Veröffentlicht am 16.08.2012 00:00

München · „Dabeisein war wirklich alles“


Von red
Waldi war das erste Olympia-Maskottchen überhaupt: zu sehen in der Ausstellung „Otl Aicher – Design Olympia 72“, bis 9. September, 10 bis 22 Uhr, im Gasteig, Eintritt frei.  (Foto: MVHS)
Waldi war das erste Olympia-Maskottchen überhaupt: zu sehen in der Ausstellung „Otl Aicher – Design Olympia 72“, bis 9. September, 10 bis 22 Uhr, im Gasteig, Eintritt frei. (Foto: MVHS)
Waldi war das erste Olympia-Maskottchen überhaupt: zu sehen in der Ausstellung „Otl Aicher – Design Olympia 72“, bis 9. September, 10 bis 22 Uhr, im Gasteig, Eintritt frei. (Foto: MVHS)
Waldi war das erste Olympia-Maskottchen überhaupt: zu sehen in der Ausstellung „Otl Aicher – Design Olympia 72“, bis 9. September, 10 bis 22 Uhr, im Gasteig, Eintritt frei. (Foto: MVHS)
Waldi war das erste Olympia-Maskottchen überhaupt: zu sehen in der Ausstellung „Otl Aicher – Design Olympia 72“, bis 9. September, 10 bis 22 Uhr, im Gasteig, Eintritt frei. (Foto: MVHS)

Blau, grün, orange gestreift! So sieht doch kein Dackel aus, dachte sich die kleine Susanne Rieger, 1972 acht Jahre alt.

„Das Olympia-Maskottchen Waldi hat mir überhaupt nicht gefallen“, erinnert sich die gebürtige Münchnerin, die für ihr „Olympia 72 Lesebuch“ mit Verena Müller-Rohde in Wort und Bild viele Zeitzeugen von Sportlern über Sicherheitspersonal bis Zuschauer zu Wort kommen lässt und damit ein persönliches Bild auf die Olympischen Spiele (26. August bis 11. September 1972) in München wirft. Am 26. August vor 40 Jahren wurde eines der größten Ereignisse der Münchner Geschichte im 20. Jahrhundert im dafür neu gebauten und gestalteten Olympiapark eröffnet. Der lädt am Sonntag, 26. August, von 11 bis 22 Uhr, zum Jubiläumsfestival.

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„Meine Eltern überlegten, so einen Waldi zur Erinnerung zu kaufen, aber ich sagte klipp und klar, ich will diesen Hund nicht. Die Verkäuferin war darüber total erstaunt, meinte aber zu meiner Mutter. Da sparen Sie sich Geld und schee ist er ja wirklich net, da hat’s scho recht‘. „Damals ahnte ich ja nicht, dass dahinter das Farbkonzept von Otl Aicher, dem Gestaltungsbeauftragten der Olympischen Spiele, steht.“ Heute steht der Olympia-Waldi in der Dauerausstellung „Typisch München“ im Münchner Stadtmuseum.

Eine greifbare Erinnerung an die „heiteren Spiele“ (jedenfalls bis zum Terroranschlag auf israelische Athleten am 5. September 1972) hat Renate Demel bis heute aufgehoben: ihre „Olympiakleidung“.

Demel, 1959 in München geboren, aufgewachsen und bis heute in der Siedlung Ludwigsfeld zuhause, war eines der 2.800 Buben und Mädchen, die am 26. August 1972 bei der Eröffnungsfeier im Olympiastadion zu den Klängen von Carl Orff den „Gruß der Jugend“ tanzten. „Wir Mädchen hatten gelbe T-Shirts, kurze Miniröckchen, weiße Söckchen und weiße Turnschuhe. Die Jungs waren in Hellblau gekleidet. Wir Mädchen sollten Blumensträußchen tragen und die Buben solche Bögen, die an die der Schäffler angelehnt waren. Natürlich wurden die Sachen von den Eltern eine Nummer größer bestellt.

Ganz nach dem Motto: „dann kannst Du es auch später noch anziehen“, erzählt Renate Demel in Riegers Olympia 72 Lesebuch. Demels Mutter hatte in der Zeitung gelesen, dass bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele ein Tanz geplant ist, der von Münchner Schulkindern aufgeführt werden soll und Renate Demel wollte unbedingt dabei sein. Dann gab es einen Aufruf an Demels Schule in Allach, das alle getestet werden sollten, „ob wir ein Gefühl für Rhythmus haben“, sagt sie. „Wir mussten in Gruppen in der Turnhalle antanzen und der Konrektor, der hat damals die Koordination dieser vielen Schulkinder übernommen, hat die Vorauswahl getroffen.“ Aufgestellt in Sechser-Reihen, müssen die Buben und Mädchen auf Kommando tanzen. „Ich weiß es noch ganz genau: Es hieß, Strampel, Strampel, Hoppsa, Hoppsa’ - in diesem Takt mussten wir die Beine schwingen.“ Renate Demel schafft die „Aufnahmeprüfung“, sie ist dabei. Die Buben und Mädchen - so hat es das Organisationskomitee geplant - sollen ein einfaches Zopfmuster tanzen. „Wir haben geprobt bis zum Umfallen. Jede Schule für sich, wir mit unserem Konrektor.“ Nach dem Einmarsch der Nationen bei der Eröffnung, waren die Kinder an der Reihe. Nach der ersten Drehung klatschte das ganze Stadion und war begeistert, erinnert sich Demel. Die Kinder durften während der ganzen Eröffnungsfeier dabei sei, saßen vor dem Reportergraben. Demels Familie verfolgte das Ganze am Fernseher. Sie selbst hat danach auch reingeschaut, aber die Stimmung kam nur bedingt rüber, fand Demel: „Dabeisein ist wirklich alles gewesen“.

Auch wer nicht live dabei war, war von Olympia vor der Haustür bewegt. „Wir gehörten nicht zu den Münchner Familien, die Ausflüge zu der Mega-Baustelle machten“, erzählt Susanne Rieger. „Als Olympia immer näher rückte, gab es Diskussionen um die neuartige Architektur, besonders um das Zeltdach. Mein Großvater lehnte die Architekturlandschaft mit den schwingenden Linien von Behnisch total ab: „G’spinnert, was der Behnisch da hing’stellt hat“, fand er. Und er glaubte nicht an ihre Haltbarkeit. „Ich will nicht wissen, wie dieses Zeltdach in ein paar Jahr beieinander ist.“ Er konnte es sich nicht vorstellen, dass dieses Zeltdach neben der Frauenkirche mal ein Erkennungszeichen für München wird.“

Das Olympia 72 Lesebuch erscheint am 15. September und ist dann im Buchhandel oder direkt beim Verlag testimon (E-Mail info@testimon.de oder Tel. 01 62/7 51 58 40) für 14 Euro erhältlich. Bis 31. August kann es für 9,80 Euro beim Verlag subskribiert werden.

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Von Michaela Schmid

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