Veröffentlicht am 02.05.2013 00:00

München · „Da geht es richtig rund“


Von red

München ist Ausrichter der Elektrorollstuhl-Hockey-Weltmeisterschaft 2014.

Vor einigen Tagen erst ging der Zuschlag an unsere Stadt, die somit eine Retterrolle einnimmt. Denn laut Nationalspieler Roland Utz, der maßgeblich an der Bewerbungsarbeit beteiligt war, hätte die WM womöglich abgesagt müssen, nachdem der einzige Mitbewerber aus den Niederlanden zurückgezogen hatte. „Die WM möglich zu machen, war ein echter Kraftakt“, sagt Utz, „jetzt beginnt aber erst die eigentliche Arbeit.“

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Ein Kraftakt war es deshalb, weil die Münchner auf die Unterstützung von Seiten des Deutschen Behindertensportverband und des Deutschen Rollstuhl-Sportverband verzichten mussten. Diese hatten bereits die Förderung anderer Großereignisse für 2014 zugesagt. Prompt wandten sich Roland Utz sowie seine Brüder Stefan (Hauptkoordinator der Bewerbung) und Oswald (Behindertenbeauftragter der Stadt München) an den Stadtrat. Die SPD ließ sofort die Voraussetzungen prüfen und stellte somit die Weichen für den Erfolg. „Sport wird in unserer Landeshauptstadt groß geschrieben. Es ist uns ein Anliegen, die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung insbesondere auch in diesem Bereich zu fördern“, sagt Verena Dietl, die sportpolitische Sprecherin der SPD-Stadtratsfraktion.

Die Utz-Brüder und ihre Helfer gingen zudem aktiv auf Firmen zu und starteten eine große Spendenaktion. Mittlerweile steht es mit den Finanzen gut, dennoch werden weitere Partner gesucht. Ein Hotel für Spieler und Betreuer der Teilnehmer haben sie bereits gefunden,

Spielstätte wird vom 7. bis 10. August 2014 die Olympia-Eishalle sein, in der über dem Eis ein spezieller Boden verlegt wird. „Wir brauchen einen schnellen Boden, denn auf internationalem Niveau geht es richtig rund“, erwartet Roland Utz.

Im Elektrorollstuhl-Hockey spielen nur Spieler, die auf einen Elektrorollstuhl angewiesen sind. Die Utz-Brüder etwa leiden unter der sogenannten Glasknochenkrankheit. „Ich hatte in meinem Leben über 100 Knochenbrüche, irgendwann habe ich aufgehört, zu zählen“, erzählt Roland Utz. Angst habe er deshalb keine. „Keiner denkt groß über sowas nach. Zudem wird man im Alter auch stabiler.“ Der Sport unterstützt diese Stabilisation. Gespielt wird auf einem durch Banden begrenzten Feld, auch hinter dem Tor kann, wie beim Eishockey, gespielt werden. Pro Team sind ein Torwart und vier Feldspieler aktiv. Während die Keeper ihren Stock regelkonform am Rollstuhl montiert haben müssen, können die Spieler ihn entweder in einer Hand halten oder ihn, etwa bei nicht ausreichender Muskelkraft, ebenfalls montieren.

„Wie Bayern und Borussia“

In München spielen die Munich Animals als Team der Elektrorollstuhl-Hockey-Abteilung des TSV Forstenried sehr erfolgreich. „Das ist wie mit dem FC Bayern und Borussia Dortmund“, scherzt Utz. Vom Vorstand und der Geschäftsführerin des TSV Forstenried kam übrigens auch immense Unterstützung bei der WM-Bewerbung. Aktuell sind die in der sieben Teams starken Bundesliga, die es seit 1996 gibt, Tabellenführer. Gemeinsam mit Torpedo Ladenburg aus dem Rhein-Neckar-Bereich machen sie seit Jahren den Titel unter sich aus.

Neben Roland und Stefan Utz waren in Markus Koch, Julian Schorr und Andreas Vogt 2010 fünf Forstenrieder im Kader der Nationalmannschaft, die völlig überraschend Weltmeister wurde. Finalgegner Niederlande (dort wurde der Sport erfunden und früh gefördert) hatte bis dahin jahrelang kein Spiel mehr verloren. Das war Roland Utz größtes Highlight. Insgesamt, hebt er heraus, ist der Sport an sich aber schon ein Highlight: „Normalerweise haben wir nicht die Möglichkeit, viel zu reisen. Durch den Sport kommen wir rum in der Welt. Ich war in Rom, Prag, Helsinki und anderen Städten und habe überall Freunde gefunden.“ Die nächsten Freundschaften werden mit Sicherheit im kommenden Jahr in München geknüpft. Von Jan Lüdeke

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