Licht und Schatten gab es bei Dieter Reiters Besuch in Moosach. Unter den Bäumen im Biergarten der Traditionsgaststätte »Alter Wirt« geht Münchens Wirtschaftsreferent und OB-Kandidat der SPD von Tisch zu Tisch und stellt sich vor. Die Bilanz, die die Stadtteil-Bewohner für ihr Viertel ziehen, ist gemischt. Sie vermelden Positives und Negatives, also Licht und Schatten.
Sepp Dirnberger aus der Dresdner Straße, der seit 1970 in Moosach wohnt, schwärmt vom Pelkoven-schlössl: »Wir haben ein wunderschönes Bürgerhaus.« Dank der Stadt München. Ihr gehört das historische Gemäuer am Moosacher St.-Martins-Platz, und sie habe es mit großem Aufwand umgebaut, lobt Dirnberger. »Da kommen viele Bürger zusammen.« Er sei beim letzten Silvesterball im Pelkovenschlössl gewesen und es habe ihm gut gefallen. Nicht so begeistert zeigte sich Dirnberger von der Mietpreisentwicklung in München. Er sei davon zum Glück nicht selbst betroffen, denn er habe eine schöne Eigentumswohnung in Moosach. An einem anderen Tisch berichtet ein Ehepaar, dass es zwar ganz gut verdiene, trotzdem aber die Hälfte des Einkommens für die Miete weggehe. Reiter macht für die gestiegenen Mietpreise unter anderem auch den starken Zuzug nach München verantwortlich. In den vergangenen zehn Jahren seien 100.000 Menschen nach München gezogen. Bis zum Jahr 2025 kämen weitere 150.000 bis 200.000. »Wir können keinen Zaun um München bauen«, so Reiter voller Sarkasmus.
Die Stadt müsse künftig den Bau von Genossenschaftswohnungen stärken. Er, Reiter, sei selber in einer solchen aufgewachsen, in Sendling. Er wolle erreichen, dass die Stadt ihre Grundstücke günstiger an Genossenschaften vergebe, was zwar juristisch nicht einfach sei und die Gemeindeordnung sogar verbiete. Trotzdem sieht der SPD-Politiker eine Chance, und zwar, indem die Stadt Kriterien wie Einkommensgrenzen zur Nutzung von Genossenschaftswohnungen definiere. »Das ist natürlich nicht wasserdicht«, räumt Reiter ein. Er habe mit den Juristen der Stadt darüber eineinhalb Jahre gestritten. Aber »wir versuchen es jetzt, auch wenn die Regierung von Oberbayern mich verklagt, dass ich günstigen Wohnraum schaffe«. Angesichts der Wohnungsnot in München müsse man solch unkonventionelle Maßnahmen ergreifen. An mehreren Tischen sitzen junge Mütter und beklagen, dass es in Moosach zu wenig Hortplätze und zu wenig Plätze zur Mittagsbetreuung von Schülern gebe insbesondere an der Amphionpark- und an der Haldenbergerschule, beschweren sich einige junge Frauen. Sie sitzen zu neunt an einem Tisch. »Darf ich mich daher trauen?«, fragt Reiter spaßhaft. Und schon klagen die Mütter dem OB-Kandidaten ihr Leid.
In der Grundschule am Amphionpark seien für das neue Schuljahr 2013/14 nur zwei Hortplätze frei, ärgert sich eine Moosacherin. Eine andere, ein paar Tische weiter, beschwert sich, dass »auch der Kita-Ausbau noch nicht so toll ist«. Die Moosacher SPD-Ortsvorsitzende Julia Schönfeld-Knor weist darauf hin, dass die Stadt beim Bau von Tagesstätten und der Einrichtung von Hortgruppen ordentlich zugelegt habe. »Aber der Bedarf ist so unglaublich, dass man nicht nachkommt.«
An einem anderen Biergartentisch sitzen drei junge Männer. Überall verteilt Reiter seinen Flyer. »Eine gute Zukunft für München«, steht darauf. »Wir haben schon Ihren Flyer bewundert«, so ein junger Mann. »Das ist ein großes Erbe, das Sie antreten wollen. Aber ich bin zuversichtlich, dass Sie das schaffen. Viel Glück.« Münchens Wirtschaftsreferent freut sich. Er kommt mit vielen Stadtteilbewohnern in Kontakt. Sein Fazit: »In Moosach leben viele freundliche Leute.«
Unter dem Motto » Dieter Reiter in Moosach« war der OB-Kandidat, der sich den Münchnern am 16. März 2014 als Nachfolger von OB Christian Ude zur Wahl stellt, kürzlich für einen Abend und einen Samstag im Viertel. An fünf Stellen stand er den Bürgern Rede und Antwort: im Postsportverein, im Olympia-Einkaufszentrum, am Moosacher Bahnhofsvorplatz, beim Sommerfest in der Kleingartenanlage Nordwest 18, an der Waldhornstraße und eben im »Alten Wirt«.
Wally Schmidt