Knall auf Fall haben die Münchner Stadtplaner nach jahrelanger Planungsphase ihr Konzept zur Südanbindung Perlachs (SAP) vorgestellt. Die SAP soll jetzt nur noch als westlicher Teil von der Unterhachinger Straße zum Gewerbegebiet Perlach-Süd und zur Neubiberger Universitätsstraße realisiert werden.
Verkehrskonzept rund ums Wohnquartier Hochäckerstraße
Perlach/Neubiberg · Verkehrskonzept muss her! Themenseite zur mangelhaften verkehrlichen Erschließung rund um das Wohnquartier Hochäckerstraße
Von der Südanbindung bliebe so nur ein Stummel: Den östlichen Teil bis zur Carl-Wery-Straße will man sich noch als Option offen halten. München könnte so endlich das Perlacher Gewerbegebiet über die Bayerwaldstraße sinnvoll anbinden.
Die Lokalpolitiker aus Neuperlach und Perlach waren von diesem Entwurf enttäuscht und fühlten sich wegen der kurzen Frist des Planungsreferats überfahren. Ebenso erging es Bürger-meister Günter Heyland (FWN@U), der erst gar nicht informiert und eingeladen wurde. Nur die Grünen Neubiberger kamen zur Sitzung nach Neuperlach.
»Aus Neubiberger Sicht gibt es keine Alternative zur großen SAP-Lösung«, erklärt Günter Heyland auf Anfrage. Das hat die Gemeinde bereits im Sommer 2011 mit 21:3 Stimmen beschlossen. »Die Südanbindung sehen wir als notwendige Entlastungsstraße für Vivamus, den neue Ortsteil von Neubiberg, zwischen Unterbiberg und München-Perlach.« Die SAP gehöre zum Bebauungsplan für dieses Wohngebiet, das im Augenblick unter viel zu viel Verkehr leide. Andere Vorschläge des Grünen Ortsverband Neubiberg sieht er sehr kritisch. Ute Hirschfeld sprach sich im Bezirksausschuss 16 Ramersdorf-Perlach gegen die angedachte kleinere West-SAP und auch gegen eine große Lösung bis zur Carl-Wery-Straße aus. Mit der Stummellösung würde München den Schwerverkehr zum Gewerbegebiet Perlach Süd und zum Ausbau und Betrieb des Perlacher Tors komplett auf Neubiberger Gebiet abwälzen, lautet die Befürchtung. Der gesamte Verkehr solle zur Universitätsstraße und dann durch die Zwergerstraße geleitet werden, so die Grünen. Sie fürchten das zusätzliche Verkehrsaufkommen und ein erhöhtes Gefahrenpotenzial am Sportpark in der Zwergerstraße. Das sogenannte Perlacher Tor soll an der Carl-Wery-Straße in Neuperlach entstehen. Im nördlichen Bereich sind Bürobauten und etwa 300 familienfreundliche Wohnungen sowie eine Kindertagesstätte geplant. Südlich sollen später noch weitere Büroflächen sowie ein Fachmarkt entstehen.
Günter Heyland widerspricht dieser Blockadehaltung der Grünen: »Für die Bürger vor Ort wäre es eine Katastrophe, wenn die SAP nicht kommt.« Gerade wenn das Perlacher Tor gebaut werde, brauche man die Ost-West-Verbindung. Die Grünen müssten sich den Mehrheiten im Gemeinderat fügen, so sein Fazit. »Pläne und Vorschläge sollten nicht totgeredet werden, bevor sie überhaupt durchdacht und analysiert sind. Bei der Zusammenarbeit mit München ärgert mich das Sankt-Florians-Prinzip. Jeder will sich nur um seine Verkehrsprobleme kümmern.« Trotzdem hoffe er jetzt auf Vernunft und Gelassenheit, so der Neubiberger Rathauschef. Im Augenblick gehe es um die grundsätzliche Realisierbarkeit. In Sachen Finanzierung müsse man erst in einem späteren Schritt zusammenfinden.
Dagegen fürchten die Lokalpolitiker aus dem Münchner Süden die langwierigen Verhandlungen mit Stadt und Gemeinde. Weil die Situation rund um das Perlacher Gewerbegebiet untragbar ist und der LKW-Verkehr aus dem Wohngebiet in der Weidener Straße raus muss, sympathisieren sie sehr mit einer ganz kleinen München internen Lösung: Eine parallel zur Weidener Straße laufende neue Straße zwischen Unterhachinger und Unterbiberger Straße. »Das dazu erforderliche Grundstück wird bis auf weiteres nicht bebaut und steht für den Fall des Scheiterns der Verhandlungen zur Verfügung«, informierte Harald Schnell von der Münchner Stadtplanung.
Ähnlich wie München sein Problem der Zufahrt zum Gewerbegebiet Perlach-Süd auf Stadtgebiet ändern kann, könnte Neubiberg die Verkehrsberuhigung Unterbiberg durch eine neue Verbindung zwischen Zwergerstraße und Am Hachinger Bach auf Höhe der Grundschule lösen. Das ist der Vorschlag der Agenda21. Die Kombination dieser beiden kleinen Lösungen wäre wohl bezüglich Kosten und Realisierungsdauer am einfachsten. Eine andere große Sorge treibt die Münchner Grünen noch beim Thema SAP um. Fraktionssprecher Guido Bucholtz führt viele Gegenargumente wie erhebliche Zusatzkosten durch Hochwasser- und Naturschutz am Hachinger Bach, prähistorische Funde und das veraltete Raumordnungsverfahren der SAP aus dem Jahr 1994 an. Was der Neuperlacher aber wirklich fürchtet ist ein Komplettausbau im Nachhinein und einen zusätzlichen Anschluss bis zur Ständlerstraße und weiter nach Norden. Darum, und weil die Gemeinde Neubiberg im Sinne von »Ganz oder gar nicht« auf einer großen SAP bestehe, propagiert er die kleine Münchner Lösung, den sogenannten Planfall 3a. Darüber hinaus wünschen sich die Grünen eine Alternativroute und Verlegung der Zufahrt zur Bundeswehruni. »Jede neue Regelung mit der Bundeswehr halte ich für völlig unrealisierbar«, meint dagegen Bürgermeister Heyland. »Wir brauchen eine zukunftsfähige Lösung für die wachsende Neubiberger und Unterbiberger Bevölkerung.« Bald werde es 15.000 Gemeindemitglieder geben, so das Neubiberger Gemeindeoberhaupt, hier bestehe Handlungsbedarf«. bus