In der vergangenen Woche haben Vertreter des Preisgerichts den Anwohnern die Gewinner des Architektenwettbewerbs zur Neubebauung des Paulanergeländes am Nockherberg vorgestellt.
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Ausgewählt hat die Jury Entwürfe, die einige zentrale Forderungen aus dem Bürgerworkshop im April aufgegriffen haben. Großes Lob ernteten die Ergebnisse bei den Besuchern zwar nicht, allerdings blieb diesmal die sonst auf den Veranstaltungen zu dem Thema übliche Kritik aus.
Die Bürger in die Planungen zur Gestaltung des Areals einzubinden, hat sich offenbar gelohnt. Während auf früheren Informationsabenden und Bürgerversammlungen zu dem Bauvorhaben die Stimmung stets angespannt war, war die Atmosphäre diesmal ungewöhnlich ruhig. Der Grund: Die strittigen Punkte wurden größtenteils im Sinne der Bürger entschieden. »Hochhäuser wird es nirgendwo geben«, versicherte Jürgen Büllesbach von der Bayerischen Hausbau, die bei dem Projekt als Bauherr fungiert, gleich zu Anfang der Veranstaltung. In einer anderen Stadt könne man Flächen dieser Art mit 15- bis 18-geschossigen Häusern bebauen, räumte er ein: »Dann hätte man mehr Grünflächen.« Auch unter den eingereichten Entwürfen habe es Planungen mit Häusern mit bis zu 17 Geschossen gegeben. Jedoch habe man hier zugunsten der Interessen der Bürger abgewogen, die Gebäude dieser Größenordnung strikt ablehnen.
Unklar blieb indes, ab welcher Geschosshöhe ein Gebäude ein Hochhaus ist. Denkbar seien an bestimmten Orten sieben Stockwerke, wie sie derzeit beim Paulaner-Verwaltungsbau in der Hochstraße vorhanden sind, erklärte Büllesbach. »Für mich ist das schon ein Hochhaus«, wandte ein Anwohner ein. Ein weiterer Bürger fragte, was an der Stelle des 50 Meter hohen Siloturms der Brauerei entstehen solle. Vorgesehen ist dort nach den Plänen der Architekten Steidle, die den ersten Preis für das Teilgebiet an der Ohlmüllerstraße gewonnen haben, ein achtstöckiges Gebäude. Dieses sei jedoch nur halb so hoch wie der derzeitige Turm, so Büllesbach.
Bei der Vergabe des ersten Platzes für das Areal an der Ohlmüllerstraße sei sich die Jury völlig einig gewesen, sagte Stadträtin Claudia Tausend (SPD). Der Entwurf sei nämlich der einzige, der eine Öffnung zum Auer Mühlbach anbiete. Damit seien nun endlich Spaziergänge entlang des Baches möglich, lobte Adelheid Dietz-Will (SPD), die Vorsitzende des Bezirksausschusses Au-Haidhausen (BA 5).
Beim größten Teilgebiet an der Regerstraße habe die Jury vor allem Wert darauf gelegt, dass sich die Planungen gut in die umliegende Bebauung einfügen, berichtete Tausend: »Wir wollten dort keine große, internationale Architektur, die etwas Besonderes darstellen will.« Entschieden habe sich das Preisgericht daher für den Entwurf von Rapp und Rapp, der eine Blockrandbebauung mit innen liegendem Park vorsieht. »Das war für mich ein Überraschungssieger«, so Tausend. Bei den Vorschlägen zu diesem Areal habe die Jury am längsten gerungen, verriet Stadträtin Gabriele Neff (FDP). Überzeugt habe die Mitglieder der Umgang mit den Herbergshäuschen, die nicht durch hohe Gebäude verdeckt, sondern in das Gesamtensemble integriert werden sollen. Allerdings enthalten die Planungen ein zehnstöckiges Gebäude. Das derzeit im Modell enthaltene Hochhaus werde man jedoch nicht bauen, versprach Büllesbach: »In diesem Punkt muss der Entwurf noch einmal überarbeitet werden.«
»Wir machen nicht hinter verschlossenen Türen weiter«
Umstritten war auch der erste Preis für die Flächen an der Welfenstraße, die von den Architekten Caruso St. John gestaltet werden sollen. »Mein Favorit war das nicht«, sagte Stadträtin Lydia Dietrich (Grüne). Ausgewählt habe die Jury das Modell, weil es gut zu den Entwürfen für die Regerstraße und dem bereits in der Welfenstraße vorhandenen Neubaugebiet passe.
Als gelungen bezeichneten die Vertreter des Preisgerichts auch das besondere Verfahren, bei dem erstmals Bürger bereits während der Erstellung der Entwürfe mit eingebunden wurden. Dies sei ein »gefährliches Unterfangen« gewesen, sagte Stadtrat Mario Schmidbauer (CSU): »Man ist ja in einen ganz offenen Dialog getreten.« Die Befürchtung, dass die Planungen dadurch »verwässert« würden, sei jedoch nicht eingetreten, so Büllesbach. Berücksichtigt worden sei neben der Ablehnung von Hochhäusern auch das Anliegen der Bürger, den geförderten Wohnungsbau, der einen Anteil von 30 Prozent haben und auch Genossenschaftsprojekte beinhalten wird, auf alle drei Areale zu verteilen.
Ob dieses bislang in München einzigartige Vorgehen der Bürgerbeteiligung Schule machen wird, ist indes noch offen. Zwar habe sich das Verfahren als positiv erwiesen, jedoch sei es sehr zeit- und kostenintensiv, erklärte Stadtbaurätin Elisabeth Merk. Bei dem Bauvorhaben in der Au würden die Stadtbewohner allerdings weiterhin mit eingebunden, etwa bei der Überarbeitung der Planungen und Fragen zur Verkehrsentwicklung: »Wir machen nun nicht hinter verschlossenen Türen weiter.«
Die Siegermodelle sind noch bis Sonntag, 14. Juli, jeweils dienstags und donnerstags von 15 bis 19 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr in der Welfenstraße 24 ausgestellt. Der Baubeginn des Projekts ist für 2018 vorgesehen. Julia Stark