Veröffentlicht am 19.06.2012 00:00

Trudering · Teppich fürs Lernen


Von red
Die Bauarbeiten des Truderinger Gymnasiums schreiten zügig voran.Einblicke in einen Klassenraum in der Lernlandschaft der 5. Klasse in Oettingen.  (Fotos: bus/Privat)
Die Bauarbeiten des Truderinger Gymnasiums schreiten zügig voran.Einblicke in einen Klassenraum in der Lernlandschaft der 5. Klasse in Oettingen. (Fotos: bus/Privat)
Die Bauarbeiten des Truderinger Gymnasiums schreiten zügig voran.Einblicke in einen Klassenraum in der Lernlandschaft der 5. Klasse in Oettingen. (Fotos: bus/Privat)
Die Bauarbeiten des Truderinger Gymnasiums schreiten zügig voran.Einblicke in einen Klassenraum in der Lernlandschaft der 5. Klasse in Oettingen. (Fotos: bus/Privat)
Die Bauarbeiten des Truderinger Gymnasiums schreiten zügig voran.Einblicke in einen Klassenraum in der Lernlandschaft der 5. Klasse in Oettingen. (Fotos: bus/Privat)

Lernlandschaften oder altbackener Frontalunterricht wie eh und je – darum geht es bei der Debatte um das pädagogische Konzept im neuen Truderinger Gymnasium. Das Gebäude und die Innenarchitektur sind so konzipiert, dass sich moderne, offene Lernstrukturen umsetzen lassen.

Ein Gymnasium für Trudering

Truderinger Gymnasium Themenseite zum Bau und der Planung des Truderinger Gymnasiums, das im Jahr 2013 fertig sein soll

Engagierte Eltern und Politiker sind kürzlich zur Information nach Oettingen gefahren. Das dortige Albrecht Ernst Gymnasium erzielt sehr gute Erfolge mit sogenannten Lernlandschaften. Nun geht es darum, wann eine Entscheidung für welches Lernmodell in Trudering wirklich fällt und ob der Neubau baulich tatsächlich alle erforderlichen Anforderungen erfüllt oder doch noch nachgerüstet werden muss.

Eltern aus dem Münchner Osten, die das staatliche Gymnasium in Oettingen gemeinsam mit dem Münchner Stadtschulrat Rainer Schweppe besucht haben, sagen über das dortige Unterrichtskonzept: »Um gut lernen zu können, brauchen Kinder Bewegungsfreiheit für Körper und Geist. Sogenannte Lernlandschaften ermöglichen dies. Dort müssen die Schüler nicht immer 45 Minuten am Stück sitzen. Lernen findet in unterschiedlichen Situationen statt.« In Oettingen wechseln sich Präsentationsphasen des Lehrers mit Arbeiten in Kleingruppen, Diskussionen im Sitzkreis und Einzelaufgaben ab. Dabei helfen unterschiedliche und frei zugängliche Lernmaterialien.

Der Truderinger Gymnasiumbau ließe diese Lernlandschaften zu. »Wenn nun noch ein Schulleitungsteam hinzukommt, das von dem schülerzentrierten Konzept der Lernlandschaften überzeugt ist und sich mit guten Ideen und Mut an dessen Umsetzung macht, dann fehlen nur noch die entsprechenden Lehrer, die gerne in Rahmen dieses Konzepts unterrichten«, so die Elterneinschätzung. Auch für Letzteres stünden die Chancen nicht schlecht. Nach Aussage von Rektorin Claudia Langer aus Oettingen erhält das dortige Gymnasium seit einem Bericht über die Schule im Bayerischen Fernsehen vermehrt Bewerbungen. Raum ist in Oettingen auch für selbstgesteuertes Lernen, Eigeninitiative, Fehler und Auswahlmöglichkeiten. Damit das klappt, gibt es klare Regeln und passende Räumlichkeiten, die Flexibilität ermöglichen und auch Schall schlucken können.

