Veröffentlicht am 22.11.2012 00:00

München · „Da schau her!“ zum Thema der Woche: Christkindlmärkte


Von red

Viele haben wir ja nicht mehr, von diesen letzten großen Rätseln der Menschheit. Ein ganz besonders großes steht nun wieder an, in vielfacher Ausführung. Der Weihnachtsmarkt. Adventsbasar, Christkindldult, Budenzauber – man nenne ihn, wie man wolle, im Kern bleibt immer alles gleich.

Weihnachtszeit in München

München · München im Advent Artikel vom 22.11.2012: Unsere Christkindlmärkte und ihre Besonderheiten

Umfrage zum Thema „Christkindlmärkte“ Umfrage vom 24.11.2012: Welchen Münchner Weihnachtsmarkt besuchen Sie am liebsten?

München · Thema der Woche: Christkindlsmärkte München Artikel vom 22.11.2012: So seh ich das! Münchner SamstagsBlatt-Redakteurin Heike Woschée zum Thema: „Münchner Christkindlmärkte“

Weihnachtsmarkt am Marienplatz, im Glockenbachviertel, Haidhausen, … Themenseite mit großer Übersicht der Münchner Christkindlmärkte

Das Rätsel dabei: All dieser die Innenstädte verbarrikadierender Hüttenverhau wird jedes Jahr aufs Neue überrannt. Der Zentraleuropäer braucht das. Es ist sein Tonikum gegen den Stress.

Oh, wie schön paradox wir doch sind: Wir kämpfen gegen nervliche Belastung mit noch mehr Last. Denn so ein Christkindlmarkt ist ja nun alles andere als besinnlich, obwohl er freilich damit wirbt. Solarien werben ja auch damit, dass Sonne gesund ist.

Auf einem Christkindlmarkt wird geschoben, gedrängt, heißer Glühwein schwappt einem über das Handgelenk und sorgt für Brandblasen, rot und prall wie Christbaumkugeln. Es ist derselbe Glühwein, der einem hausgemachten Geheimrezept entstammt, dessen Zusammensetzung sich hinter den jeweiligen Buden erforschen lässt, dort wo sich die 20-Liter-Pappkanister türmen, „Echter Nürnberger“ steht drauf, Prost und gut Brand! Es ist der Glühwein, für den man erst zehn Minuten ansteht und den falschen Hasen vom Kragen der Vorderfrau um die Nase hat, was einen herrlichen Niesreiz hervorruft, dessen Ergebnis den Nacken der Vorderfrau wiederum nicht sehr freut. Es ist der Glühwein, der dieses fantastische einzigartige Sodbrennen hervorruft, wie es nur 20-Liter-Pappkanister-Nürnberger schafft. Herrlich. Und zum seeligen Abschluss wehrt man einen Taschendieb ab, lässt dabei die Pfandtasse fallen, Schaden: vier Euro („Sie können die Tasse gerne als Erinnerung mit nach Hause nehmen“).

Auf den Schock dann noch einen, diesmal mit Schuss, aber ohne Glühwein. Dann ist einem erst richtig besinnlich, das Portemonnaie sitzt nun lockerer, so es denn der Taschendieb nicht gegriffen hat, man greift nun selbst zu ihm und kauft für die Oma noch einen Strohstern zu 5,80 Euro, der anderswo schon mit einem Euro Scham beim Händler hervorriefe und von feinsten philippinischen Kinderfingern gebastelt wurde.

Hach, wie herrlich, diese Zeilen schreibend kehrt die Vorfreude zurück, die Vorfreude auf das allergrößte Rätsel im größten Rätsel der Menschheit: Warum haben wir weder „Heidschibummbeidschi“-gröhlende Touristen aus der Oberpfalz noch Glühweinleichen am Marienhof? Denn jedes Jahr höre ich das Markterl unter der Hungerfichte am Marienplatz sachte greinen: Was hat die Wiesn, was ich nicht habe?

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