Gaswerk, Waggonfabrik Rathgeber, Borstei, S-Bahnhof Olympiastadion, Westfriedhof diese und andere geschichtsträchtige Orte sind im Kalender »Moosach 2013« des örtlichen Geschichtsvereins in Bildern und Texten dargestellt.
Was passiert mit dem alten Olympiabahnhof?
Olympiapark · Was passiert mit dem alten Olympiabahnhof? Themenseite zur Gestaltung des alten Olympiabahnhofs
Kurz, »die letzten hundert Jahre Moosacher Geschichte«, sagt Vereinschefin Johanna Salzhuber, zugleich Vorsitzende des Bezirksausschusses. Auch eher unbekannte Ecken wie die Lehrkolonie und das sogenannte Unterdorf würden vorgestellt. Zum ersten Mal liegt nun ein eigener Kalender für Moosach vor, »das gabs noch nie«, freut sich Salzhuber. Veronika Linden, ihre Stellvertreterin im Geschichtsverein, findet den Kalender schlichtweg »gelungen«.
Trambahn
Expresslinie 1930 eingeweiht
Anlass ist ein großes Jubiläum. Im kommenden Jahr feiert der Stadtteil »100 Jahre Eingemeindung« nach München. Das ehemalige Dorf ist freilich viel älter, mehr als 1200 Jahre. Erstmals urkundlich erwähnt wurde es am 4. Juli 807. Anfang des 20. Jahrhunderts wollte Moosach Teil Münchens werden. Es erhoffte sich von der Eingemeindung im Jahre 1913 verschiedene Vorteile, etwa die Verlängerung der Straßenbahn bis zum Moosacher Bahnhof.
Dies ist dann auch geschehen. Genau am 22. November 1930 konnte der damalige Münchner Oberbürgermeister Karl Scharnagl die Trambahn Expresslinie 29 nach Moosach einweihen, wie ein Kalenderblatt zeigt. Direkt neben der historischen Aufnahme ist ein Bild von Oberbürgermeister Christian Ude zu sehen: 80 Jahre nach der Trambahneröffnung in Moosach wurde am 11. Dezember 2010 die U 3 zum Moosacher Bahnhof eröffnet das war ein großes Bürgerfest. »Inzwischen hat Moosach eine hervorragende öffentliche Verkehrsanbindung erhalten«, schreibt Ude in seinem Grußwort für den Kalender. Das Gebiet um den Moosacher Bahnhof wurde bereits neu bebaut und städtebaulich aufgewertet, und das wird es auch in den nächsten Jahren. »Moosach hat also nicht nur eine spannende lange Geschichte, sondern auch eine vielversprechende Zukunft«, resümiert Ude.
Stadtgas durch
Erdgas in den 1960er-Jahren ersetzt
Bestes Beispiel ist das ehemalige »Münchner Gaswerk«: Vor hundert Jahren wurde damit begonnen, nördlich der Borstei Stadtgas zu produzieren. Das geschah viele Jahrzehnte lang. In den 1960er-Jahren wurde es immer mehr durch Erdgas ersetzt. Letzteres habe das »kompliziert herzustellende und giftige Stadtgas« abgelöst, steht in dem Kalender zu lesen. Die Ära des Münchner Gaswerks ging zu Ende. Am 10. November 1975 wurde bei einer kleinen Feier die letzte Stadtgasflamme ausgedreht. Wie das alte Gaswerk aussieht, verdeutlicht eine historische Aufnahme aus dem Jahr 1912. Daneben ist wie auf jedem Kalenderblatt eine Ansicht von heute zu sehen, auf der Rückseite des Blattes kann man außerdem die Historie nachlesen. Mehr als 25 Jahre nach dem Ende des Gaswerks konnte dort die moderne Zentrale der Stadtwerke München eingeweiht werden. Das war im Jahr 2001. Auf dem ehemaligen Gaswerksgelände befinden sich heute das Verwaltungszentrum der Stadtwerke, das Rechenzentrum, das Archiv, die U-Bahn-Leitzentrale sowie Werkstätten und Zentrallager und das Münchner Technologiezentrum (MTZ).
