Boccia und Boule sind Sportarten, die in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden, die aber doch jeder irgendwann mal gespielt hat.
Die Bilder, die wohl den meisten Menschen in den Kopf kommen, sind Eltern mit ihren Kindern, die am Strand Bocciakugeln in den Sand werfen oder ältere Herrschaften, die in Cafés am Rande eines Parks, etwa auch im Münchner Hofgarten, Boulekugeln in den Boden rammen eine lahme Beschäftigung für Familien und Rentner also? Mögen einige denken, doch die neue Trendsportart Crossboccia ist genau das nicht. Sie spricht vor allem junge Leute an. Das Tolle: Es ist ein Hobby für jederzeit und überall.
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Das Wort Cross im Namen einer Sportart heißt in der Regel, dass mehrere Akteure gleichzeitig auf einer nicht einfach zu bewältigenden Strecke gegeneinander an den Start gehen und mit allen Mitteln um den Sieg kämpfen (so ist es etwa beim Bikercross, Skicross oder Snowboardcross). Beim Crossboccia ist das ganz anders. Hier steht es tatsächlich nur für die Möglichkeit zu spielen, wo immer man will. Und genau das ist es, was den Münchner Adrian de Vries gepackt hat. Der 25-jährige Student der Archäologie an der LMU ist passionierter Crossboccia-Spieler. Es ist einfach ein cooler, entspannter Sport. Man kann wirklich eine ruhige Kugel schieben, sagt de Vries.
Um zu erklären, wie Crossboccia funktioniert, ist eine Urlaubsgeschichte des Münchners, der in der Maxvorstadt lebt, interessant. In Italien habe er einmal auf einen Palmenstumpf gespielt. Dort war der sogenannte Marker platziert, der wie beim gewöhnlichen Boccia oder Boule eine kleinere Kugel als die Spielbälle ist. Mit den harten, stark rollenden Bocciakugeln wäre ein solcher Platz undenkbar. Marker und Spielkugeln beim Crossboccia aber haben keine feste Hülle, sie sind zu vergleichen mit den beliebten Hacky-Sacks (auch: Footbags). Die Hülle besteht aus Polyester, die Füllung aus Granulat. Dabei gibt es verschiedene Varianten, je nachdem ob die Bälle, die im Sportfachhandel erhältlich sind, eher rollen oder liegenbleiben sollen. Die Punkteermittlung schließlich erfolgt nach dem vom Boccia bekannten System. Der Spieler, dessen Kugel am nähesten beim Marker liegt, erhält einen Punkt, hat er sogar mehrere Kugeln näher als seine Mitspieler platziert, bekommt er mehrere Punkte. Auch eine Teamvariante gibt es.
Adrian de Vries wurde durch einen Artikel in einer Zeitschrift vor einigen Jahren auf Crossboccia aufmerksam. Gemeinsam mit seinem Vater, mit dem er häufig auch Boccia oder Boule gespielt hatte, probierte er den Trend aus. In München ist er seither Teil einer bisher recht überschaubaren Szene. Vor einigen Jahren fand die erste bayerische Meisterschaft im Rahmen des Sportfestivals am Königsplatz statt, wirklich übergesprungen ist der Funke auf die Landeshauptstadt aber noch nicht. Als Hochburgen nennt de Vries Städte wie Göttingen (dort findet am 27. April ein Weltcup statt, bei dem sogar Punkte für die Weltrangliste gesammelt werden) oder Stuttgart, wo Crossboccia an den Unis durchschlagenden Erfolg hatte. In München seien die wenigen Spieler sehr gemischt, gerade das Alter gehe weit auseinander. Es ist schwer, die Leute zusammenzubringen.
Orte in München, um sich auszuleben, sind dabei reichlich vorhanden. Das Highlight des 25-Jährigen war bisher der Fischbrunnen am Marienplatz als Spielort. Wir haben da sogar in den Brunnen reingespielt. Im Winter könne man in der Wohnung, im Treppenhaus, eigentlich überall (de Vries: Auch durch Fenster oder Mauerbrüche), wo es ein Dach gibt, spielen. Mittlerweile sogar bei Dunkelheit. Die Hersteller haben sich leuchtende Bälle als neuesten Trend ausgedacht.
Stimmen Sie ab unter www.samstagsblatt.de zum Thema Trendsportarten. Von Jan Lüdeke
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Wer gewinnen möchte, schreibt bis Donnerstag, 18. April, eine Postkarte an: Münchner SamstagsBlatt, Moosacher Str. 56 58, 1. Stock, 80809 München. Stichwort Crossboccia. Absender und Telefonnummer nicht vergessen! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.