Für Herbert Danner, Fraktionsvorsitzender der Grünen/Bündnis 90 im Bezirksausschuss (BA) 15 Trudering-Riem läuft genau der Punkt Schallschutz zeitlich aus dem Ruder. Er weist darauf hin, dass die Exkursion gezeigt habe, was in der Truderinger Gymnasiumsplanung noch fehlt. »Teppichböden sind nach Aussage der Oettinger Schulleitung zwingend nötig, um einen offenen Unterricht mit verschiedenen Arbeitsgruppen und Diskussionsrunden umzusetzen. Noch während des Baus müssen diese eingeplant und verlegt werden, sonst ist das Nachrüsten eines schallschluckenden Bodens später sehr teuer und deshalb unrealistisch«, so Danner. Der Oettinger Altbau wurde eigens für die offenen Unterrichtsanforderungen umgebaut.

Im Truderinger Neubau sind dagegen keine Teppiche vorgesehen. Die Kollegen im BA können Herbert Danner in diesem Punkt allerdings nicht folgen. Trotzdem hat sein Vorstoß bewirkt, dass dieses Thema im Baureferat beim »Runden Tisch Gymnasium Trudering« zur Sprache kam. Die Vorsitzende des Unterausschusses Schule und Soziales, Magdalena Miehle (CSU), beleuchtet den Sachverhalt: »Es ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht: Gegen einen Teppichboden gibt es gesundheitliche und vor allem brandschutzrechtliche Bedenken. Im Oettinger Altbau war Teppichboden vielleicht die einzige Möglichkeit, um ausreichende Schallschutzbedingungen zu erreichen.« Dagegen sei der Truderinger Neubau von vornherein auf ein offenes Lernkonzept ausgerichtet und erfülle bereits für ein Klassenzimmer bessere Nachhallzeiten von 0,4 bis 0,5 Sekunden als die vorgeschriebene DIN Norm von 0,5 bis 0,7 Sekunden.

Auch Susan Beer (SPD) hat baulich keine Bedenken. Sie will sich im Unterausschuss Schule und Soziales dafür einsetzen, dass man am Thema dranbleibt und nicht nachlässt.

Die Mehrheit des BA ist sich einig, dass das Thema bis auf Weiteres in diesem Unterausschuss sehr gut aufgehoben ist und dort besprochen werden sollte.

2013 wird erst über das Schulkonzept entschieden

Die Problematik erklärt Eva Döring (Grüne) ausführlicher. Sie war wie Susan Beer bei der Exkursion in Oettingen mit dabei: »Das pädagogische Konzept klingt für mich recht überzeugend, nämlich stressfreier sowohl für die Schüler als auch für die Lehrer. Es soll auch nicht mehr Platz erfordern, sondern im Gegenteil weniger, weil 14 Quadratmeter pro Klasse eingespart werden, die beim konventionellen Konzept für den Lehrerpult-und-Tafel-Bereich draufgehen«. So schildern es auch die Eltern in ihrer Konzeptbeschreibung: »Statt einer Tafel mit Pult gibt es ein System von Flextafeln. Diese sind so leicht, dass sie von einer Person alleine umgesetzt werden können. Die Schultische sind dreieckige Einzeltische, deren Vorderfuß aus einer Rolle besteht.

Der Tisch lässt sich so sekundenschnell von Kinderhand verschieben. Unterschiedliche Tischanordnungen lassen sich spielend leicht zusammenstellen.«

»Leider soll erst entschieden werden, welches Konzept kommt, wenn der Rektor feststeht, und dann wird der Bodenbelag wahrscheinlich schon drinnen sein«, meint Döring. Denn auch wenn sich im Nachhinein zeigt, dass Teppiche doch erforderlich gewesen wären, ließe sich heute beim zuständigen Stadtreferat für Bildung und Sport sowie beim bayerischen Kultusministerium wahrscheinlich nichts erreichen. Denn erst im kommenden Frühjahr wird die Stelle des zukünftigen Schuldirektors ausgeschrieben und besetzt.

Dieser Gymnasiumsleiter wird dann 2013 die pädagogische Ausrichtung der Schule gestalten und endgültig festlegen.

»Das Truderinger Gymnasium hat die baulichen Voraussetzungen, um das neue pädagogische Konzept in dieser Form oder in einer unserem Schulbau angepassten Form umsetzen zu können«, glaubt Magdalena Miehe. bus

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