnungen entwickelt hat