Wieder war es ein klares Votum gegen einen neuen Autobahnanschluss im Münchner Norden:
Wer bekommt den Autobahnzubringer?
Hasenbergl-Feldmoching-Nordhaide · Familienfreundlich und direkt auf die Autobahn 99
Themenseite zum geplanten Autobahnanschluss im Norden München
»Alle Anbindungen des Stadtbezirks Feldmoching-Hasenbergl an die Autobahn werden abgelehnt«, forderte ein Anwohner bei der Bürgerversammlung in der Mehrzweckhalle Feldmoching und bekam dafür die Unterstützung fast aller der rund 150 Anwesenden.
Falls die Stadt trotzdem eine weitere Autobahnausfahrt baue, dann müsse die Zufahrtsstraße vollständig untertunnelt werden, wurde zudem gefordert. Eine Mitarbeiterin des Planungsreferates versicherte, dass die Forderungen der Bürger in die Beschlussvorlage für den Stadtrat einfließen würden und sagte: »Wir erarbeiten ein optimales Verkehrskonzept für den Münchner Norden.« Der öffentliche Nahverkehr werde Vorrang erhalten.
Dass ein möglicher Autobahnanschluss derzeit unter den Anwohnern sehr umstritten ist, das bewies kürzlich auch die Diskussion »Schmidsprechen« im Kulturzentrum 2411 mit CSU-Fraktionschef Josef Schmid. Ein Bürger bezeichnete das Projekt als weitere Negativ-Einrichtung und außerdem »ist es noch nicht lange her, dass die Schleißheimer Straße zurückgebaut wurde«, sagte der Bürger. Ein anderer verteidigte hingegen die mögliche Verlängerung der Schleißheimer Straße an die A 99 heftig: »Wir brauchen den Autobahnanschluss schon.« Durch einen langen Tunnel unter der Schleißheimer Straße wäre man dann in nur acht Minuten auf der Autobahn. Und über dem Tunnel könne eine Art Petuelpark entstehen, schlug der Mann vor Grün statt Blechlawine.
Stadtrat Schmid, zugleich OB-Kandidat, äußerte sich zu dem Projekt nicht. Dazu sei es zu früh. Man müsse erst abwarten, was die Prüfung durch die Stadtverwaltung im Hinblick auf eine mögliche Anbindung der Schleißheimer Straße an die A 99 ergebe. »Ich bin weit entfernt von Versprechungen, die ich dann nicht halten kann«, betonte Schmid. Fest steht für ihn nur eins: »So wie es ist, kann es nicht weitergehen.« Man könne die Verkehrsprobleme im Münchner Norden nur lösen, »wenn wir alle Möglichkeiten kombinieren«. Dazu müsse man auch den U-Bahn-Bau voranzutreiben.
Der Politiker fährt seit Anfang des Jahres mit einem alten VW-Bus der Marke Bully T 1, Baujahr 1968, »ich bin Baujahr 1969« durch alle 25 Münchner Stadtbezirke, um bei den Menschen vor Ort zu sein. Im Bezirk Feldmoching-Hasenbergl besuchte Schmid das Haus »Lichtblick« an der Thelottstraße 30. Es bezeichnet sich selbst als »lebensbegleitende Institution«: 160 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von einem Jahr bis 21 Jahren »mit erhöhtem Förder- und Fürsorgebedarf« werden dort tagsüber betreut, berichtete Lichtblick-Leiterin Johanna Hofmeir. Die Einrichtung, Träger ist die katholische Jugendfürsorge, sei für alle Kinder offen, egal welcher Religion. Man helfe ihnen in akuten Krisensituationen schnell und unbürokratisch.
»Das Haus Lichtblick ist eine sensationelle Einrichtung, ein strahlender Leuchtturm am Hasenbergl«, sagte Schmid. Stadträtin Mechthilde Wittmann (CSU), mit dabei auf der Stadtbezirkstour, sah das genauso: »Der Lichtblick überstrahlt alles. Er ist mit das Wichtigste im Hasenbergl.« Das Haus bekomme Zuschüsse von der Stadt München, Freistaat und katholischer Kirche, berichtete die Lichtblick-Leiterin voller Stolz. Trotzdem sei man auf Spendengelder und auf die Hilfe der Bürger angewiesen.
»Zügellose Bebauung« kritisiert
Der nächste Stopp war in der Lerchenau. Die Siedlung sei gut 100 Jahre alt, berichtete Karola Kennerknecht, Vorsitzende des Bürgervereins Lerchenau. Bis 1975 sei es noch eine echte Gartenstadt gewesen. Danach habe ein neuer Baustil eingesetzt, so Kennerknecht. Auch Martin Schreck vom Siedlerverein Lerchenau kritisierte die »zügellose Bebauung« und zeigte beim Rundgang einige Negativ-Beispiele auf. Alte Häuschen seien abgerissen worden und stattdessen zum Teil viel größere Wohnhäuser entstanden. »Wir brauchen die Gartenstädte für die Durchgrünung der Stadt«, betonte Schmid. Sie dürften in keinem Fall zubetoniert werden. Er sprach sich ausdrücklich gegen eine Nachverdichtung in Gartenstädten wie der Lerchenau aus.
Der Politiker schlug vor, in München die vier- und fünfgeschossigen Häuser an Ausfallstraßen wie der Landsberger Straße um ein bis zwei Stockwerke zu erhöhen. Auf diese Weise könne man 100.000 bis 150.000 neue Wohnungen mit Platz für 300.000 Menschen schaffen und so den Zuzug nach München bewältigen.
Beim dritten und letzten Stopp in der Eggartensiedlung östlich der Lassallestraße ging es erneut um Baufragen.
Noch ist das ein grünes Paradies mit großen Parzellen, Gartenhäuschen und einigen kleinen Wohnhäusern. Stattdessen ist eine neue Siedlung mit 1250 Wohnungen geplant. Kennerknecht und Bezirksrat Dr. Rainer Großmann (CSU) sprachen sich gegen eine Zubetonierung des Eggartens aus: »Wir wollen keine riesige Bebauung, das wäre nicht verträglich. Wir wollen auch keine Wohn-Hochhäuser wie am Lerchenauer See«, betonte Großmann. Trotzdem sei es illusorisch zu glauben, dass das viele Grün im Eggarten ganz erhalten werden könne.
Mitarbeiter sollen »mal rausgehen«
Eine Bürgerin aus der Rudbeckiastraße in der Lerchen-au appellierte am Ende der Stadtbezirkstour eindringlich an Josef Schmid: »Sollten Sie OB werden, empfehle ich, Ihren Beamten mitzuteilen, dass sie rausgehen sollen und vor Ort sind« bevor sie eine Baugenehmigung erteilten. Wally Schmidt