Etwas überrascht waren die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Ramersdorf-Perlach über den Besucher aus dem Kulturreferat. Abteilungsleiter Ottmar Treß brachte nach der Sommerpause zwei kontroverse Botschaften für den Stadtteil mit:
Wie geht es weiter mit dem Hanns-Seidel-Platz?
Neuperlach · Hanns-Seidel-Platz Themenseite zur Planung des Hanns-Seidel-Platzes
»Die unendliche Geschichte der Bebauungsplanung für den gesamten Hanns-Seidel-Platz mit dem avisierten neuen Kulturzentrum geht weiter. Aber in absehbarer Zeit, also in den nächsten Jahren, wird es hier keinen Neubau geben.« Später käme ein richtiges, nicht nur wie jetzt provisorisches Kulturhaus. Und deshalb bittet Treß den BA erneut, einen Arbeitskreis zu bilden. Man möge über die Inhalte und die Nutzung diskutieren und Vereine und Initiativen mit einbeziehen.
Die BA-Vorsitzende Marina Achhammer (SPD) fragte sich, woran es jetzt wieder hakt, nachdem jahrelange Streitigkeiten um Grundstücksfragen und Eigentümer endlich geklärt waren. Laut Treß sei man aber immer noch nicht nahe am Baurecht. »Es fehlt ein Bebauungsplan, dann erst kommen die Details und möglicherweise auch ein Architekturwettbewerb.« Genau diese zweiphasige Vorgehensweise bestätigt auch das Referat für Stadtplanung und Bauordnung. Dabei hat bereits ein städtebaulicher Wettbewerb für das gesamte Areal stattgefunden. Schon im März 2010 wurde der Sieger, ein Konzept eines Architekturbüros und eines Landschaftsarchitekten, beide aus München, bekannt gegeben. Den Entwurf zeichnet viel Grün aus. Er bietet ein Hochhaus, das auf Stelzen steht. Die begrünte Treppenanlage mit Sitzstufen soll gleichzeitig als Tribüne für Veranstaltungen im tiefer gelegten Hof vor dem Bürgerhaus dienen. Das angrenzende U-Bahn-Sperrgeschoss wird hier direkt angeschlossen. Insgesamt geplant ist eine Mischung aus Wohnungen, Büros, Läden, Restaurants oder Cafés, einem Hotel sowie dem Kulturzentrum und Sozialbürgerhaus.
Eine unendliche Baugeschichte
Von Wunsch und Hoffnung der Neuperlacher Bürger und BA-Mitglieder, dass darauf hin bald der Bau beginnt und der unansehnliche Parkplatz und Kieshaufen inklusive des seit 2001 stehenden Bürgerhaus-Provisoriums nach und nach verschwindet, muss man sich leider verabschieden. Das schon seit den 80er-Jahren geplante Bürgerzentrum und auch die langersehnte Schaffung eines großen Neuperlacher Kerns und Zentrums am Hanns-Seidel-Platz wird dauern.
Entsprechend verärgert ist auch Erwin Bohlig (CSU): »Seit rund 16 Jahren gibt es Arbeitskreise rund um den Hanns-Seidel-Platz. Und dann hat man von der Stadt nichts mehr gehört zu den Ausführungen.« Er möchte deshalb eine verbindliche Zusage, ob neue Diskussionen überhaupt Sinn haben.
Auch Marina Achhammer betont: »Wir vom BA wollen das nicht auf die lange Bank schieben. Es ist aber schade, wenn alle Vorschläge wieder versickern.«
Das Kulturreferat hatte bereits 2006 einen Grundsatzbeschluss über ein kulturelles Bürgerzentrum im Stadtrat herbeigeführt. Das damals genehmigte vorläufige Bedarfsprogramm sieht ein kulturelles Bürgerzentrum mit einer Nutzfläche von 4.000 Quadratmetern vor. Es soll eine Volkshochschule, eine Stadtbibliothek, Bürgerräume und das FestSpielHaus beherbergen. Dieses Jugendtheater wird durch das Sozialreferat finanziert. Das zukünftige Neuperlacher Kulturzentrum soll im selben Gebäude wie das geplante Sozialbürgerhaus untergebracht werden. Damit hängen die Planungen der beiden Vorhaben direkt voneinander ab.
Zunächst muss jedoch das Referat für Stadtplanung und Bauordnung die stadtplanerischen Eckdaten festlegen und auch das Baurecht regeln. Erst dann können die weiteren Schritte zur Realisierung des Kulturzentrums und des Sozialbürgerhauses folgen.
Die Pressesprecherin des Kulturreferats hätte sich deshalb auch gewünscht, dass ihr Abteilungsleiter Ottmar Treß fachlich von einem Bauexperten aus dem Planungsreferat unterstützt wird. »Derzeit wird das vorliegende Planungskonzept im Hinblick auf die anstehende Ausarbeitung des Bebauungsplanentwurfs für das Verfahren gemäß § 4 Abs. 2 BauGB abgestimmt«, heißt es im Amtsdeutsch aus dem Planungsreferat. Konkret werden jetzt in der zweiten Phase nach dem Baugesetzbuch wieder viele Träger öffentlicher Belange eingebunden. Im Frühjahr 2013 soll dann der Stadtrat die Planung billigen. Im Planungsreferat sieht man die lange Baugeschichte unkritisch als Standardprozess. Und es gibt auch eine konkretere Aussage: »Der nördliche Teil des Komplexes soll zuerst bebaut werden.«
Trotz einer gewissen Verdrossenheit stehen alle im BA einem Arbeitskreis positiv gegenüber und möchten sich weiter für die Detailplanungen einbringen. Auch Externe sollen dabei mehr berücksichtigt werden, wünscht sich der Vorstand des Pepper Theaters. Thomas Kauer von der CSU würde dazu gerne eine Internetplattform aufbauen. »Das wäre zeitgemäß für Bürgervorschläge, aber von so was hat das Planungsreferat ja keine Ahnung.« Ottmar Treß verspricht, mit an den realen Sitzungen der neuen Arbeitsgruppe teilzunehmen. »Ich komme sicher, wenn ich eingeladen werde. Wir brauchen und schätzen die Vorschläge für das künftige Kulturzentrum«. Für die Neuperlacher bleibt zu hoffen, dass, was heute eher ein Brachfeld ist, tatsächlich irgendwann zu einem echten Zentrum wird, das diesen Namen auch verdient. bus