Am nächsten Sonntag ist es so weit. Knapp drei Jahre nach Beginn des Dauerzwists um das Für und Wider eines gemeindlichen Engagements bei der Neubelebung der Traditionsgaststätte Lutterschmid im Brunnthaler Ortszentrum könnte nun ein zumindest vorläufiger Schlussstrich gezogen werden.
Denn am 30. Juni haben die Bürger es nun selbst in der Hand, über das weitere Wohl und Wehe auf dem Filetgrundstück zu entscheiden. Die Brunnthaler haben nicht nur über einen Bürgerentscheid zu befinden, der den sofortigen Wiederverkauf des im Herbst letzten Jahres von der Gemeinde erworbenen Grundstücks zum Ziel hat und von einer »Bürgerinitiative für Brunnthal« unter Federführung vor allem der Rathaus-Oppposition betrieben wird. Die Bürgerinitiative will zwar einen Erhalt des Gasthofs, wendet sich aber vor allem aus Kostengründen gegen eine Sanierung durch die Gemeinde selbst. Die Ratsmehrheit um Bürgermeister Stefan Kern hält diesem Bürgerentscheid ihrerseits ein Ratsbegehren entgegen: Gasthof samt Hotel sollen saniert werden und zwar unter Federführung der Kommunel.
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Doch es wird noch vertrackter: gesetzt den Fall, beide Begehren erhalten trotz ihrer thematischen Unvereinbarkeit jeweils eine Mehrheit, dann muss eine Stichfrage den Ausgang des Entscheids bestimmen. »Werden die bei Bürgerentscheid 1 (Ratsbegehren) und 2 (Bürgerentscheid) zur Abstimmung gestellten Fragen in einer nicht zu vereinbarenden Weise jeweils mehrheitlich mit Ja beantwortet: Welche Entscheidung soll dann gelten?« Darüber werden am Sonntag die Bürger entscheiden.
Gut 100 Bürger waren ins Vereinsheim gekommen, um sich über die widerstreitenden Ansichten zu informieren. Doch nicht nur die Bürgerinitiative selbst trommelten für ihr Programm. Auch die Gegnerseite um Stefan Kern war gekommen. Ein eigens engagierter Moderator sollte den Dialog der widerstreitenden Interessen kanalisieren. Immerhin: zu einem von manchen durchaus befürchteten Eklat kam es nicht. In der Sache freilich prallten die Ansichten der Kontrahenten einmal mehr ungebremst aufeinander. »Wir sind auch für einen Erhalt der Ortsmitte als lebendigem Mittelpunkt des Gemeindelebens«, argumentierten die Initiativsprecher und UBW-Gemeinderäte Sylvester Schuster, Matthias Amtmann und Gerhard Zitzelsberger unisono.
Aber man wolle das Projekt nicht weiter aufblähen mit weiteren Nutzungen mit Ladengeschäften, Gewerbe, Senioren- oder Kindertageseinrichtungen. »Es ist einfach auch nicht in Ordnung, dass die Gemeinde hier selbst mit Steuergeldern als Investor aktiv wird«, bemängelte Schuster. Parteikollege Zitzelsberger verwies zudem auf ein enormes Kostenrisiko. Mit dem Wagnis Lutterschmid gehe die Gemeinde ein unkalkulierbares Risiko ein, so die Gegner. Aber auch die Befürworter hielten nicht hinterm Berg mit ihrer Meinung. Vor allem die weitere Entwicklung in der Ortsmitte gelte es nach Gemeindeinteresse zu forcieren, so Bürgermeister Stefan Kern (CSU). Gegen Spekulantentum und eine ungebremste Bauentwicklung auf sensiblem Grund könne die Gemeinde nur mit einem breitangelegten Eigenengagement aktiv werden. »Wir wollen hier das Heft des Handelns in den eigenen Händen behalten«, argumentierte der Rathauschef.
Kern verteidigte den Kauf auch mit Blick auf die zu erwartenden Steigerungsraten örtlicher Immobilienpreise, die in den letzten Jahren nach oben geschnellt seien. Ihre Sorgen und Fragen brachten die Bürger in einer anschließenden Fragerunde zu Gehör. Die Entscheidung fallen nun die Bürger am Sonntag. RedB