Veröffentlicht am 26.03.2013 00:00

Holzkirchen · Projekt in Gefahr


Von red

Mit bangen Erwartungen blickten die Holzkirchner am vergangenen Donnerstag auf den Energiegipfel in Berlin.

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Denn seit von den Bundesministern Peter Altmaier und Philipp Rösler eine Deckelung des Strompreisanstiegs zulasten der Einspeisevergütungen für erneuerbare Energien gefordert wurde, steht die Zukunft des gemeindeeigenen Geothermie-Projekts auf Messers Schneide.

»Die kalkulierten Investitionskosten von circa 70 Millionen Euro sind nur mit der derzeitigen Einspeisevergütung von 0,25 Euro pro Kilowattstunde wirtschaftlich«, erklärte Bürgermeister Josef Höß (CSU) bei der Bürgerversammlung. Bei einer niedrigeren Vergütung »wäre für Holzkirchen das Geothermie-Projekt gestorben«, so Höß, denn die Finanzierung der 70 Millionen Euro teuren Anlage ist zwingend auf die bisherig gültige Einspeisevergütung angewiesen. Angesichts der neuen politischen Lage sei der Finanzierungszusage der Banken derzeit der Boden entzogen, auch die Entscheidung des Gemeinderates für die Geothermie sei bei einer niedrigeren Vergütung nicht mehr gültig, erklärte der Bürgermeister.

»Können wir uns auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen verlassen oder belasten wir unsere Nachkommen mit den Schulden für eine Investitionsruine«, fragte der Bürgermeister deshalb in einem Brief den er an die Bundesminister Peter Altmaier und Ilse Aigner, an die Bayerische Staatsregierung und das Bayerische Staatsministerium verschickte. Zwar wurde beim Energiegipfel am Donnerstag nun keine niedrigere Vergütung beschlossen, doch eine feste Zusage, die aktuelle Vergütung beizubehalten, gab es ebenso wenig. »Ich verstehe ja, dass man den Strompreiserhöhungen mal einen Riegel vorschieben muss, aber doch nicht bei einem laufenden Projekt«, ärgerte sich der Bürgermeister auch angesichts der hohen Investitionen, die die Gemeinde schon für das Projekt getätigt hat. »Ich hoffe, dass wir Bestandsschutz bekommen. Wenn es nicht klappt, dann wäre das sehr, sehr bedauerlich, dann bin ich sehr geknickt«, erklärte er.

Ein Aus für die Geothermie durch die Strompreis-Bremse würde für Holzkirchen einen herben Verlust darstellen. Mehr als zwei Millionen Euro hat die Gemeinde in den vergangenen sechs Jahren schon in die Planung und Vorbereitung des Projektes investiert. Eigentlich wäre alles startbereit, schon im Frühling hätten die Arbeiten theoretisch beginnen können. Doch nachdem der Berliner Energiegipfel nun ohne konkrete Ergebnisse zu Ende ging, bleibt die Zukunft der Holzkirchner Geothermie weiterhin ungewiss. Erst einmal müssten im Mai die angekündigten weiteren Entscheidungen der Bundesregierung abgewartet werden, erklärte Höß. Gebaut werde jedenfalls nur, wenn die Gemeinde »Stempel und Unterschrift von der Bundesregierung« und damit eine garantierte Vergütung bekommt, »um als Gemeinde nicht fahrlässig zu handeln«. »Sonst wären wir ruiniert«, macht Höß noch einmal in aller Deutlichkeit klar.

Sollte die Gemeinde aber – wie vom Bürgermeister erhofft – Bestandsschutz bekommen, muss das Vorhaben so schnell wie möglich vorangetrieben werden, denn die Ausschreibungen für den Bau sind schon gelaufen, die Firmen bereits ausgewählt. Spätestens im Juni müssten die Arbeiten beauftragt werden, erklärte Höß, der Baubeginn würde dadurch auf Januar 2014 verschoben.

Vor der endgültigen Entscheidung des Gemeinderates können sich die Holzkirchner dann noch einmal auf einer Sonder-Infoveranstaltung ausführlich zum Thema Geothermie informieren, versprach der Holzkirchner Rathauschef bei der Bürgerversammlung und verschob damit gleichzeitig die vorliegenden Anfragen zur Geothermie in die kommende Veranstaltung.

A. Pietsch

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