Veröffentlicht am 12.05.2013 00:00

Harlaching/Giesing · Grün und Glas statt Graffiti


Von red

»Das schaut ja aus wie die Berliner Mauer!« Manch ein Betrachter jener lichtgrauen Bauelemente entlang der Bahntrasse durch Untergiesing will mit seiner Enttäuschung über den arg begrenzten optischen Reiz der neuen Lärmschutzwand nicht hinter dem Berg halten.

Während die Optik nicht besticht, scheinen Nutzen und Notwendigkeit für die Maßnahme unbestritten. Über Jahrzehnte leiden Anwohner in Untergiesing wegen des steten Lärms der Personen- und Güterzüge auf dem Trassenabschnitt München-Rosenheim. Zumindest eindämmen und auf ein erträgliches Maß zurückschrauben will die Bahn den Lärm im Umfeld. Eine stolze Wandkonstruktion mit drei Metern Höhe und auf einer Gesamtlänge von 1,7 Kilometern soll künftig exakt 1.051 Wohnungen vom Schienenlärm entlasten und die Belastung um 12 Dezibel durchschnittlich absenken. Etwa 160 weitere Wohnungen im Umgriff des Gleisgevierts sollen zudem durch passive Lärmschutzmaßnahmen – etwa durch den Einbau von Schallschutzfenstern – entlastet werden. Insgesamt 4,4 Millionen Euro wird das Projekt kosten, das die Projekt Bau Gesellschaft der Deutschen Bahn in Untergiesing stemmt. Seit Februar läuft das Projekt.

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Mittlerweile durchzieht der graue Lindwum bereits auf einer Gleisseite Untergiesing zwischen dem Giesinger Berg und der Braunauer Eisenbahnbrücke. Im Sommer soll die zweite Gleisseite folgen. Im Herbst sollen dann auch die Eisenbahnbrücken endgültig von den Aluminium-Paneelen eingehüllt werden. Ende 2014 soll die Gesamtmaßnahme fertiggestellt sein. »Die geltenden Lärm-Grenzwerte von 70 Dezibel tagsüber und 60 während der Nacht werden dann eingehalten«, warb Bahn-Projektleiter Alexander Pawlik für die umfangreiche Bau-Maßnahme.

Ausgemachter Schwachpunkt der Planung in den Augen vieler Beobachter freilich bleibt noch die Optik. Mit einer grauen Trennwand quer durch den Stadtteil wollen sich viele nicht abfinden, neben Anwohnern hatte auch der örtliche Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching besonders die Farbgebung und Intransparenz der Lärmschutzwand kritisiert.

So beantragte der BA, die Färberei als kreative Gestaltungseinrichtung mit Entwürfen zu beauftragen, die Lärmschutzwand durch Graffiti und andere Farbgebungen ansprechender zu gestalten. Entlang der Brückentrasse überhalb des Hans-Mielich-Platzes haben kreative Sprayer bereits auf der Innenseite farbgebend gewirkt. Doch nach Informationen der Bahn haben derartige Projekte entlang der Paneele offenbar keine wirkliche Zukunft. »Das Graffiti muss wieder entfernt werden«, informiert die Bahn. Die setzt auf eine andere Art der Verschönerung: Bäume und Sträucher entlang der Böschungsaufbauten sollen ungehindert austreiben und neben reichlich Grünpflanzungen das Grau der Wände umhüllen.

Die Bahn will sich besonders den Bahndamm »grüntechnisch« vornehmen. Zudem könne auch die Stadt weiteres Grün pflanzen. »Schon nach zwei Vegetationsperioden« seien bis zu zwei Drittel der grauen Lärmschutzwände hinter Grün verschwunden, hofft die Bahn. Zudem sei entlang der besonders gut einsehbaren Brückenabschnitte eine attraktivere Ausgestaltung vorgesehen: die Lärmeinhausungen entlang der vier Brücken sollen nur im unteren Drittel aus Aluminium gestaltet sein – darüber soll transparentes Acrylglas optische Durchlässigkeit bieten. Grün und Glas statt Graffiti – lautet das Motto der Planer. Harald Hettich

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