Vision oder doch eher Utopie? Diesen Eindruck kann gewinnen, wer sich mit den Diskussionen rund um die Effnerplatz-Gestaltung und der leidigen Baumfrage beschäftigt.
Der Effnerplatz mit dem Kunstwerk »Mae West« in Bogenhausen
Bogenhausen · Effnerplatz und Kunstwerk Mae West Themenseite zur Gestaltung des Effnerplatzes und der Realisierung der Skulptur »Mae West«
Die Grünarbeiten am Effnerplatz rund um die Mae West sind längst abgeschlossen, lediglich die Art der zu pflanzenden Bäume müssen die Lokalpolitiker noch bestimmen. Der schwarz-gelb-grünen Mehrheit im Bezirksausschuss (BA) indes gefällt das Ganze nicht, sie forderte von der Stadt einen externen Gestaltungswettbewerb. Ein solcher wurde aber vom Baureferat abgelehnt, weil alle Wünsche der Kommunalpolitiker erfüllt worden und die Maßnahmen beendet seien. Zudem liege kein Auftrag des Stadtrats vor, außerdem sei es laut Behörde Steuerverschwendung. Manfred Krönauer (FDP) hatte kürzlich eine Initiative gestartet, die aber nicht von Erfolg gekrönt war. Ob Bäume noch in diesem Jahr gepflanzt werden, ist angesichts der jüngsten Entwicklungen mehr als fraglich.
Ein vom liberalen Bundestagskandidaten Krönauer initiierter Beschluss der FDP Bogenhausen mit der Überschrift »Rasche Bepflanzung des Effnerplatzes«, der der Redaktion als »Presseinformation« schriftlich vorliegt, ist ein Pflanzkonzept mit einer gärtnerischen Vision. Darüber hinaus gibt es einen vorgefertigten, von allen vier FDP-Fraktionsmitgliedern unterzeichneten Antrag, der aber zur Vorlage im BA bislang nicht eingereicht worden ist.
Krönauer macht in seiner Mitteilung »konkrete Vorschläge für Baumarten, Büsche und Gräser, wobei die Auswahl der Bäume der grazilen Mae West folgen und vermieden werden soll, dass das Kunstwerk verdeckt wird«. Und weiter: »Die Mae West soll mitten in einem Blütenmeer stehen. Das würde den tristen Effnerplatz aufwerten.« Konkret sollen laut Beschluss und Antrag »endlich gepflanzt« werden: Japanische Blütenkirschen (30 Prozent), Spitzahorn (30 Prozent), Ulmen (20 Prozent) und Robinien (20 Prozent). Zusätzlich sollen zwischen den Bäumen Kirschlorbeerbüsche und im Magerrasen Reitgras und Japanisches Blutgras wachsen. Zum Zeitrahmen erklärt der Lokalpolitiker: »Das Gartenbaureferat wird aufgefordert, mit den Arbeiten unverzüglich im Frühjahr zu beginnen.«
Bei der für die Tagung des Kommunalparlaments vorbereitenden Besprechung im Untergremium Kultur / Projekte war indes kein Wort zu vernehmen zu Blütenkirschen und Blutgras, keine Rede von einem bunten Blütenmeer. Schwarz-Gelb-Grün hat dort zwar sechs Vertreter, allerdings waren lediglich vier anwesend, wohingegen das sozialdemokratische Quartett komplett vertreten war.
Angesprochen auf den Beschluss seiner Partei erklärte Berndt M. Hirsch (FDP), Vorsitzender des Unterausschusses: »Wir ziehen den Beschluss zurück.« Dieses überraschende Vorgehen bestätigte Hirsch auf eine erneute Nachfrage. Der Hintergrund: Bei einem laut Hirsch zuvor abgehaltenen Meeting Teilnehmer waren neben ihm Xaver Finkenzeller (CSU), Holger Machatschek (Fraktionssprecher der Grünen) und Krönauer nahm man von der Vision wieder Abstand. Man wolle nun »zweigleisig« vorgehen: Bei einem Landschaftsarchitekten anfragen, ob er »kostenlose Vorschläge unterbreiten« kann, sowie mit einem Vertreter der Technischen Universität sprechen, ob Studenten Entwürfe fertigen können. »Die Vorschläge müssen dann städtische Fachleute überprüfen. Aber auf jeden Fall kommen wir dann mit hundertprozentiger Sicherheit weg von den Linden, die keiner von uns will. Wir erhalten Vorschläge, die Hand und Fuß haben«, so Hirsch.
Karin Vetterle (SPD) erinnerte an die gefassten Beschlüsse und an die vom Baureferat vorgelegte Liste mit acht Baumarten zur Auswahl, betonte, dass lediglich die Baumart noch zu bestimmen sei und erklärte: »Ich wundere mich, dass wir jetzt wieder bei Null anfangen.« Angesprochen auf den städtischen Grünplan vom Sommer 2011, laut dem etwa noch ein Dutzend Bäume zu pflanzen sind, meinte Angelika Pilz-Strasser, BA-Vorsitzende von den Grünen und im Unterausschuss Vertreterin von Evi Schneider: »Wir warten auf die Gesamtgestaltung, dann kommen die Bäume wie viele, wird man sehen, muss man abwarten.« Eine Beschlussempfehlung für den Bezirksausschuss sprach das Untergremium nicht aus. Die Hirsch-Erklärungen wurden einfach zur Kenntnis genommen.
Nun heißt es also wieder warten. Zunächst laut Berndt M. Hirsch »so zwei bis drei Wochen« auf die Zusage, ob Vorschläge und Entwürfe gemacht werden, dann auf die Pläne, die Beratung und die eventuelle Zustimmung in den Bogenhauser Gremien, gefolgt von der Prüfung durch das Gartenbauamt, die städtische Genehmigung und letztlich auf die Umsetzung. Bis dahin dürfte der Effnerplatz wieder mit Schnee bedeckt sein. Helmut G. Blessing