Heftige Turbulenzen prägen derzeit die Situation innerhalb der Harlachinger Heimag-Siedlung.
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Erst mussten die meist langjährigen Bewohner im Rahmen der letzten Bezirksausschusssitzung von führenden Vertretern der Heimag und des Mutterunternehmens, der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag, erfahren, ihre 1955 errichtete Wohnanlage mit 113 Wohneinheiten werde wohl abgerissen und müsse einem Neubau weichen dabei würden die Mieter »umquartiert«. Dann kam in dieser Woche die klare Einschränkung: In einer Presseerklärung teilte die Heimag mit, die Siedlung bleibe zumindest bis 2020 in ihrem jetzigen Zustand erhalten. Vielstimmiger Protest besonders vonseiten der Mieter wie der Lokalpolitik haben den wohnungsstrategischen Richtungswechsel eingeleitet.
Allerdings trauen die Mieter dem Frieden nicht. Sie wollen am 16. August eine Mietergemeinschaft gründen um die Rechte der rund 250 Bewohner zu wahren. Auch die Lokalpolitik müht sich nach Kräften, die verunsicherten Mieter zu unterstützen.
Erhitzte Diskussionen im Bezirksausschuss
Jüngst im Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching waren die Standpunkte noch beinahe ungebremst aufeinandergeprallt. Sowohl Gewofag wie Heimag hatten mit dem Leiter der Projektentwicklung Götz Keßler und dem Heimag-Geschäftsführer Urs Friedrich Vertreter in den BA entsandt.
Dabei wurde deutlich, dass die Heimag eine völlig neue Siedlungsstruktur plant und rund 80 zusätzliche Wohnungen in diesem Quartier bauen will. »Mit einer energetischen Modernisierung ist dieses Konzept nicht in Einklang zu bringen«, begründete Friedrich die Abriss- und Neubaupläne vor Ort. Zudem entspreche die Bausubstanz nicht mehr aktuellen Ansprüchen.
Noch allerdings sei man in der planerischen Frühphase, betonte er. Doch in dieser Woche die Schubumkehr - ruderten die Planer wieder zurück. Die Gebäude seien »in einem besseren Zustand als bislang angenommen« beruft sich die Heimag auf neuerliche Untersuchungen der Bausubstanz in der Altsiedlung. Man werde den Mietern den Verbleib in den Wohnungen für die kommenden Jahre zusichern können. Explizit sollen bis 2020 die Planungen und der Abriss verschoben werden. Langfristig werde man jedoch nicht um Abriss und Neubau umhin kommen, schränkt die Heimag allerdings ein. Für die Mieter kristallisiert sich damit zumindest ein klarer Zeitgewinn heraus. »Wir wurden doch von den Planungen völlig überrumpelt«, hatten diverse Redner im BA geklagt.
Angst vor hohen Kosten durch drohenden Umzug
Über 100 besorgte Mieter waren zu einer eigens anberaumten SPD-Infoveranstaltung gekommen. »Der Abriss würde für viele alteingesessene Mieter das Verlassen ihres angestammten Wohnraums nach 50 Jahren bedeuten«, betonte SPD-BA-Mitglied Michael Sporrer. Offensichtlich hat die Resonanz der Bürger Früchte getragen. Zumal auch die örtliche CSU kräftig für die Mieter trommelt. »Herr Oberbürgermeister«, schrieb der christsoziale BA-18-Vorsitzende Clemens Baumgärtner in einer Presseerklärung, »nehmen Sie ihre Verantwortung wahr und stoppen Sie den Abriss der Heimag-Siedlung am Perlacher Forst«, forderte Baumgärtner zusammen mit der örtlichen CSU-Fraktion. Als Mehrheitsgesellschafterin bei Gewofag und Heimag könne die Stadt den Abriss-Stopp entscheidend befördern. Baumgärtner verwies auch auf den Umstand, dass viele der Bewohner im Rentenalter seien und seit Jahrzehnten in dieser Siedlung lebten. »Sie haben sich ihr Leben in ihren Wohnungen eingerichtet. Es ist unverantwortlich und alles andere als sozial, diesen Mietern ihr gewolltes und gewohntes Umfeld wegzunehmen, einen Umzug zuzumuten und sie zu entwurzeln«, so der BA-Chef.
Weiteres Problem nicht nur aus Sicht der CSU, sondern große Sorge der Mieter: Zwar wurde ihnen vonseiten der Heimag eine Rückkehr in die dann neu strukturierte Siedlung zugesagt. Doch diese dürfte mit Mietsteigerungen verbunden sein die sich dann wohl viele der Altmieter gar nicht mehr leisten könnten. Jetzt haben die Anwohner Zeit gewonnen bis ans Ende des Jahrzehnts. H. Hettich