Die Tage für die »Flunder« sind gezählt. Ende dieses Jahres soll dieses herausragende Beispiel für 50er-Jahre-Architektur in Obergiesing abgerissen werden und einem weiteren Ärztezentrum am Giesinger Bahnhof Platz machen.
Thema: Adieu Giesinger Flunder
Giesing · Die Flunder, Bauwerk von 1952, muss weichen Themenseite zur Flunder, Beweis prägnanter Nachkriegsarchitektur, das abgerissen werden wird
Die »Flunder« wird jenes markante Bauwerk aus den 50er Jahren genannt, das seither die Südseite des Giesinger Bahnhofsplatzes schmückt und in den 50er Jahren als Giesinger Bahnhofskino »Baki« die Kinogänger anlockte. Seit den 70er Jahren und nach dem Ende des Kinobetriebs samt umfangreichem Innenumbau war hier vor allem eine Badezimmerausstellung beheimatet wenigstens in der Außansicht hatte das schmucke Gebäude nur wenig von seinen Reizen eingebüßt.
Die entsprechenden Bestrebungen eines Abrisses und Neubaus bestätigte die Investa Unternehmensgruppe auf Anfrage des Südost-Kuriers. Die Baumaßnahmen an Stelle des alten Kinos sollen 2013 beginnen und nach Unternehmensinformationen binnen 14 Monaten abgeschlossen sein. Während man im Planungsreferat der Stadt das Projekt laut Sprecherin Katja Strohhäker für »schlicht zulässig« hält, weil die Festsetzungen des Bebauungsplans eingehalten würden, regte sich im örtlichen Bezirksausschuss Obergiesing-Fasangarten zuletzt deutlicher Widerstand gegen das Projekt. Ärztliche Überversorgung vor Ort, ein weiterer Verkehrszuwachs und Parkdruck waren wichtige Bedenken der Stadtteilpolitiker. Zudem hätte man das Giesinger Wahrzeichen am Bahnhofsplatz gerne erhalten. Doch verhindern wird den architektonischen Zeitenwandel auch das Stadtteilgremium nicht mehr. Als »kräftigen Wermutstropfen« bezeichnete BA-Chef Horst Walter (SPD) Abriss und Neubau während der jüngsten Bürgerversammlung im Stadtteil. Das Gebäude sei seit vielen Jahren denkmalschutzgeeignet gewesen »leider sind entsprechende Vorstöße auch vonseiten des BA immer gescheitert.« Nun ist es für die Giesinger Flunder endgültig zu spät.
Doch für den BA bleiben immer noch Fragen offen. Nicht nur in Fragen der Optik weshalb man etwa für die sechs- bis achtgeschossigen Gebäudeteile des Neubaus einen eigenen Fassadenwettbewerb fordert. Besonders aber, wie eine Erhöhung des ohnehin hohen Verkehrsaufkommens und des bereits bestehenden Parkdrucks rund um den Bahnhofsplatz bewältigt werden soll, ist den Stadtviertelpolitikern anhand der Planungen nicht plausibel. Forderung des BA deshalb in der jüngsten Sitzung: Gegenüber dem Bauherrn auf der größtmöglichen Anzahl an Tiefgaragenstellplätzen zu bestehen. »Weiterer Parksuchverkehr ist der Umgebung hier nicht mehr zuzumuten da wollen wir bei der Planung mit eingebunden werden«, lautete der Forderungstenor im BA. Doch auch mit der geplanten Situierung der Tiefgaragenzu-
und -abfahrt ist man im Gremium nicht glücklich. Eine Ein- und Ausfahrt am Nadelöhr der Schwanseestraße sei »hochproblematisch«, meinte der BA-Vorsitzende Horst Walter (SPD). »Hier droht doch beim Aufeinandertreffen von Kfz, Trambahnen, Bussen und anderen Verkehrsteilnehmern ein regelmäßiger Verkehrsinfarkt«, meinte der Stadtteilbürgermeister.