Mit den Lärm-Emissionen der viel befahrenen Bahnstrecke München-Rosenheim plagen sich die Anwohner in Untergiesing schon seit vielen Jahren herum. In der Vergangenheit wurden immer wieder Forderungen nach einer Verbesserung der Lärmschutzmaßnahmen laut.
Diese sollen nun realisiert werden doch über die »Wie-Frage« der Ausgestaltung besteht zwischen der Deutsche Bahn (DB) einerseits und den Anwohnern sowie Lokalpolitikern andererseits wenig Übereinstimmung. Mehr noch: bei den Untergiesingern regt sich Widerstand gegen die geplante Art der Konstruktion der neuen Lärmschutzkörper. Vor allem drei wichtige Schnittpunkte mit Bahnüberführungen mit Dammhöhen von sechs bis acht Metern an der Claude-Lorrain-Straße beim Hans-Mielich-Platz, entlang der Pilgersheimer Straße und am Giesinger Berg werden vonseiten der Bürger und deren örtlichen Politvertretern kritisch beäugt. Denn die dort geplanten Lärmpoller in Form von Alurohrkonstrukten gefallen den Anwohnern nicht. »Gravierende stadtgestalterische Auswirkungen« sowie »eine unangemessen aufdringliche Präsenz im Straßenraum« so das wenig schmeichelhafte Votum der Stadt in einem Prüfbericht zu den Plänen der Bahn. Auch vonseiten der Stadtgestaltungskommission werden die Projektentwürfe abgelehnt.
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Eine Negativauffassung, die man auch im zuständigen Planungsreferat der Stadt eindeutig teilt. »Es ist zu beachten, dass hier Wohnbebauung im direkten Umfeld tangiert ist und wir hier nicht von Lärmschutz etwa entlang einer Autobahn oder auf freiem Gelände sprechen«, so Referatssprecherin Katja Strohhäker auf Nachfrage. Neben statischen Gesichtspunkten müssten auch ästhetische Notwendigkeiten in die Entscheidung einfließen. Bei der Stadt spricht man sich deshalb eindeutig für einen Architektenwettbewerb aus. »Die Ergebnisse könnten hier bereits in einem halben Jahr vorliegen«, rechnet Strohhäker vor.
Deutliche Worte fand zuletzt auch der örtliche Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching in der Sache. »Es kann nicht angehen, dass Beton- und Aluplatten wie eine Mauer das Viertel durchschneiden«, fand man im Gremium einen deutlichen Tenor. Lärmschutz sei grundsätzlich zu begrüßen - die von der Deutsche Bahn vor Ort allerdings geplanten Formen der Realisierung abzulehnen. Beispielhaft wurde vonseiten der Stadtviertelpolitiker insbesondere der just runderneuerte und attraktiver gestaltete Hans-Mielich-Platz genannt. »Der Platz würde architektonisch und in seiner Aufenthaltsqualität deutlich entwertet«, so BA-Vize Melanie Kieweg (parteifrei). Der BA forderte deshalb einhellig, die geplante »Mauervariante« durch eine transparente Lösung etwa aus Hartglas zu ersetzen. Doch hier kam das prompte Veto dieses Mal von der Bahn. »Die vorgeschlagenen Acryl-Glaselemente würden anders als die jetzt propagierte Alu- und Stahl-Variante den Lärm nicht absorbieren, sondern auf die gegenüberliegende Bahnseite reflektieren im Stadtbereich mit beidseitiger Wohnbebauung sicher nicht zielführend«, argumentierte ein Bahnsprecher gegenüber Stadt und Stadtteil. Die aufwendigen und platzgreifenden Tragekonstruktionen im Bereich der Brückenbauwerke erachtet man seitens der DB aus statischen und konstruktiven Gründen als notwendig. Weitere Möglichkeiten der Umgestaltung bestünden nicht. Alle Vorschläge der Bahn seit 2008 indes wurden vonseiten der Stadt abgelehnt und haben das Projekt so immer wieder verzögert. Harald Hettich