Noch Platz für
Neubauten auf dem Gaswerksareal
Es ist noch Platz für weitere Neubauten auf dem alten Gaswerksareal. Erhalten geblieben sind nur der alte Wasserturm und das alte Zählerhaus, sie stehen unter Denkmalschutz.
Längst abgerissen sind hingegen die Gasbehälter des alten Gaswerks. Sie waren in Moosach weithin sichtbar, wie eine andere Aufnahme verdeutlicht. Im Vordergrund sind die Häuschen der Lehrkolonie an der Hanauer Straße 12 und 14 zu sehen, im Hintergrund einer der mächtigen Gasbehälter. Der am Georg-Brauchle-Ring war 96 Meter hoch und wurde 1992 abgerissen. Das Foto daneben zeigt die wenigen, noch erhaltenen Häuschen der Lehrkolonie von heute, im Hintergrund ist ein Hochhaus zu sehen: Uptown München, der 146 Meter hohe Büroturm am Georg-Brauchle-Ring in Moosach, es ist Münchens höchstes Hochhaus. Durch dessen Bau »ist Moosach in den gesamtstädtischen Blickpunkt gerückt«, so OB Ude.
Von den
Olympischen Spielen profitiert
Die ganze Welt schaute vor 40 Jahren auf München und auf den Olympiapark: Für die Olympischen Sommerspiele 1972 herrschte am Rande des Parks reger S-Bahn-Verkehr, wie eine historische Aufnahme in dem Kalender zeigt. Am S-Bahnhof »Olympiastadion«, westlich der Landshuter Allee in Moosach gelegen, kam alle paar Minuten ein Zug an und brachte die Besucher zu den Sportstätten im Olympiapark. Olympia 1972 habe »einen enormen Aufschwung für München gebracht auch Moosach profitierte davon«, heißt es in dem Kalender. 40 Jahre danach sind die Gleise und Bahnsteige verwittert, ein Biotop ist entstanden, wie ein aktuelles Bild zeigt. »Der Bahnhof und die Gleisanlagen liegen im Dornröschenschlaf und warten darauf, geweckt zu werden«, steht weiter zu lesen. Die Stadt München hat inzwischen die ausrangierte Verkehrsanlage von der Bahn gekauft und will dort einen Grünzug mit überregionalem Fuß- und Radweg in den Münchner Norden anlegen.
Der Kalender »Moosach 2013« kostet 8,50 Euro und ist in vielen Geschäften im Stadtteil erhältlich sowie im Kultur- und Bürgerhaus Pelkovenschlössl am Moosacher St.-Martins-Platz.
Das Jubiläum »100 Jahre Eingemeindung« wird Ende Juni 2013 gebührend gefeiert. Der Geschichtsverein Moosach bereitet derzeit eine große Ausstellung im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) vor, die die »letzten 100 Jahre Moosacher Geschichte Revue passieren lässt«, betont Vereinschefin Johanna Salzhuber. Der Geschichtsverein bittet die Bürger um Mithilfe: Er sucht alte Fotos, Postkarten, Schriftstücke und andere historische Dokumente für diese Ausstellung. Sie wird zwei Wochen lang vom 1. bis 13. Juli 2013 im OEZ zu sehen sein.
Alte Fotos aus
Moosachs Ortsteilen gesucht
Der heutige Stadtbezirk 10 Moosach besteht aus vielen Ortsteilen: der Borstei, Hartmannshoifen, Nederling, der Olympia-Pressestadt und natürlich aus dem ehemaligen Dorfkern Moosach. Wer alte Fotos aus diesen Ortsteilen hat, wendet sich an Volker D. Laturell, Geschichtssammlung Laturell/Mooseder, Telefon 14 69 17 oder an die Vorsitzende des Moosacher Geschichtsvereins Johanna Salzhuber, Telefon 14 69 82.
Wally Schmidt