Der asiatische Laubholzbockkäfer bedroht Feldkirchens Laubbäume. Rund 50 beunruhigte Gartenbesitzer informierten sich über den kürzlich entdeckten Schädling aus dem fernen Osten bei einer Veranstaltung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) im Sitzungssaal des Rathauses.
Der Asiatische Laubholzbockkäfer
Der Asiatische Laubholzbockkäfer Themenseite zum meldepflichtigen, im Münchner Umland aufgetauchten, asiatischen Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis, abgekürzt: ALB)
»Da kommt was auf uns zu«, sagte Bürgermeister Werner van der Weck ahnungsvoll. Zumindest eine Menge Geldausgaben für die Besitzer der betroffenen Bäume. Diese müssen nämlich per Gesetz sofort auf Kosten der Eigentümer gefällt und das Holz gehäckselt und verbrannt werden. Denn in der Tat ist der schöne, glänzend schwarze Käfer, der ohne Fühler 3,5 Zentimeter misst, nicht zu unterschätzen. Er muss vor etwa acht Jahren in Feldkirchen mit dem Holz einer Verpackungskiste aus China eingereist sein, und seine gefräßigen Larven tun sich seither an den Ahornbäumen im Gewerbegebiet südlich der Autobahn gütlich. Dort wurden ihre Untaten erst im vergangenen Monat entdeckt. Zwei Bäume hat man bislang gefällt, mit den restlichen können sich die jeweiligen Grundstücksbesitzer nur deshalb Zeit lassen, weil der Immigrant bis Mai in Winterschlaf gefallen ist.
Zum Glück ist er auch in der warmen Jahreszeit nicht sehr umtriebig, wie Ullrich Benker und Carolin Bögel vom Institut für Pflanzenschutz in Feldkirchen informierten.
Gärtners Alpträume mit dem ALB
Das heißt er bleibt seinem einmal befallenen Wirtsbaum so lange treu, bis dieser wegen der zahllosen Gänge, die von den Larven durch das Kernholz getrieben werden, zusammengebrochen ist. »Wir wissen noch nicht, wie weit sich der Käfer schon verbreitet hat«, gab Bögel zu. Sicher ist, dass rund um den Otto-Lilienthal-Ring fast alle Bäume befallen sind.
Zum ersten Mal wurde der fremde Schädling auf dem europäischen Kontinent außer in Italien und Frankreich vor elf Jahren bei Braunau in Österreich gesichtet. In Deutschland ortete man ihn bislang erst in drei Regionen: In der Nähe von Bonn, in Neukirchen bei Passau, wo 80 Bäume gefällt werden mussten, und nun eben in Feldkirchen. Die Amerikaner versuchten bislang vergeblich, ihm mit Gift beizukommen. Importiert wurde er im unbehandelten Holz von Verpackungskisten, das aus befallenen Bäumen hergestellt wurde. Dort können die Larven lange Zeit auch ohne Feuchtigkeit überleben.
Wie erkennt man nun, ob man den Käfer schon im eigenen Garten sitzen hat? Das war eine der vielen Fragen, die den Zuhörern auf den Nägeln brannten. Einfach ist das nicht, so Carolin Bögel. Mit Hilfe eines Fernglases lässt sich eventuell das 10 bis 15 Millimeter große Ausbohrloch im Kronenbereich erkennen. Auch Genagsel, feines Bohrmehl rund um den Baum, deutet auf ungebetene Gäste hin. Bei Verdacht bringt ein Baumkletterer, der von der Landesanstalt geschickt wird, Gewissheit.
Lieblingsspeise des »Asian Longhorned Beetle, international kurz ALB genannt, ist übrigens das Holz von Ahornbäumen, aber auch Weiden, Birken, Rosskastanien, Pappeln und Obstbäume verschmäht er nicht. In Eichen- oder Walnussbäumen sowie im Nadelholz wurde er bislang noch nicht gesichtet.
Der ALB kann sich für den Besitzer rasch zum Alptraum entwickeln. Denn laut EU-Pflanzenschutzgesetz müssen Grundeigentümer in der Quarantänezone und die umschließt mit einem Radius von 2.500 Metern das gesamte Feldkirchner Gemeindegebiet ihre Gärten stets im Blick haben und einen Verdacht sofort der Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising mitteilen. »Sie müssen dann jemanden finden, der den betroffenen Baum fällt und sofort häckselt«, warnte Carolin Bögel. Den Kopf in den Sand zu stecken sei zwecklos. »Sie können den Baum nicht retten. Wenn es hart auf hart geht, kommt ein schriftlicher Bescheid mit Termin und Androhung von Zwangsgeld. Im schlimmsten Fall sehen wir uns vor Gericht wieder.«
So weit soll es in Feldkirchen nicht kommen. Bürgermeister van der Weck warnte zwar: »Sie tun sich keinen Gefallen, wenn Sie einen Befall nicht melden.« Im Rathaus werde man Betroffenen jedoch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die Arbeiter im Bauhof hätten allerdings mit der Beobachtung der Straßenbäume selbst alle Hände voll zu tun. Wegen der kalten Jahreszeit ist man nicht so stark im Zugzwang, denn vor Mai wird sich der Käfer nicht melden. Bis dahin müsse man jedoch mit aller Kraft verhindern, »dass die Gemeinde eines Tages völlig kahl da steht«.
Claudia Schmohl